Welt-AIDS-Tag – RKI veröffentlicht neue Daten zu HIV/AIDS in Deutschland



Teilen: 

26.11.2020 10:16

Welt-AIDS-Tag – RKI veröffentlicht neue Daten zu HIV/AIDS in Deutschland

Das Robert Koch-Institut hat anlässlich des bevorstehenden Welt-AIDS-Tages im Epidemiologischen Bulletin eine umfassende Darstellung der HIV/AIDS-Situation in Deutschland veröffentlicht. Im Jahr 2019 haben sich geschätzt 2.600 Personen in Deutschland mit HIV infiziert, 2018 waren es 2.500 Neuinfektionen.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

„Dieser leichte Anstieg der Infektionszahlen zeigt, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, insbesondere um die Testangebote zu verbessern und den Zugang zur Therapie für alle in Deutschland mit HIV lebenden Menschen zu gewährleisten“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. „In der Gesamtschau der vergangenen Jahre zeigt sich aber, dass der Ausbau von zielgruppenspezifischen Testangeboten und ein früherer Behandlungsbeginn Erfolge gebracht haben“, unterstreicht Wieler. Insbesondere ist in den vergangenen Jahren bei der wichtigsten Betroffenengruppe – Männer, die Sex mit Männern haben – die Zahl der Neuinfektionen deutlich gesunken.

Die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland ist bis Ende 2019 auf 90.700 gestiegen. Von diesen ist bei etwa 10.800 die HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert. Wer von seiner Infektion nichts weiß, kann das Virus unbeabsichtigt weitergeben, außerdem ist die Sterblichkeit bei Spätdiagnosen höher. Im Jahr 2019 sind geschätzt 380 Menschen an HIV gestorben.

Bei Männern, die Sex mit Männern haben, blieb die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen konstant im Vergleich zum Vorjahr und liegt bei etwa 1.600 Neuinfektionen, im Jahr 2013 waren es noch etwa 2.200. Beim Gebrauch intravenöser Drogen haben sich 2019 etwa 360 Menschen mit HIV infiziert, diese Zahl ist erneut leicht gestiegen. Etwa 650 Menschen haben sich in Deutschland auf heterosexuellem Weg mit HIV infiziert, auch in dieser Gruppe gibt es seit 2012 auf niedrigem Niveau einen Anstieg.

Der Anteil von Menschen mit einer HIV-Diagnose, die eine antiretrovirale Behandlung erhalten, hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen und liegt inzwischen bei 96 Prozent. Bei fast allen Behandelten (96 %) ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie nicht mehr infektiös sind. Infektionen werden in erster Linie durch Menschen übertragen, deren HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert ist. Die Empfehlung, Kondome zu benutzen, bleibt daher weiterhin ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen.

Mit der oralen Chemoprophylaxe einer HIV-Infektion (sogenannte Präexpositions-Prophylaxe – PrEP) steht ein zusätzliches Instrument zur Verhinderung von HIV-Neuinfektionen zur Verfügung. Seit September 2019 werden in Deutschland die Kosten für Medikamente zur PrEP für Menschen mit substanziellem HIV-Risiko durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Inwiefern sich die Kostenübernahme über den individuellen Nutzen hinaus auch auf die epidemiologische Entwicklung in der Bevölkerung auswirkt, wird derzeit in einem vom RKI geleiteten Forschungsverbund eingehender evaluiert.

Das RKI schätzt die Zahl der HIV-Neuinfektionen jedes Jahr neu. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des gesamten bisherigen Verlaufs der Epidemie. Die neuen Zahlen können daher nicht direkt mit früher publizierten Schätzungen verglichen werden. Die geschätzten Neuinfektionen sind nicht zu verwechseln mit den beim RKI gemeldeten Neudiagnosen. Da HIV über viele Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektionszeitpunkt länger zurückliegen.

Das Epidemiologische Bulletin 48/2020 und weitere Informationen, darunter Eckdaten für die einzelnen Bundesländer, sind online abrufbar: http://www.rki.de/hiv.

——————————–

Herausgeber

Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
http://www.rki.de
Twitter: @rki_de

Pressestelle
Susanne Glasmacher (Pressesprecherin)
Marieke Degen (stellv. Pressesprecherin)
Heidi Golisch
Claudia Paape
Judith Petschelt

Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW