Wie wir miteinander Englisch sprechen



Teilen: 

30.09.2021 10:16

Wie wir miteinander Englisch sprechen

Dissertationspreis für Sprachwissenschaftlerin der Universität Regensburg

Dr. Theresa Neumaier hat für ihre 2019 an der Universität Regensburg abgeschlossene, mit „summa cum laude“ beurteilte Dissertation „Patterns of Conversational Interaction in Varieties of English“, den Dissertationspreis des Deutschen Anglistenverbands erhalten. Die Preisverleihung fand am 22. September digital im Rahmen des Anglistentages 2021 an der Universität Passau statt.

Die gesprochene Sprache ist das, was eine typische, selbstverständliche und alltägliche Interaktion zwischen Menschen ausmacht. Mit dieser gesprochenen Sprache hat sich Dr. Theresa Neumaier in Ihrer Dissertation „Patterns of Conversational Interaction in Varieties of English“ beschäftigt. „Sie hat dabei in ihrer Arbeit auf neuartige Weise die zwei in der Linguistik bislang nicht verbundenen Teildisziplinen der Diskursanalyse und der „World Englishes“ Forschung verknüpft und mit Hilfe eines neuartigen Methodenmix aus qualitativen Ansätzen und hochkomplexen quantitativen Methoden systematische Unterschiede zwischen Sprechern des Englischen in der Karibik und in Südostasien aufgezeigt“, freut sich ihr Regensburger Doktorvater, der emiritierte Professor Dr. Edgar Schneider, der Dr. Neumaier für den Dissertationspreis vorgeschlagen hatte.
„Ich wollte herausfinden, ob es Anzeichen für kulturspezifische Eigenheiten in Bezug auf das ‚turn-taking‘ gibt, also bezüglich der Strategien, die Sprecher verwenden um sich Redeanteile zu sichern oder sie zu verteidigen“, fasst Dr. Neumaier die Intention ihrer Forschung zusammen. Immerhin werde manchen Sprechergruppen nachgesagt, sie seien eher ‚unterbrechend’ (interruptive), während andere als zurückhaltend gelten und angeblich lange Pausen lassen. „Was ich entdeckt habe ist, dass beide Sprechergruppen (in der Karibik (genauer: Jamaika und Trinidad und Tobago) sowie in Südostasien) letztlich dieselben Strategiegruppen verwenden, um sich Redeanteile zu sichern, ihren Redeanteil zu verteidigen oder Sprecherwechsel herbeizuführen“, so Dr. Neumaier. Allerdings zeige ihre Arbeit auch, dass es interessante Unterschiede dabei gibt, wie die Strategien genau umgesetzt werden. So fand sie heraus, dass Sprecher in der Karibik eher auf Änderungen in der Lautstärke setzen oder einzelne Phrasen häufig wiederholen, um sich das Rederecht zu erarbeiten. Im südostasiatischen Raum fand sie diese Techniken hingegen nur selten, dafür nutzen Sprecher dort eher Änderungen in der Sprechgeschwindigkeit oder der Satzstruktur. Insgesamt konnte sie in Ihrer Untersuchung feststellen, dass die Techniken im karibischen Sprachraum eher ‚direkter‘ sind, also für Außenstehende deutlicher erkennbar, als die in der südostasiatischen Sprechergruppe, erklärt die in Landshut geboren Sprachwissenschaftlerin. Das könne erklären, warum in Literatur zu Interaktionsstilen, aber auch in ethnographischen Berichten, karibische Konversationen oft als ‚interruptive‘ oder teilweise sogar als ‚chaotisch‘ beschrieben werden – in den Gesprächen selbst gebe es nämlich keinerlei Hinweise darauf, dass eine Sprechgruppe mehr unterbrechen würde als die andere.

„Für unser Fach – und damit meine ich nicht nur die Sprachwissenschaft sondern die Anglistik als Ganzes – ist besonders wichtig, welche komplexen Zusammenhänge zwischen den Konventionen der sprachlichen Interaktion auf der einen Seite und den unterschiedlichen Kulturräumen – hier verschiedene World Englishes – auf der anderen Seite bestehen. Und genau diese Zusammenhänge von sprachlichen Phänomenen und unterschiedlichen Kulturräumen zu untersuchen, also der Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur, macht die Preiswürdigkeit der Arbeit von Frau Neumaier aus“, erklärte Laudatorin Professorin Dr. Ilka Mindt, vom Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Paderborn im Rahmen der Preisverleihung.
Für ihre Dissertation hatte Frau Dr. Neumaier bereits Anfang des Jahres den Forschungspreis der Fakultät SLK in Regensburg erhalten und wurde 2020 mit dem Preis der Dr. Katharina-Sailer-Stiftung ausgezeichnet. Zudem wird sie als überarbeitete Version bei Cambridge University Press erscheinen.

Zur Person:
Dr. Neumaier war von 2015 bis 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft (Prof. Edgar Schneider) der Universität Regensburg. Seit Oktober 2020 ist sie an der TU Dortmund als Akademische Rätin auf Zeit bei Prof. Patricia Ronan am Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft und arbeitet aktuell an ihrer Habilitation im Bereich der historischen Pragmatik zum Thema „Threatening speech acts in the history of English“.

Zum Deutschen Anglistenverband und dem Dissertationspreis:
Der Deutsche Anglistenverband fördert anglistische Forschung und Lehre an den deutschen Hochschulen. Die Fürsorge des Verbandes gilt dabei allen Teilgebieten des Faches.
Auf den regelmäßig jährlich stattfindenden Anglistentagen werden in jeweils wechselnden Sektionen schwerpunktmäßig aktuelle Forschungsthemen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses dienen regelmäßig vergebene Preise für hervorragende Dissertationen und Habilitationsschriften. Der hochrangige Dissertationspreis Preis wird alle drei Jahre vergeben und zeichnet die in diesem Zeitraum beste Dissertation in der gesamten deutschen Anglistik aus.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Theresa Neumaier
Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft (Prof. Patricia Ronan)
Fakultät für Kulturwissenschaften – Technisch Universität Dortmund
theresa.neumaier@tu-dortmund.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Psychologie, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch


Quelle: IDW