Darmkrebs-Früherkennung: Versicherte wünschen kurze und einfache Entscheidungshilfen



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19.09.2023 09:46

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Darmkrebs-Früherkennung: Versicherte wünschen kurze und einfache Entscheidungshilfen

Darmkrebs-Früherkennung: Versicherte wünschen kurze und einfache Entscheidungshilfen
Das IQWiG hat die Informationsmaterialien für Versicherte zur Darmkrebs-Früherkennung evaluieren lassen. Die Versicherten bewerten diese ganz überwiegend als gut bis sehr gut. Es zeigt sich aber auch Verbesserungspotenzial.

Seit 2019 erhalten gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren von ihrer Krankenkasse per Post Informationsmaterialien, die sie auf das kostenfreie Angebot der Darmkrebs-Früherkennung aufmerksam machen. Versicherte können sich ärztlich beraten lassen und haben die Wahl zwischen Stuhltest, Darmspiegelung und keiner Teilnahme an einer Früherkennungsuntersuchung. Die Briefe enthalten ein Anschreiben und eine Broschüre, die die Vor- und Nachteile der beiden Untersuchungen erklärt und eine informierte Entscheidung für oder gegen die Teilnahme unterstützt.
Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nun evaluiert, wie gut die Informationsmaterialien zur Darmkrebs-Früherkennung ihren Zweck erfüllen. Die Entwürfe der heute eingesetzten Materialien hatte das IQWiG 2016 im Auftrag des G-BA entwickelt.

1000 Versicherte und 150 Ärztinnen und Ärzte befragt

Die Evaluation der Informationsmaterialien erfolgte durch externe Sachverständige, die ihre Ergebnisse und Empfehlungen in einem Gutachten zusammengefasst haben. Die Sachverständigen haben mehr als 1000 Versicherte sowie etwa 150 Vertragsärztinnen und -ärzte befragt oder ausführlich interviewt. Bei der Auswahl der Versicherten wurden Alter, Geschlecht, Bildung und Wohnort berücksichtigt, um möglichst repräsentative Ergebnisse zu erhalten. Ein besonderes Gewicht lag dabei auf dem Einbezug von sozial benachteiligten Menschen.
Insgesamt bewerten die Befragten die Materialien positiv. Die meisten haben grundsätzlich eine positive Einstellung zur Darmkrebs-Früherkennung. Diese Einstellung bleibt nach Lesen der Materialien stabil oder wird verstärkt. Nur etwa ein Prozent sind nach dem Lesen skeptischer eingestellt als zuvor. 41 Prozent der Befragten gaben an, nach Erhalt des Briefes mindestens eine Leistung der Darmkrebs-Früherkennung (Beratungsgespräch, Stuhltest oder Darmspiegelung) in Anspruch genommen zu haben; 36 Prozent wollen zukünftig daran teilnehmen. Etwa ein Viertel der Befragten findet die Materialien zu lang. Drei Viertel bevorzugen den Postversand, ein Viertel würde ein digitales Format begrüßen.
Formal gering gebildete Personen hatten sich etwas häufiger vor Erhalt des Briefes noch keine Meinung zur Darmkrebs-Früherkennung gebildet als formal hoch gebildete Personen, erfahren etwas häufiger erstmals durch den Brief, dass sie das Anspruchsalter erreicht haben, und lesen das Anschreiben seltener vollständig. Darüber hinaus haben sie mehr Probleme mit dem Verständnis einer exemplarisch ausgewählten Tabelle.

Empfehlung der externen Sachverständigen: Postversand mit digitalem Angebot verbinden

Die externen Sachverständigen haben Empfehlungen für die Überarbeitung der Broschüre sowie für ein ergänzendes Online-Angebot und die zukünftige Zustellung der Informationen abgeleitet.
Für die Broschüre empfehlen sie, den Umfang zu kürzen und zusammenfassende Informationen an den Anfang zu stellen. Ergänzend sollte zudem ein Online-Angebot aufgebaut werden, das für sich allein stehen kann und umfassender über das Darmkrebs-Früherkennungsprogramm und die Untersuchungsmaßnahmen informiert als die Broschüre. Dabei sollten die Online-Informationen für unterschiedliche Personengruppen aufbereitet sein und verschiedene Informationstiefen und Formate wie Videos, Animationen oder interaktive Elemente enthalten. Für die Erstzustellung der Materialien empfehlen die externen Sachverständigen allerdings weiterhin die Zustellung per Post. Wer sich ohnehin bereits per E-Mail oder App Informationen von seiner Krankenkasse zusenden lässt, sollte auch digitale Kanäle wählen können.

Eine Überarbeitung der Informationsmaterialien ist geplant

Auf der Grundlage der Evaluationsergebnisse werden die Informationsmaterialien nun vom IQWiG überarbeitet. Verbesserungspotenzial zeigt sich in der Evaluation insbesondere für Personen mit geringer formaler Bildung.
„Bei der Überarbeitung der Materialien zur Darmkrebs-Früherkennung sollte insbesondere überprüft werden, wie sie ohne Einbußen von Kerninformationen gekürzt und neu gegliedert werden kann“, fasst Martina Ehrlich aus dem IQWiG-Ressort Gesundheitsinformation die Evaluationsergebnisse zusammen. „Das ist durchaus eine Herausforderung. Denn zugleich müssen wir Standards einer evidenzbasierten Gesundheits- und Risikokommunikation als Voraussetzung für eine informierte und freie Entscheidung umsetzen.“


Originalpublikation:

https://www.iqwig.de/projekte/p21-04a.html


Weitere Informationen:

https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_10…


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW