Altersmedizin trifft auf Mikrobiomforschung: Neue Impulse für die Therapie von Immunerkrankungen



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25.07.2023 11:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Altersmedizin trifft auf Mikrobiomforschung: Neue Impulse für die Therapie von Immunerkrankungen

Jüngste Fortschritte in der Mikrobiomforschung ermöglichen neue Systemansätze zur Untersuchung des dynamischen Zusammenspiels zwischen Mikrobiota, ihren Metaboliten sowie den Immun- und Stoffwechselreaktionen des Wirts. Dieses Verständnis eröffnet neue Wege für therapeutische Interventionen bezüglich der Behebung altersbedingter Veränderungen in der Mikrobiota-Wirt-Homöostase. „Solche Eingriffe könnten den fäkalen Mikrobiota-Transfer, kurz FMT, definierte Bakterienkonsortien oder Phagen umfassen.

Es wurde bereits gezeigt, dass FMT die Immunfunktion im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen, Krebs und Infektionskrankheiten moduliert“, sagt Professorin Maria Veherschild (Foto) vom Universitätsklinikum Frankfurt. Im Rahmen ihres Keynote-Vortrages beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) wird sie diesen Themenkomplex genauer beleuchten. Der Kongress findet vom 14. bis 16. September auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt.

„Eine gezielte Modulation krankheits- und empfängerspezifischer Mikrobiota-Signaturen könnte durch eine personalisierte Spenderauswahl, die Identifizierung definierter mikrobieller Konsortien oder ihrer wirksamen Metaboliten erreicht werden“, so die Infektiologin. Auch fortschrittliche Methoden der Arzneimittelabgabe, die die mikrobielle Transplantation verbessern, spielen dabei eine Rolle. In den vergangenen Jahren wurde das vielversprechende prognostische, diagnostische und therapeutische Potenzial des menschlichen Darmmikrobioms in den Mittelpunkt intensiver Forschung gerückt. „Die Möglichkeit, die Darmmikrobiota zu analysieren hat es ermöglicht, Verschiebungen in der Zusammensetzung mit pathologischen Zuständen sowie mit suboptimaler Gesundheit und Wohlbefinden in Verbindung zu bringen.“ Unterschiede in der Vielfalt, der Zusammensetzung und dem funktionellen Potenzial der mikrobiellen Gemeinschaften des Darms werden mittlerweile mit Autoimmunerkrankungen, Krebs sowie neurodegenerativen und metabolischen Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Von Bedeutung: Wie Immun- und Entzündungsalterung die Mikrobiota beeinflussen

Bei älteren Menschen mit einer abweichenden Zusammensetzung der Darmmikrobiota (Dysbiose) wurde festgestellt, dass sie in höherem Maße als andere Personen zu Gebrechlichkeit neigen. Dies ist dadurch zu erklären, dass eine Dysbiose, die durch einen Verlust wichtiger Schlüsselbakterien ein höheres Level an entzündlicher Aktivität aufweist, das sogenannte „Inflamm-Aging“ induziert. In dieser Situation kommt es zu einer Beeinträchtigung der Homöostase und der Reparaturmechanismen in praktisch allen Organen und das Risiko für die Entwicklung chronischer Krankheiten im Alter steigt. „In Zukunft müssen wir besser verstehen, inwieweit unsere Mikrobiota diese Prozesse modulieren kann, und es wird von größter Bedeutung sein, wie Immunalterung und Entzündungsalterung wiederum die Zusammensetzung unserer Mikrobiota beeinflussen“, erklärt Maria Vehreschild.

Zur Person:
Prof. Dr. med. Maria J. G. T. Vehreschild ist Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Leiterin des Schwerpunktes Infektiologie am Universitätsklinikum Frankfurt sowie der Klinischen Mikrobiom-Forschungsgruppe und der GMP-zertifizierten Stuhlbank am Universitätsklinikum Köln. Vehreschild und ihre klinische Mikrobiom-Forschungsgruppe verfügen über langjährige Klinik- und Forschungserfahrung in der Behandlung von infektiösen Diarrhoen mit Standardantibiotika und fäkalen Mikrobiota-Transfer-Produkten (FMT). Sie war die erste, die verkapselte FMT-Produkte in Europa einsetzte und hat seitdem über 350 Patienten mit diesen FMT-Produkten behandelt. Darüber hinaus hat die Gruppe das MicroTrans-Register zur Überwachung der Wirksamkeit und Sicherheit von FMT in Deutschland eingerichtet. Vehreschild hat die derzeit größte und aktivste Stuhlbank in Deutschland gegründet und Schulungen zur Durchführung von Mikrobiota-basierten Behandlungen in zahlreichen deutschen Krankenhäusern durchgeführt. Neben FMT-Herstellungs- und Behandlungsverfahren konzentriert sich ihre Klinische Mikrobiom-Forschungsgruppe auf die Prävention und Kontrolle der Kolonisierung und Infektion mit multiresistenten Bakterien, insbesondere in immungeschwächten Bevölkerungsgruppen. Innerhalb des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung koordiniert sie den Forschungsbereich Healthcare-associated multi-drug resistant bacterial infections.
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit sind die Interaktionen zwischen der Mikrobiota und dem Immunsystem.

Termin:
Prof. Maria Vehreschild, Frankfurt am Main
Keynote-Lecture: „Unser Mikrobiom und Altern“
Geriatrie-Kongress
Hörsaal 4, Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Donnerstag, 14. September 2023
14.15 bis 15 Uhr

Foto: Universitätsklinikum Frankfurt

Pressekontakt der DGG

Torben Brinkema
medXmedia Consulting KG
Nymphenburger Str. 19
80335 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 79
E-Mail: presse@dggeriatrie.de


Bilder

Prof. Maria Vehreschild

Prof. Maria Vehreschild


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


 

Quelle: IDW