Suche nach effektiven Desinfektionstechniken – Forschungsgruppe der THU forscht an Inaktivierung von Coronaviren



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21.07.2020 11:03

Suche nach effektiven Desinfektionstechniken – Forschungsgruppe der THU forscht an Inaktivierung von Coronaviren

Um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 zu verlangsamen, werden geeignete, effiziente und vor allem leicht anwendbare Desinfektionstechniken benötigt.
Eine Forschungsgruppe der Technischen Hochschule Ulm unter Leitung des Desinfektions-Experten Prof. Dr. Martin Heßling untersucht und analysiert mit Unterstützung des Forschungspartners Pharmpur, inwiefern verschiedene Arten von menschlichen und tierischen Coronaviren durch Hitze und ultravioletter Strahlung inaktiviert werden können.

Bei ihrer Analyse von thermischen Einflüssen stützen sich Prof. Heßling und sein Team auf Coronavirusinaktivierungsexperimente, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden. Sie wandten diese Resultate mit Hilfe von Modellen (Arrhenius-Modelle) auf das neue SARS-CoV-2 Virus an. Möglich wurde dies, da sich Coronaviren in ihrer Struktur nicht stark unterscheiden.

Dabei fanden sie heraus, dass sich Coronaviren bereits durch relativ niedrige Temperaturen inaktivieren lassen. Für Standardproben ist z. B. bei 60 °C eine Anwendungsdauer von 32,5 Minuten notwendig, bei 80 °C nur noch 3,7 Minuten und bei 100 °C gerade mal eine halbe Minute, um eine Reduktion von 99,999 % und somit eine praktisch vollständige Vernichtung der Viren zu erreichen. Das entspricht einer Reduzierung von 100.000 Keimen auf 1. So sind im privaten Bereich keine professionellen Dampfsterilisatoren oder Autoklaven notwendig, um Coronaviren effektiv und schonend für Materialien, z. B. Mund-Nase-Masken, zu inaktivieren.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Auch die Untersuchungen von Experimenten mit ultravioletter, keimtötender Strahlung im Bereich von 254 Nanometern (UVC) zeigen, dass Coronaviren – und mögliche zukünftige Mutationen – sehr UV-empfindlich sind. So lässt sich bereits mit einer Bestrahlungsdosis von 10.6 mJ/cm² eine 90 %ige Virusreduktion erreichen.
Zum Vergleich: Die Trinkwasser-Norm für UVC-Desinfektion verlangt mindestens 40 mJ/cm², d.h. Trinkwasser, das mit UVC desinfiziert wurde, ist praktisch frei von Coronaviren.

Gezielte Strahlungsexperimente mit Coronavirus-ähnlichen Viren werden derzeit im Biotechnologielabor durchgeführt, um weitere Informationen zur Inaktivierung von Coronaviren mit bestimmten Strahlungsdosen zu erhalten.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

www.thu.de/martin.hessling.


Originalpublikation:

DOI: 10.3205/dgkh000351
DOI: 10.3205/dgkh000343


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW