Abstimmungskampf kann bei Minderheiten Stress auslösen



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23.07.2024 09:48

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Abstimmungskampf kann bei Minderheiten Stress auslösen

Wie wirkte sich die nationale Abstimmungskampagne zur Gleichstellung der Ehe 2021 auf das Wohlbefinden der LGBTIQ+-Gemeinschaft aus? Ein UZH-Forschungsteam zeigt: Während des kontroversen Wahlkampfes schütten LGBTIQ+-Personen wie auch ihre cisgender heterosexuellen Verbündeten mehr Stresshormone aus.

Lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intergeschlechtliche und queere Menschen (LGBTIQ+) sind nach wie vor mit strukturellen Ungleichheiten und Diskriminierungen konfrontiert, die sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken können. Wenn die Anliegen der LGBTIQ+-Gemeinschaft in der Öffentlichkeit breit diskutiert werden – wie etwa bei politischen Kampagnen zu Abstimmungen – kann dies Spuren hinterlassen.

Ein Forschungsteam der Universitäten Zürich, Princeton und Montréal hat diese Folgen nun anhand der Abstimmung über die Ehe für alle im Jahr 2021 in der Schweiz erforscht. Es untersuchte, wie sich die Kampagnen auf das Stressniveau von LGBTIQ+ und cisgender heterosexuellen Personen auswirkten. Dazu befragten die Forschenden mehrere hundert Personen vor, während und nach der nationalen Abstimmung 2021 und sammelten biologische Daten anhand von Haarproben.

Signifikant höhere Stresswerte

«Politische Kampagnen gegen die Rechte von LGBTIQ+ können bei bereits stigmatisierten Personen das Erfahrungen von Diskriminierung, Ablehnung und Entfremdung von der Mehrheitsgesellschaft weiter verstärken», erklärt Erstautorin Léïla Eisner vom Psychologischen Institut der Universität Zürich. Die Forschenden fanden heraus, dass sowohl LGBTIQ+-Personen als auch ihr Umfeld aus cisgender heterosexuellen Familien und Freunden während des Wahlkampfs signifikant höhere Werte von biologischen Stressmarkern wie Cortisol und Cortison in den Haarproben aufwiesen als vor und nach dem Wahlkampf. Die selbst wahrgenommene Stressbelastung stieg jedoch bei keiner der beiden Gruppen über den genannten Zeitraum an. Eine Ursache könnte sein, dass unser wahrgenommenes Stresserleben durch viele Faktoren beeinflusst wird, wie z.B. die Covid-Pandemie, Belastungen auf der Arbeit oder zu Hause. Während die Kampagne Spuren in den biologischen Stressmarkern hinterlässt, spielen Personen die Belastung im Fragebogen allenfalls herunter.

Exposition gegenüber der Ja-Kampagne reduziert negative Folgen

Die Studie zeigt somit, dass sich die Argumente und Aussagen des Nein-Lagers negativ auf die biologischen Stresswerte von LGBTIQ+-Personen und ihren Verbündeten auswirken. Dieser Effekt wurde jedoch abgemildert, wenn LGBTIQ+-Personen die unterstützenden Aussagen der Ja-Kampagne wiederholt wahrnahmen. «Die Kampagne für die Ehe für alle konnte offenbar dazu beitragen, die gesundheitlichen Folgen der Diskriminierung zu verringern. Allerdings zeigen die Daten unserer Studie auch, dass ein solches Engagement nicht immer nur konfliktfrei war», erklärt Ko-Studienleiterin Dr. Tabea Hässler vom Psychologischen Institut der Universität Zürich. Dies zeige, wie wichtig ein fairer Umgang miteinander für eine bessere Gesundheit von Minderheiten sei.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Léïla Eisner
Psychologisches Institut
Universität Zürich
+41 79 716 60 47 / +41 44 635 72 74
leila.eisner2@uzh.ch

Dr. Tabea Hässler
Psychologisches Institut
Universität Zürich
+49 15510 231 815
tabea.haessler@uzh.ch


Originalpublikation:

Léïla Eisner, Susanne Fischer, Robert-Paul Juster, & Tabea Hässler. The Impact of Marriage Equality Campaigns on Stress – Did A Swiss Public Vote Get Under the Skin? PNAS, 22. Juli 2024. DOI: doi.org/10.1073/pnas.2400582121


Weitere Informationen:

https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2024/Gleichgeschlechtliche-Ehe.html


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW