Positive Wirkungen von begleitender Musiktherapie bei Operationen



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15.03.2021 15:31

Positive Wirkungen von begleitender Musiktherapie bei Operationen

Veröffentlichung in Scientific Reports

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Ein interdisziplinäres Team unter Beteiligung von Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) hat untersucht, welche Wirkung eine Musikbegleittherapie auf die psychische Situation von Frauen hat, die sich aufgrund einer folgenden Chemotherapie einer Portkatheder-Operation unterziehen müssen. In der Zeitschrift Scientific Reports beschreiben sie, dass die Patientinnen von der Musiktherapie profitieren.

Portkatheder werden häufig gesetzt, wenn Tumorpatienten zum Beispiel nach einer Brustkrebs-OP eine nachfolgende Chemotherapie benötigen. Über diese unter der Haut sitzenden Implantate können sehr sicher und für die Betroffenen möglichst wenig belastend die notwendigen Medikamente verabreicht werden, ohne dass für jede Behandlung ein neuer Venenkatheter gelegt werden muss.

Diese Implantate werden in einer kurzen Operation zumeist in Lokalanästhesie eingesetzt. Dennoch kann ein solcher Eingriff, verbunden mit den Bedenken über die folgende Chemotherapie, bei den Betroffenen Angst und Stress auslösen. Ein Team von Psychologinnen, Psychologen, Medizinerinnen und Medizinern der HHU, dem Universitätsklinikum Düsseldorf, der Ruhr-Universität Bochum und dem Universitätsklinikum Augsburg hat nun untersucht, ob diese negativen psychischen Effekte durch eine begleitende Musiktherapie reduziert werden können. Die Studienleitung hatte Dr. Nora Schaal vom Institut für Experimentelle Psychologie der HHU gemeinsam mit Dr. Philip Hepp von der Universitätsfrauenklinik Augsburg.

Die negativen psychischen Begleiterscheinungen können die OP selbst oder die spätere Genesung erschweren. Da aber konventionelle pharmakologische Behandlungsmethoden mit weiteren Nebenwirkungen und Risiken verbunden sein können, sucht die Forschung nach alternativen Behandlungsarten. Um Angst und Stress zu senken, schien eine intraoperative Musiktherapie während der Implantation erfolgsversprechend.

Das Team untersuchte diese Hypothese im Rahmen einer einfach verblindeten Studie bei gynäkologischen Onkologiepatientinnen. Vor, während und nach dem Eingriff nahmen sie subjektive und objektive Angst- und Stressparameter ab. Einer Hälfte der insgesamt 84 Studienteilnehmerinnen wurde während der OP via Kopfhörer ein Musikprogramm vorgespielt – wobei die Patientinnen zwischen Klassik, Jazz, Meditation und Lounge wählen konnten. Die Kontrollgruppe trug ebenfalls Kopfhörer ohne Musikeinspielung, so dass das medizinische Personal nicht über die Gruppenzuordnung Bescheid wusste.

Die Musik wirkte positiv auf stressassoziierte, physiologische Parameter wie den Blutdruck oder die Herzfrequenz und reduzierte tendenziell auch die Menge des ausgeschütteten Stresshormons Cortisol. Dazu Dr. Schaal: „Eine OP-begleitende Musiktherapie wirkt sich positiv auf das Stresslevel der Patientinnen aus und steigert damit ihr Wohlbefinden. Mit diesem einfachen und kostengünstigen Ansatz könnte, zumindest bei einfachen Eingriffen, die Menge an benötigten Sedativa und Analgetika verringert werden.“


Originalpublikation:

Nora K. Schaal, Johanna Brückner, Oliver T. Wolf, Eugen Ruckhäberle, Tanja Fehm & Philip Hepp, The effects of a music intervention during port catheter placement on anxiety and stress, Scientific Reports (2021) 11:5807

DOI: 10.1038/s41598-021-85139-z


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW