09.12.2020 12:01
Abschlussbericht zur Hebammenversorgung in NRW ist online
Der Abschlussbericht zum Projekt HebAB.NRW ‘Geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen in Nordrhein-Westfalen‘ wurde fertiggestellt und ist nun samt der Handlungsempfehlungen online verfügbar.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
„Bei unseren Empfehlungen war uns wichtig, dass die geburtshilfliche Versorgung an vielen Stellen akute Unterstützung benötigt, aber auch mittel- und langfristige Strategien entwickelt werden müssen, um eine lückenlose Versorgung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen zu gewährleisten“, erklärte Professorin Dr. Rainhild Schäfers, die das HebAB.NRW-Teilprojekt Mütterbefragung geleitet hat.
Die ersten Forschungsergebnisse hatten die Wissenschaftlerinnen bereits am 20. November 2019 anlässlich eines öffentlichen Symposiums vorgestellt und mit Vertreter*innen der Politik, des Gesundheitswesens, der Bundeselterninitiative Mother Hood sowie den Teilnehmer*innen des Symposiums diskutiert.
„Im jetzt veröffentlichten Abschlussbericht stellen wir ausführlich die tiefergehenden Analysen der bisher umfangreichsten Studie zur geburtshilflichen Versorgung in Deutschland dar. Zudem haben wir auf der Grundlage der Ergebnisse Handlungsempfehlungen formuliert und dabei die Diskussionsergebnisse und Empfehlungen des Symposiums mit aufgenommen“, betonte Prof. Dr. Nicola Bauer. Sie hatte den Teil Hebammenbefragung im Projekt HebAB.NRW geleitet.
Insgesamt könne durch die parallel durchgeführten Befragungen von 1.924 Hebammen und 1.783 Frauen in NRW ein umfassender Überblick über die Versorgungsleistungen und die Versorgungslücken der geburtshilflichen Versorgung durch Hebammen in NRW gegeben werden, sagte Nicola Bauer.
Rainhild Schäfers resümierte das Projekt: „Es ist wieder einmal deutlich geworden wie wichtig den Frauen eine kontinuierliche und vertrauensvolle Begleitung in dieser Zeit ist. Was wir nun dringend benötigen, sind moderne und innovative Konzepte. Konzepte die gleichsam die Bedürfnisse der Frauen wie auch die die Grenzen der Belastbarkeit von Hebammen im Blick haben.“
In dem Abschlussbericht wird die flächendeckende kommunale Einrichtung und Finanzierung von Hebammenzentralen in NRW empfohlen, um ein niedrigschwelliges Angebot für Schwangere und Wöchnerinnen zu gewährleisten. Zudem könne die Digitalisierung der Hebammenzentralen unterstützt werden, um diese organisatorisch zu entlasten und den Zugang für Hebammen und Frauen zu erleichtern, heißt es im Bericht.
Es ist nach Angaben des Abschlussberichts nicht möglich, die im Beruf aktiven Hebammen – ob klinisch oder außerklinisch – exakt zu beziffern. Verfügbare Zahlen oder Quellen sind unvollständig oder nicht aktuell oder enthielten Doppelungen. Um eine gezielte Bedarfsplanung und Steuerung der Hebammenversorgung zu ermöglichen, ist es sinnvoll, eine gesetzliche Grundlage für die Erfassung regelmäßiger und weiterer Informationen über das Hebammenangebot bei den unteren Gesundheitsbehörden (Gesundheitsämtern) zu schaffen.
Bauer: „Der Bericht enthält Vorschläge, wie das Meldeverfahren und die statistische Erfassung von Hebammen in NRW verbessert werden kann.“ So sollte die Registrierung der Berufsangehörigen durch eine Berufskammer für Hebammen selbstverwaltet organisiert werden – analog zu einer Pflegekammer. Die Etablierung einer Hebammenkammer werde laut Bericht den Professionalisierungsprozess des Hebammenberufes neben der Akademisierung fortführen. Nach der erfolgreichen Gründung der Pflegekammer NRW könnte somit ein weiterer Gesundheitsfachberuf in der Selbstverwaltung gestärkt werden. Das Bundesland NRW könnte als erstes Bundesland in einem Modellvorhaben die Einführung einer Hebammenkammer erproben und evaluieren.
„Die Erhebung im Projekt HebAB.NRW hat gezeigt, dass wir bereits heute einen Mangel an Hebammen in NRW erkennen. Wenn wir die Anzahl von aktuell insgesamt circa 260 bis 280 existierenden Ausbildungs- und Studienplätzen zugrunde legen, dann erscheint uns die Zahl von 300 geplanten Studienplätzen zu gering“, erklärte Nicola Bauer.
Die Studie ‚HebAB.NRW‘ wurde vom Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) gefördert (Förderkennzeichen LZG TG 72 001/2016).
Der HebAB.NRW-Abschlussbericht sowie der Anlagenband sind jetzt auf der Website des Forschungsschwerpunktes ‚Midwifery & Reproductive Health‘ des Instituts für Angewandte Gesundheitsforschung (IAG) der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) verfügbar (www.hs-gesundheit.de/hebab.nrw).
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Professorin für Hebammenwissenschaft Dr.in Nicola H. Bauer
Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Hochschule für Gesundheit Bochum
Mail: nicola.bauer@hs-gesundheit.de
Originalpublikation:
Bauer, N.H., Villmar, A., Peters, M. & Schäfers, R. (2020). HebAB.NRW – Forschungsprojekt „Geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen in Nordrhein-Westfalen“. Abschlussbericht der Teilprojekte Mütterbefragung und Hebammenbefragung. Hochschule für Gesundheit Bochum. http://www.hs-gesundheit.de/hebab.nrw
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
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