Long COVID: Geringeres Risiko nach Omikron-Infektion und nach erneuter Infektion



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13.09.2023 09:05

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Long COVID: Geringeres Risiko nach Omikron-Infektion und nach erneuter Infektion

Das Long COVID-Risiko ist nach einer Infektion mit der Omikron-Variante deutlich geringer als nach einer Ansteckung mit früheren Corona-Varianten. Das zeigt eine Studie der Universitätsmedizin Halle im Fachjournal „International Journal of Infectious Diseases“. In die Analyse flossen die Angaben von 11.000 Menschen zu Infektionsgeschichte, Impfstatus und den Beschwerden nach einer Infektion ein. Die Daten liefern außerdem deutliche Hinweise darauf, dass das Risiko für Langzeitfolgen bei einer erneuten Corona-Infektion geringer ist, wenn nach der ersten Ansteckung kein Long COVID auftrat.

Nach einer Corona-Erkrankung können Langzeitfolgen auftreten, die als „Long COVID“ oder „Post-COVID-Syndrom“ bezeichnet werden. Die zugrundeliegenden Risikofaktoren werden derzeit intensiv untersucht. „Wir haben uns für die Zusammenhänge zwischen Long COVID und verschiedenen Corona-Varianten, Impfungen sowie vorherigen Infektionen interessiert“, erklärt Sophie Diexer, Erstautorin der neuen Studie und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik an der Universitätsmedizin Halle. „Unsere Studie zeigt, dass der prozentuale Anteil von Menschen mit Long COVID-Symptomen nach einer Infektion in der Zeit, als Omikron vorherrschte, am geringsten war.“ Demzufolge war das Risiko nach einer Omikron-Infektion etwa drei- bis viermal geringer als nach einer Wildtyp-Infektion, bei der rund die Hälfte aller Wildtyp-Erkrankten anhaltende Beschwerden feststellten. Allerdings erfolgte der Großteil aller Infektionen, während Omikron dominierte. „Rein zahlenmäßig sind insofern die meisten Menschen nach einer Omikron-Infektion an Long COVID erkrankt“, so Diexer.

Die Studie gibt zudem deutliche Hinweise auf einen schützenden Effekt nach überstandener Corona-Infektion. „Menschen, die nach ihrer ersten Infektion keine anhaltenden Symptome entwickelten, hatten bei einer wiederholten Ansteckung ein deutlich geringeres Long COVID-Risiko als Menschen, die erstmalig an COVID-19 erkrankten. Uns hat die Stärke dieses Effekts überrascht“, erklärt die Forscherin. Einen schützenden Effekt der Corona-Impfung gegen Long COVID im Fall eines Impfdurchbruchs konnten die Wissenschaftler:innen hingegen nicht nachweisen. Eine Analyse des auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffs war aufgrund des Zeitpunkts der Studie allerdings noch nicht möglich.

Die Studie basiert auf dem deutschlandweiten DigiHero-Projekt, an dem sich bis Juni 2022 mehr als 48.000 Personen beteiligten. „Es gibt bereits Studien über das Long COVID-Risiko der unterschiedlichen Varianten, aber keine hat bisher die Infektionsgeschichte berücksichtigt“, erklärt Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Direktor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik an der Universitätsmedizin Halle. „Von den Befragten berichteten etwa 11.000 über mindestens eine Corona-Infektion, die bis zur Datenerhebung unserer Studie mindestens zwölf Wochen zurücklag. Die Zuordnung erfolgte nach der vorherrschenden Variante zum Zeitpunkt der berichteten Infektion.“ Abgefragt wurde eine Liste von 24 typischen Long COVID-Symptomen. 2.822 Personen gaben an, solche Symptome erfahren zu haben. Davon berichteten 406 (14%) von schwerer Erschöpfung, 237 (8%) von starken Kopfschmerzen und 202 (7%) von schwerer Kurzatmigkeit. Die Intensität der Symptome war dabei unabhängig von der Corona-Variante.

Derzeit laufen Folgebefragungen, um zu erforschen, wie lange die Long COVID-Symptome anhalten. „Neben eventuellen langanhaltenden Beschwerden nach einer Corona-Infektion befassen wir uns in DigiHero mit einem breiten Spektrum von Gesundheitsthemen und weiteren Auswirkungen der COVID-19-Pandemie“, so Mikolajczyk weiter. Außerdem hat die Universitätsmedizin Halle auf der Basis von DigiHero in Kooperation mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und dem Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München das Long COVID-Register auf den Weg gebracht. Darin werden beispielsweise Long COVID-Symptome, deren Verlauf, Schweregrad und Linderung durch individuelle Therapien der Betroffenen erfasst.

Hintergrund

DigiHero ist eine deutschlandweite bevölkerungsbasierte Studie zur digitalen Gesundheitsforschung (www.medizin.uni-halle.de/digihero). Bis heute registrierten sich über 90.000 Personen aus 14 Bundesländern. Die Teilnehmenden werden zu Online-Umfragen eingeladen, die unter anderem Fragen zur Entstehung chronischer Krankheiten, zu gesundem Altern, dem Gesundheitsverhalten und rund um Corona nachgehen. An der Universitätsmedizin Halle beteiligen sich fünf Kliniken und vier Institute. Weitere Projektpartner sind das Universitätsklinikum Jena, das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS sowie die Universität Bremen.
Informationen zum Long COVID-Register stehen unter www.medizin.uni-halle.de/long-covid-register zur Verfügung.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Universitätsmedizin Halle

Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik
Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Direktor
Sophie Diexer, wissenschaftliche Mitarbeiterin
imebmi@medizin.uni-halle.de


Originalpublikation:

Diexer S, Klee B, Gottschick C, Xu C, Broda A, Purschke O, Binder M, Frese T, Girndt M, Hoell JI, Moor I, Gekle M, Mikolajczyk R. Association between Virus Variants, Vaccination, Previous Infections, and Post COVID-19 Risk. Int J Infect Dis. 2023 Aug 25:S1201-9712(23)00702-6. doi: https://doi.org/10.1016/j.ijid.2023.08.019. Epub ahead of print. PMID: 37634619.


Weitere Informationen:

http://www.medizin.uni-halle.de/digihero Informationen zum DigiHero-Projekt
http://www.medizin.uni-halle.de/long-covid-register Informationen zum Long COVID-Register
https://www.umh.de/imebi Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik


Bilder

Die Studie ist im Rahmen des DigiHero-Projekts entstanden.

Die Studie ist im Rahmen des DigiHero-Projekts entstanden.

Universitätsmedizin Halle


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW