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19.10.2023 14:06
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Wieder die Tablette vergessen? Probleme bei der Medikamenteneinnahme
Damit Medikamente gut wirken können, müssen sie korrekt eingenommen werden: die richtige Medizin, zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge. Leider gelingt das nicht immer. Vor allem ältere Menschen berichten häufig über Probleme bei der Einnahme. Die jüngsten Ergebnisse der ABLYMED-Studie* bestätigen das. „Insgesamt konnten nach eigenen Angaben rund 55%, also über die Hälfte der Patient:innen ihre Medikamente nicht verschreibungsgemäß einnehmen“, so Dr. Janine Gronewold, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für vaskuläre Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen.
Die Forschenden haben dazu 100 Patient:innnen im Alter zwischen 70 und 101 Jahren befragt. Die häufigsten Probleme bei der Handhabung traten hauptsächlich bei der Einnahme von Tropfen (43 %), dem Herausdrücken von Tabletten aus Verpackungen (37 %) und der Dosierung von Augentropfen (33 %) auf. „Diese Daten decken sich mit unseren Ergebnissen aus vorangegangenen Untersuchungen. Hier konnten bei Videoanalysen ganz ähnliche Probleme beobachtet werden“, so Anneke Lügering, Doktorandin am Institut für Allgemeinmedizin an der Heinrich-Heine-Universität. „Die gute Nachricht ist, dass diesen Schwierigkeiten durch einen angepassten Medikationsplan und eine entsprechende Schulung und Beratung entgegen gewirkt werden kann“, so die beiden Hauptautorinnen, die ihre Ergebnisse kürzlich im „Deutschen Ärzteblatt International“ veröffentlicht haben.
Die Studienteilnehmer:innen berichteten auch über zwei weitere alterstypische Probleme bei der Medikamenteneinnahme. Rund 11% gaben an, dass ihnen manchmal Medikamente ausgehen, weil sie nicht frühzeitig bei ihren behandelnden Ärzt:innen um ein neues Rezept gebeten haben. Immerhin 2 % erklärten, dass sie gelegentlich Medikamente verwechselten. Die beschriebenen Probleme ergeben sich zum einen aus der Vielzahl der verordneten Medikamente und zum anderen aus einer eingeschränkten Sicht und Feinmotorik.
„Uns war es vor allem wichtig, herauszufinden, wie häufig solche Probleme bei der Medikamenteneinnahme auftauchen und wie zuverlässig ältere Menschen ihre Einnahmefehler selbst erkennen können“, so die Autor:innen der Studie. Sie empfehlen deshalb Senior:innen, ihre behandelnden Ärzt:innen darauf anzusprechen. Denn oft lassen sich unkomplizierte Lösungen finden, indem beispielsweise die Darreichungsform verändert wird und Tabletten statt der schwieriger zu dosierenden Tropfen eingenommen werden. „Es kann auch sinnvoll sein, die Pillendose für einige Tage oder eine ganze Woche im Voraus zu befüllen. Das beugt Verwechslungen vor und lässt außerdem etwas Spielraum, um sich rechtzeitig ein neues Rezept ausstellen zu lassen.“
Originalpublikation:
https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article/233426/Problems-in-medication-sel…
Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/med/meldung.php?id=1493
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch