Bekannter Wirkstoff als neuer Arzneimittelkandidat gegen „Affenpocken“



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16.03.2023 17:08

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Bekannter Wirkstoff als neuer Arzneimittelkandidat gegen „Affenpocken“

Die Mpox – landläufig bekannt unter dem Namen „Affenpocken“ – verbreiten sich derzeit weltweit. Ein grenzüberschreitendes Forschungsteam von Goethe-Universität und University of Kent hat nun einen Wirkstoff identifiziert, der gegen die Krankheit helfen könnte. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Journal of Medical Virology“ erschienen.

Nitroxolin heißt der neue Arzneistoffkandidat, der womöglich zur Behandlung von Mpox eingesetzt werden kann. Identifiziert haben ihn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität und der University of Kent in einer standortübergreifenden Studie. Die Ergebnisse ihrer Forschung ermöglichen nun den baldigen Start klinischer Studien.

Der derzeitige Mpox-Ausbruch ist der erste in dieser Größe außerhalb von Afrika und zugleich der erste Mpoxausbruch, der durch Mensch-zu-Mensch Übertragung verursacht wird. Insbesondere Personen mit einem geschwächten Immunsystem sind stark gefährdet. In experimentellen Modellen wurden bereits antivirale Wirkstoffe getestet, die Replikation des Mpoxvirus hemmen können. Am Menschen konnte die Wirksamkeit dieser Stoffe jedoch noch nicht bestätigt werden. Einige der Wirkstoffe können erhebliche Nebenwirkungen haben. Außerdem sind derzeit nicht für alle Mpoxpatienten solche Medikamente verfügbar. Und gegenüber Tecovirimat, dem bisher vielversprechendsten Mpoxmedikament, sind bereits Resistenzen aufgetreten.

In der vorliegenden Studie hat das von Professor Jindrich Cinatl (Goethe-Universität und Dr. Petra Joh-Haus, Frankfurt am Main) und Professor Martin Michaelis (School of Biosciences, University of Kent) geleitete Konsortium mit dem für den Menschen gut verträglichen Antibiotikum Nitroxolin ein weiteres Medikament identifiziert, das die Vermehrung von Mpoxviren in Zellkulturmodellen und Gewebekulturen menschlicher Haut effektiv hemmt.

Nitroxolin ist darüber hinaus gegen einen Tecovirimat-resistenten Mpoxvirusstamm wirksam, sowie gegen weitere bakterielle und virale Krankheitserreger, die häufig gemeinsam mit Mpoxviren übertragen werden. Daher unterdrückt Nitroxolin gleichzeitig mehrere Krankheisterreger, die häufig an schweren Mpoxverläufen beteiligt sind. Da Nitroxolin ein gut verträgliches Antibiotikum ist, das seit langem zur Behandlung von Menschen eingesetzt wird, kann es direkt in klinischen Studien gegen Mpox getestet werden.

„Die Entstehung von resistenten Virusstämmen gibt Anlass zu ernsthafter Besorgnis“, sagt Professor Jindrich Cinatl von der Goethe-Universität und dem Dr. Petra Joh-Haus. „Daher ist die Wirkung von Nitroxolin gegenüber Tecovirimat-resistenten Viren besonders vielversprechend.”

Professor Martin Michaelis von der University of Kent fügt hinzu: „Je mehr unterschiedliche Medikamente zur Behandlung von viralen Erkrankungen zur Verfügung stehen, umso besser. Wir hoffen, dass Nitroxolin zur effektiven Behandlung von Mpoxpatienten beitragen wird.”


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Jindrich Cinatl
Arbeitsgruppenleiter
Institut für Medizinische Virologie
Goethe-Universität
Telefon 069 6301-6409
E-Mail Cinatl@em.uni-frankfurt.de
https://www.kgu.de/einrichtungen/institute/zentrum-der-hygiene/medizinische-viro…


Originalpublikation:

Denisa Bojkova, Nadja Zöller, Manuela Tietgen, Katja Steinhorst, Marco Bechtel, Tamara Rothenburger, Joshua Kandler, Sandra Ciesek, Holger Rabenau, Jindrich Cinatl (Goethe-University Frankfurt); Mark Wass, Martin Michaelis (University of Kent); Julia Schneider, Victor Corman (Charité Berlin), Repurposing of the antibiotic nitroxoline for the treatment of mpox. In: Journal of Medical Virology
DOI: https://doi.org/10.1002/jmv.28652


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Medizin, Tier / Land / Forst
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
Deutsch


 

Quelle: IDW