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02.01.2025 10:47
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Bioreaktor ermöglicht automatisierte Langzeitkultivierung von Stammzellen
Humane induzierte pluripotente Stammzellen (hiPSCs) gelten als vielversprechendes Werkzeug in der Medizin: Künftig sollen sie die Therapie von vielen Leiden wie etwa neurodegenerativen Erkrankungen ermöglichen. Nach wie vor ist jedoch die Herstellung großer Mengen an hiPSCs eine Herausforderung. Forschende des Fraunhofer-Translationszentrums für Regenerative Therapien TLZ-RT am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC haben nun einen Bioreaktor entwickelt, mit dem eine automatisierte Langzeitkultivierung von hiPSCs gelingt.
Humane induzierte pluripotente Stammzellen (hiPSCs) bieten großes Potenzial für die Entwicklung von Zelltherapien, Medikamenten und für die Erforschung von Krankheiten. HiPSCs sind embryonalen Stammzellen sehr ähnlich, sie werden jedoch im Labor aus adulten Zellen, die zuvor dem Bindegewebe von Erwachsenen entnommen wurden, gezüchtet und reprogrammiert. Der Vorteil: Pluripotente Stammzellen können potenziell jede Zelle oder jedes Gewebe produzieren, das der Körper zur Selbstreparatur benötigt. Zudem ist es möglich, direkt an den Zellen, die bei einer bestimmten Erkrankung betroffen sind, patientenspezifisch potenzielle Wirkstoffe zu testen.
Um den wachsenden Bedarf an hiPSCs zu decken und die standardisierte Herstellung in größerer Zahl zu ermöglichen, hat ein Forscherteam des Fraunhofer ISC in Würzburg im Projekt SUSI (kurz für Suspensionsinkubator) einen dynamischen Inkubator und Suspensions-Bioreaktor entwickelt, der sich für die Langzeitkultivierung von hiPSCs eignet. Er bietet optimale Bedingungen wie eine Temperatur von 37 oC und eine mit fünf Prozent CO2 gesättigte Atmosphäre, die für die Zellkultivierung erforderlich sind. Eine Schlüsselkomponente des Bioreaktors ist der Impeller bzw. Rührer, der die wichtigen Aufgaben des Mischens, der Belüftung sowie des Wärme- und Massentransfers im Glasbehälter zum Einstellen homogener Bedingungen innerhalb der Zellsuspension erfüllt und so eine saubere Zellvermehrung ermöglicht. »Das Wohl der Zellen steht bei uns im Vordergrund. Dementsprechend haben wir die Komponenten unseres Bioreaktors designt und konstruiert«, sagt Thomas Schwarz, Wissenschaftler am Fraunhofer TLZ-RT. So ist es etwa entscheidend, welche Scherkräfte beim Rühren der Kultur auf die Zellen wirken. Mithilfe von Software-Simulationen ist es den Forschenden gelungen, hier die optimalen Parameter für die Konstruktion des Impellers sowie die geeignetsten Prozessparameter zu berechnen, die dann im Bioreaktor mithilfe von Sensoren kontinuierlich in Echtzeit überwacht werden. Das erzielt eine homogene Zellsuspension – auch bei großen Zellmengen. Dementsprechend ist das Glasgefäß, das den Impeller umhaust, skalierbar.
Zellkultivierung über die Dauer von drei Monaten
Ein Fluidkreislauf, der durch eine Verschaltung von vier Ventilen ermöglicht wird, transportiert alle flüssigen Lösungen, die für die Prozesse erforderlich sind – etwa das Nährmedium – in einer sterilen Umgebung. So können die hiPSCs vollautomatisch vermehrt und die Einflüsse menschlicher Interaktionen minimiert werden. Darüber hinaus umfasst der Inkubator ein mit einem Partner eigens entwickeltes Mikroskop, mit dem sich der Zustand des Nährmediums und der Zellsuspension automatisiert überwachen und auf die Bildung von unerwünschten Agglomeraten bzw. Zellhaufen prüfen lässt. Ergänzend erlaubt der Einsatz von KI die Zählung der Zellen. Während der Zellkultivierung analysiert ein neuronales Netz die Zellgeometrien. »Unser modulares, funktional erweiterbares System zeichnet sich durch seine Flexibilität und seinen hohen Automatisierungsgrad aus und erlaubt eine kontrollierte Zellbehandlung. Durch den geschlossenen Kreislauf und den automatisierten Austausch der fluidischen Komponenten lassen sich Kontaminationen vermeiden«, so der Forscher. In den Inkubator des Fraunhofer TLZ-RT lassen sich verschiedene Arten von Bioreaktoren einbauen, die Ausstattung ist individuell anpassbar – eine Möglichkeit, die herkömmliche Inkubatoren üblicherweise nicht bieten.
Mit dem Bioreaktor, der als Prototyp vorliegt, ist es den Forschenden inzwischen gelungen, Zellen über die Dauer von drei Monaten zu kultivieren, ohne deren Differenzierungspotenzial zu reduzieren. Das System konnte so angepasst werden, dass verschiedene Zelldifferenzierungen aus den Kulturen möglich sind – ein Fortschritt für die hiPSC-Technologie.
Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2025/januar-2025/bioreak…
Bilder
Ein Fluidkreislauf transportiert alle Flüssigkeiten zu den Bioreaktoren und zu dem mittig angeordnet …
© Fraunhofer ISC
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Maschinenbau, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
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