Risikofaktor hoher Cholesterinspiegel: Team unter Leitung der Universität Göttingen wertet Daten aus 35 Ländern aus



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11.11.2021 11:00

Risikofaktor hoher Cholesterinspiegel: Team unter Leitung der Universität Göttingen wertet Daten aus 35 Ländern aus

Die Gesundheitsversorgung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist schlecht auf die steigende Zahl von Menschen mit hohem Cholesterinspiegel vorbereitet. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen hat die Bedingungen in 35 dieser Länder untersucht. Mehr als zwei Drittel aller Betroffenen bleiben demnach ohne Behandlung. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift PLoS Medicine erschienen.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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(pug) Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten die Daten von rund 130.000 Befragten ab 15 Jahren aus – die Daten stammen aus 35 repräsentativen Erhebungen zwischen 2009 und 2018. Dabei analysierten sie, wie gut die Gesundheitssysteme den Versorgungsbedarf von Menschen mit Hypercholesterinämie decken. Dafür ermittelte das Team, wie viele Menschen an einem hohen Cholesterinspiegel leiden, wie viele dieser Menschen untersucht, diagnostiziert und behandelt wurden – und wie viele schließlich einen kontrollierten Cholesterinspiegel erreichten.

Weniger als die Hälfte der Betroffenen war auf Hypercholesterinämie untersucht worden. Nur etwa ein Drittel war sich seines hohen Cholesterinspiegels bewusst und hat eine medikamentöse Behandlung oder einen Rat zu einem entsprechenden Lebensstil erhalten. Die große Mehrheit hat somit keinen kontrollierten Cholesterinspiegel. In Ländern mit oberem mittleren Einkommen sowie in Nord- und Südamerika, im östlichen Mittelmeerraum und in Europa ist der Versorgungsgrad tendenziell höher. Zu den relativ leistungsstarken Ländern gehören Sri Lanka und der Iran. Daraus lassen sich möglicherweise wichtige politische Lehren ziehen, um die Hypercholesterinversorgung in anderen Ländern zu verbessern, so die Autorinnen und Autoren.

„Ein hoher Cholesterinspiegel ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche die weltweit häufigste Todesursache ist“, sagt Maja Marcus, Doktorandin an der Universität Göttingen und Erstautorin der Studie. „Eine bessere Versorgung wird durch billigere Testverfahren, patentfreie Medikamente und kostenlose Lebensstilberatung immer erschwinglicher. Dieses Potenzial muss besser genutzt werden, um Krankheiten und Todesfälle zu verhindern.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Maja E. Marcus
Georg-August-Universität Göttingen
Centre for Modern Indian Studies (CeMIS)
Waldweg 26, Altbau, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 39 12406
E-Mail: maja-emilia.marcus@uni-goettingen.de

Prof. Dr. Sebastian Vollmer
Centre for Modern Indian Studies (CeMIS)
E-Mail: svollmer@uni-goettingen.de


Originalpublikation:

Maja Marcus et al. (2021): Unmet need for hypercholesterolemia care in 35 low- and middle-income countries: A cross-sectional study of nationally representative surveys. PLoS Medicine 2021. DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003841


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW