ECLS-SHOCK Studie: va-ECMO bringt bei infarkt-bedingtem kardiogenen Schock keinen Behandlungsvorteil



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05.09.2023 11:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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ECLS-SHOCK Studie: va-ECMO bringt bei infarkt-bedingtem kardiogenen Schock keinen Behandlungsvorteil

Die Ergebnisse der ECLS-SHOCK Studie und einer Meta-Analyse zeigen, dass der Einsatz einer veno-arteriellen Herzlungenmaschine (va-ECMO) bei einem akuten infarkt-bedingten Herzversagen keinen statistisch signifikanten Vorteil in der Behandlung in Bezug auf die Sterblichkeit vorweisen kann.

Düsseldorf/Berlin, 5. September 2023. Der infarkt-bedingte kardiogene Schock ist die schwerste Form des akuten Herzversagens und bleibt eine der größten Herausforderungen der interventionellen und intensivmedizinischen Versorgung kardiovaskulärer Patientinnen und Patienten. Die Sterblichkeit ist mit 40-50% nach 30 Tagen weiterhin hoch. Eine frühe Revaskularisation der Infarktläsion gilt als einzige evidenzbasierte Maßnahme zur Senkung der Sterblichkeit. Der zusätzliche Einsatz aktiver mechanischer Kreislaufunterstützung nimmt weltweit rapide zu. Bisher hoffte man, dass diese Systeme das Überleben nach dem kardiogenen Schock verbessern. Die Ergebnisse der ECLS-SHOCK Studie und einer Meta-Analyse sprechen gegen diese Annahme.

Hohes Komplikationsrisiko macht Behandlung zum Nullsummenspiel

Bislang gab es nur eine unzureichende Evidenz für den Einsatz einer veno-arteriellen Herzlungenmaschine (va-ECMO) bei einem akuten infarkt-bedingten Herzversagen. Jetzt hat Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) eine randomisierte klinische Studie im New England Journal of Medicine (ECLS-SHOCK Studie, doi: 10.1056/nejmoa2307227) sowie eine Meta-Analyse von randomisierten Studien mit individuellen Patientendaten im Lancet (doi: 10.1016/S0140-6736(23)01607-0) publiziert. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Verfahren der va-ECMO zwar den möglichen Vorteil einer kompletten Übernahme der Zirkulation bietet. Allerdings ist es auch häufig mit Komplikationen vergesellschaftet und der gewollte Benefit ist möglicherweise gar nicht vorhanden“, so Thiele.

Anpassung internationaler Leitlinien ist wahrscheinlich

Die zurzeit mit Abstand weltweit größte Studie zeigt, dass der Einsatz dieses sowohl in Deutschland als auch weltweit verbreiteten Verfahrens keinen statistisch signifikanten Vorteil in der Behandlung in Bezug auf die Sterblichkeit vorweisen kann. Zusammen mit Prof. Matthias Kochanek, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e. V. (DGIIN), unterstreicht der DGK-Präsident, wie wichtig die Durchführung dieser Studie und Meta-Analyse war, um mehr Evidenz in der Behandlung bei der va-ECMO zu bekommen. „Die Ergebnisse werden sicher dazu führen, dass man die Empfehlungen internationaler Leitlinien zum Einsatz der va-ECMO beim infarkt-assoziierten kardiogenen Schock herunterstufen wird“, sagt Kochanek. Prof. Michael Böhm, Pressesprecher der DGK ergänzt: „Die neuen Schwerpunkte sollten einerseits auf der Prävention aber auch Beherrschung der zum Teil schwerwiegenden Blutungen liegen, die durch die mechanischen Systeme und Zugangswege ausgelöst werden. Andererseits muss der zusätzliche Entzündungsstimulus abgeschwächt werden. In einer Situation, in der sich ein kardiogener Schock entwickelt hat, ist weniger wahrscheinlich mehr.“

va-ECMO nur noch in Einzelfällen und weitere Daten sind notwendig

DGK und DGIIN betonen, dass unter Berücksichtigung dieser Studienergebnisse die Indikation zu einer Therapie mit va-ECMO in Deutschland und auch international mit großer Zurückhaltung gestellt werden sollte. Es mag Einzelfälle und ausgewählte Patientenpopulationen geben, die in dieser spezifischen klinischen Situation von einer va-ECMO profitieren könnten. Hierzu müssen aber klare klinische Prädiktoren identifiziert werden. Das Thema wird zukünftig weiter wissenschaftlich untersucht und Ergebnisse entsprechend interpretiert werden müssen.

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Bilder

Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK)

Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforsc

HKM/Ronny Kretschmer

Prof. Michael Böhm, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK)

Prof. Michael Böhm, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislauff

DGK/Martínez


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW