Kohlenhydratarme Diät bei septischen Patienten auf Intensivstation: 1. Platz DIVI-Preis klinische Forschung



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29.11.2023 12:15

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Kohlenhydratarme Diät bei septischen Patienten auf Intensivstation: 1. Platz DIVI-Preis klinische Forschung

Der 1. Platz beim Forschungspreis klinische Forschung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) geht in diesem Jahr an ein kooperierendes Forschungsteam des Universitätsklinikums Knappschaftskrankenhaus Bochum und des LMU Klinikums München. Im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie konnte das Team um Dr. Dr. med. David Effinger (LMU Klinikum) erstmals nachweisen, dass eine kohlenhydratarme, ketogene Diät (KD), nicht nur ein sicher durchführbares Ernährungsregime bei Sepsis-Patienten auf der Intensivstation darstellt, sondern sich auch positiv auf den Behandlungsverlauf auswirkt.

Vorhergehenden Studien zufolge verbessert eine solche Diät maßgeblich die Immunfunktion – und könnte daher auch der Immundysfunktion bei Sepsis entgegenwirken. „Die Studienergebnisse der Forschungsgruppe um Dr. Effinger zeigen eindrucksvoll, dass Ernährung ein wichtiger therapeutischer Baustein in der Behandlung unserer kritisch kranken Patienten ist“, sagte DIVI-Kongresspräsident Professor Thorsten Brenner bei der Preisverleihung im Rahmen der heutigen Eröffnungsveranstaltung auf dem Jahreskongress DIVI23 in Hamburg. Der Preis ist mit 4.000 Euro dotiert.

Insgesamt analysierte die Forschungsgruppe zwischen 2020 und 2022 Daten von 40 Sepsis-Patienten. Die eine Hälfte der Patienten wurde als Interventionsgruppe mit kohlenhydratarmer, ketogener Sondennahrung versorgt, während die andere Hälfte als Kontrollgruppe Standardnahrung mit normalem Kohlenhydratgehalt erhielt. Im Zeitverlauf zeigten sich einige Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Im Gegensatz zu einem Großteil der Kontrollgruppe benötigte nach zwei Tagen beispielsweise kein Patient aus der Interventionsgruppe mehr eine Insulinbehandlung. Auch die Dauer der Beatmungstherapie konnte bei den Patienten mit ketogener Diät verkürzt werden. Gleichzeitig wurden keine klinischen oder laborchemischen Nebenwirkungen festgestellt. „Wir konnten somit erstmals nachweisen, dass eine KD bei intensivmedizinischen Krankheitsbildern ein sinnvolles Ernährungskonzept mit großem therapeutischem Potenzial darstellt“, erklärt Effinger.

Größere Studien für die klinische Praxis nötig

Um auf Basis dieser vielversprechenden Ergebnisse Empfehlungen für die klinische Anwendung ableiten zu dürfen, bedarf es nun einer größeren, multizentrischen prospektiven randomisierten Studie. Die Integration dieser besonderen Diät in den Klinikalltag könnte laut David Effinger so aussehen: „Zunächst sollten kritisch kranke Patienten eine enterale Sondennahrung mit ketogener Formulierung bekommen. Wenn sie später in der Lage sind, selbstständig wieder Nahrung aufzunehmen, muss man ketogene Menüs anbieten. Das bedarf einer engen Absprache mit der Klinikküche. Wir haben in der damaligen Studienzeit selbst Rezeptideen bzw. Menüs zusammengestellt und in Kooperation mit den Kollegen der Bochumer Klinikküche angeboten“, so Effinger.

Über den DIVI-Forschungspreis

Der DIVI-Forschungspreis, auch bekannt als Posterwettbewerb, wird jährlich im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft möchte die DIVI damit der methodischen Diskussion einen höheren Stellenwert einräumen. Die jeweils vier besten Abstracts aus den Bereichen klinische und experimentelle Medizin werden von einer Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die beiden Sieger erhalten 4.000 Euro, die zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 je 1.000 Euro.


Weitere Informationen:

https://www.divi.de/presse/pressemeldungen/pm-kohlenhydratarme-diaet-bei-septisc…


Bilder

Dr. Dr. med. David Effinger, LMU Klinikum München

Dr. Dr. med. David Effinger, LMU Klinikum München
privat
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch


 

Quelle: IDW