Internationale Studie zu neuer Therapie bei schwerer Bluterkrankung des Knochenmarks



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22.01.2024 09:29

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Internationale Studie zu neuer Therapie bei schwerer Bluterkrankung des Knochenmarks

Wenn Menschen an Myelodysplastischen Neoplasien (MDS) erkranken, ist die gesunde Ausreifung der Blutzellen beeinträchtigt. Die schwere Form, die sogenannten Hochrisiko-MDS, sind durch einen raschen Verlauf, schwerwiegende Symptome sowie häufig durch einen Übergang in eine akute Leukämie gekennzeichnet. Patient:innen, die für potentiell kurative oder intensive Behandlungen, wie eine Stammzelltransplantation oder hochdosierte Chemotherapie, nicht in Frage kommen, haben sehr wenige alternative Therapie-Optionen. Unter der Federführung von Prof. Dr. Uwe Platzbecker von der Universitätsmedizin Leipzig wurde in einer internationalen klinischen Studie eine neue Behandlungs-Kombination erprobt.

Die Ergebnisse wurden im renommierten Journal „The Lancet“ publiziert.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 4000 Menschen mit Myelodysplastischen Neoplasien (MDS) diagnostiziert. Die Erkrankung kann zu Blutarmut, Infektionen und einer verstärkten Blutungsneigung führen. Betroffene von Hochrisiko-MDS haben im Vergleich mit der gleichaltrigen Bevölkerung eine deutliche geringe Lebenserwartung. Behandelt wird die Erkrankung im Hochrisiko-Stadium mit Stammzelltransplantation oder Chemotherapie. Patient:innen, für die diese intensiven und körperlich stark belastenden Behandlungsformen nicht in Frage kommen, haben nur sehr wenige alternative Therapie-Optionen. Daher besteht ein großer Bedarf an neuen Ansätzen und Kombinationen bei Hochrisiko-MDS.

In einer aktuellen internationalen Studie an 54 Zentren in 17 Ländern haben Forschende eine neue Behandlungskombination bei 127 Patient:innen untersucht. Dabei wurden sogenannte hypomethylierende Substanzen (HMA), der derzeitige Behandlungsstandard in der untersuchten Patientengruppe, mit einer Kombination aus HMA und dem Wirkstoff Sabatolimab verglichen. „Sabatolimab ist ein intravenös verabreichter neuer immuntherapeutischer Wirkstoff, der auf Domänen abzielt, die sich auf myeloischen Immun- und Tumorzellen befinden. Er gehört zur Klasse der sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren. Checkpoint-Inhibitoren greifen gezielt an bestimmten Stellen des Immunsystems ein, um Überlebensmechanismen des Tumors außer Kraft zu setzen. Damit soll verhindert werden, dass der Krebs das Immunsystem, das ihn ansonsten angreift, abschalten kann. Bei der Studie handelt es sich um die erste randomisierte Untersuchung einer Immuntherapie in Kombination mit dem Behandlungsstandard in dieser Patientengruppe bei myeloischen Neoplasien“, sagt Prof. Dr. Uwe Platzbecker, Professor für Hämatologie an der Universität Leipzig und Direktor der Klinik für Hämatologie, Zelltherapie, Hämostaseologie und Infektiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Der Experte beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit klinischer Forschung zu myelodysplastischen Neoplasien.

Der Zusatz des Wirkstoffs Sabatolimab zum Behandlungsstandard führte in der aktuellen Studie nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Ansprechraten oder des progressionsfreien Überlebens der Patient:innen. Sabatolimab zeigte in den meisten Fällen allerdings ein gut handhabbares Sicherheitsprofil in dieser schwer behandelbaren Patientengruppe, für die nur eingeschränkte Therapieoptionen verfügbar sind. Die häufigsten Nebenwirkungen waren eine Reduzierung der weißen Blutkörperchen (Neutropenie) und der Blutplättchen (Thrombozytopenie) – diese traten jedoch in sowohl der Sabatolimab- als auch der Placebo-Gruppe auf.

Die Forschenden sehen nach wie vor Potenzial in der Kombination der Standardbehandlung mit dem neuen Wirkstoff Sabatolimab. Es läuft bereits eine randomisierte Phase-3-Studie, die letzte Phase im Entwicklungsprozess eines Medikaments, in der die Behandlung in einer größeren Patientenkohorte untersucht wird. In dieser Folgestudie wird der potenzielle Nutzen von Sabatolimab in Kombination mit Azacitidin, dem gängigsten HMA-Wirkstoff, in Bezug auf das Gesamtüberleben untersucht. Die aktuelle klinische Studie wurde von der Pharmafirma Novartis gesponsert.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Uwe Platzbecker
Professor für Hämatologie, Universität Leipzig
Direktor Klinik für Hämatologie, Zelltherapie, Hämostaseologie und Infektiologie, Universitätsklinikum Leipzig
Telefon: +49 341 97 13 050
E-Mail: Uwe.Platzbecker@medizin.uni-leipzig.de


Originalpublikation:

Originalpublikation in The Lancet: Sabatolimab plus hypomethylating agents in previously untreated patients with higher-risk myelodysplastic syndromes (STIMULUS-MDS1): a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 2 trial. https://doi.org/10.1016/S2352-3026(23)00333-2


Bilder

Myelodysplastische Neoplasien (MDS) werden meist bei älteren Menschen diagnostiziert.

Myelodysplastische Neoplasien (MDS) werden meist bei älteren Menschen diagnostiziert.

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Prof. Dr. med. Uwe Platzbecker

Prof. Dr. med. Uwe Platzbecker

Stefan Straube / UKL


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW