28.06.2021 15:11
Kampf gegen die Leukämie: José Carreras Leukämie-Stiftung fördert Regensburger Biomarker-Forschung
Die Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) ist die schwerwiegendste Komplikation nach allogener Stammzelltransplantation. Dank einer erneuten finanziellen Unterstützung der José Carreras Leukämie-Stiftung in Höhe von rund 600.000 Euro können Regensburger Wissenschaftler ihre Biomarker-Forschung fortführen. Das Team von Professor Dr. Ernst Holler wertet zentral für alle beteiligten Transplantationszentren in Deutschland Blut- und Stuhlproben zur GvHD-Früherkennung aus, erstmals gelingt ihnen zudem die Durchführung einer Biomarker-gesteuerten Frühbehandlung.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Bei Patienten mit Leukämien oder Lymphomen, die mit einer Chemotherapie allein nicht geheilt werden können, ist die allogene Stammzelltransplantation oft die einzige Chance im Kampf gegen ihre Erkrankung. Dabei werden Blutstammzellen von einem gesunden Familien- oder Fremdspender in den Körper des Patienten infundiert, um dort die bösartigen Krebszellen zu bekämpfen und die kranke Blutbildung zu ersetzen. Dieser Therapieansatz konnte bisher vielen Menschen helfen, löst aber bis heute bei etwa einem Drittel der Stammzelltransplantierten schwere und bei 15 bis 20 Prozent sogar lebensbedrohliche Abstoßungsreaktionen aus – die Spender-gegen-Empfänger-Reaktion bzw. Graft versus Host Erkrankung (GvHD), die Gewebe des Patienten wie Haut, Leber, Darm oder Lunge schädigen kann.
Regensburger Biomarker-Labor wertet Blutproben zur GvHD-Früherkennung zentral für deutsche Transplantationszentren aus
Bisher gab es keine Möglichkeit zur Früherkennung der GvHD, so dass sich 2015 ein Verbund aus amerikanischen und deutschen Transplantationsärzten zum internationalen MAGIC-Konsortium (Mt Sinai Acute GvHD International Consortium) zusammenschloss, um durch regelmäßige Blutuntersuchungen und -beobachtungen bei vielen hundert Patienten Indikatoren, sogenannte Biomarker, aus dem Patientenblut zur GvHD-Früherkennung zu entwickeln. 2017 konnte erstmals ein Set von zwei Biomarkern beschrieben werden, das vor allem das Ausmaß des Darmschadens sehr früh und verlässlich spiegelt.
Mit finanzieller Unterstützung der José Carreras Leukämie-Stiftung in Höhe von insgesamt 1,1 Mio. Euro, verteilt auf zwei Förderperioden, konnte das UKR in der ersten Förderperiode von 2017 bis 2020 ein Biomarker-Labor etablieren, das räumlich im BioPark Regensburg angesiedelt ist. Unter Federführung von Professor Dr. Ernst Holler, Senior-Professor für experimentelle allogene Stammzelltransplantation am UKR, und PD Dr. Daniela Weber, Funktionsoberärztin in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des UKR, werden dort Bluttests für alle beteiligten deutschen Transplantationszentren (Erlangen, Würzburg, Frankfurt, Freiburg, Hamburg und Hannover) durchgeführt und die Befunde innerhalb von 24 Stunden zurückgemeldet.
In der aktuellen zweiten Förderperiode kann jetzt innerhalb der beteiligten Zentren untersucht werden, ob eine Frühtherapie anhand der in Regensburg gemessenen Biomarker zu einer Verbesserung der Behandlung und des Therapieverlaufs führt: „Weist ein Patient hohe Biomarker auf, wird die GvHD von Anfang an intensiver behandelt – in der Hoffnung, dass schwere Verläufe von vornherein reduziert werden und dadurch die Überlebenschancen des Patienten deutlich steigen. Wir hoffen, so in Zukunft noch schneller auf die Komplikation reagieren zu können“, erklärt Professor Holler. Unter dem Stiftungsmotto „Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem.“ unterstreicht Dr. Ulrike Serini-Knoll, Geschäftsführerin der José Carreras Leukämie-Stiftung, die Unterstützung des Projekts: „Es freut mich sehr, wie entscheidend das Team im Regensburger Biomarker-Labor durch seine wichtige Forschungsarbeit zur Frühbehandlung der GvHD beiträgt. Dadurch wird ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung der Bekämpfung der Leukämie gemacht.“
Regensburger Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung weiterer Biomarker
Neben der Untersuchung und Präzisierung der bestehenden Biomarker untersuchen die Wissenschaftler im Regensburger Labor im aktuellen Projekt gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Dr. André Gessner, Direktor des Instituts für Klinische Mikrobiologie und Hygiene des UKR, inwiefern sich die Veränderung der Darmbakterien (des sogenannten Darmmikrobioms) auf die GvHD auswirkt und ob sich daraus weitere Biomarker entwickeln lassen. Erste Untersuchungen zeigen, dass bei Stammzelltransplantierten häufig eine Verschiebung des Darmmikrobioms auftritt, also ein Verlust schützender Bakterien im Darm, die die GvHD massiv begünstigt. Kann dieser neue Biomarker abgesichert werden, lassen sich daraus zusätzliche neue Ansätze zur Prophylaxe und Therapie der GvHD auf Grundlage der Mikrobiom-Modulation entwickeln. Dabei arbeitet das Regensburger Labor eng mit dem Team von Professor Dr. James Ferrara in New York zusammen, der gemeinsam mit Professor Holler und anderen Wissenschaftlern maßgeblich an der Entwicklung des ersten Biomarker-Sets beteiligt war.
Großes Engagement der José Carreras Leukämie-Stiftung in Regensburg
Für den Stiftungsgründer José Carreras, der in den 1980er Jahren selbst an Leukämie erkrankte und diese erfolgreich besiegte, ist die Förderung solcher Projekte eine Herzensangelegenheit. Die 1995 gegründete José Carreras Leukämie-Stiftung finanziert sich durch Spenden und hat sich dem Kampf gegen den Blutkrebs verschrieben. Über die Jahre engagierte sich die Stiftung am UKR mit insgesamt über 6,2 Mio. Euro. Neben der Biomarker-Forschung und zahlreichen weiteren Forschungsprojekten wurden beispielsweise die Errichtung einer José Carreras-Forschungseinheit, zwei José Carreras-Stiftungsprofessuren, ein hochspezialisiertes Gerät zur Sortierung von Immunzellen sowie der Bau des José Carreras-Centrums für Somatische Zelltherapie finanziell unterstützt. Auch investierte die Stiftung in den Bau eines Patientenhauses das sich auf dem UKR-Gelände befindet und unter anderem Angehörigen von Krebspatienten kostengünstige Übernachtungsmöglichkeiten bietet. „Ich bedanke mich aufrichtig für die gesamte bisherige Förderung und Unterstützung durch die José Carreras Leukämie-Stiftung. Dadurch konnten wir viele wichtige Projekte umsetzen und somit noch bessere Therapiemaßnahmen und Heilungschancen für unsere Patienten erreichen“, blickt Professor Dr. Wolfgang Herr, Forschungsdekan der Fakultät für Medizin der Universität, zufrieden auf die jahrelange Zusammenarbeit und verlässliche Partnerschaft mit der Stiftung zurück.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
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Universitätsklinikum Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg
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Weitere Informationen:
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Medizin
überregional
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