Mit Diabetesmedikamenten gegen die Herzschwäche

Mit Diabetesmedikamenten gegen die Herzschwäche



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22.09.2020 09:37

Mit Diabetesmedikamenten gegen die Herzschwäche

Die chronische Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, ist für mehr als 460.000 Krankenhauseinweisungen in Deutschland verantwortlich. Das sind so viele wie bei keiner anderen Krankheit. Erkrankte Patienten erleben außerdem eine enorme Einschränkung ihrer Lebensqualität und auch die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu versterben, ist enorm hoch. Doch eine überraschende Entwicklung macht Patienten und Ärzten seit einer Weile Hoffnung: Zwei Medikamente, die eigentlich zur Diabetes-Behandlung entwickelt wurden, haben sich als sehr wirksame Medikamente gegen die Herzinsuffizienz erwiesen. In Studien wurde die Wirksamkeit dieser Präparate nun eindrucksvoll nachgewiesen.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Düsseldorf 6.9.2020 – Eine chronische Herzinsuffizienz entsteht meist als Folge anderer kardiovaskulärer Erkrankungen wie Bluthochdruck, einer koronaren Herzerkrankung und insbesondere nach Herzinfarkten oder Herzmuskelentzündungen. Außerdem gibt es eine genetische Vorbelastung bei manchen Formen der Herzmuskelerkrankung (genetische Kardiomyopathien). Effiziente Medikamente zur Therapie der Herzinsuffizienz und vor allem der zugrundeliegenden Erkrankungen sind zwar mit Erfolg in den letzten Jahren entwickelt worden, dennoch blieb die Sterblichkeit und die Zahl der Krankenhausaufnahmen hoch. Neue Studiendaten lenken das Augenmerk von Kardiologen nun auf die ursprünglich für Diabetes mellitus entwickelten Medikamente Dapagliflozin und Empagliflozin aus der Gruppe der SGLT 2-Hemmer.

Nachdem einige orale Diabetesmedikamente in der Vergangenheit eine Erhöhung der Krankenhausaufnahme wegen einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz verursachten (sogenannte Glitazone), hatte die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) Sicherheitsstudien für alle neu entwickelten Antidiabetika verpflichtend gemacht. So viel bei Zulassungsstudien zu SGLT2-Inhibitoren auf, dass sie nicht nur bei Diabetes helfen, sondern auch eine Verbesserung der Herzinsuffizienz zu bewirken scheinen.

Deutlich geringeres Risiko für kardiovaskuläre Todesfälle und Krankenhausaufnahmen we-gen Herzinsuffizienz

Die Substanzklasse der SGLT2-Inhibitoren hemmt die Wiederaufnahme von Glukose vom sogenannten Primärharn zurück ins Blut. Dadurch kommt es zu einem Glukoseverlust und so zu einer Blutzuckersenkung. Die Substanzen führen jedoch nicht nur zu einem Glukoseverlust über die Niere, sondern auch zu einem Natriumverlust und zu Stoffwechselveränderungen, die energetisch günstig für das Herz sein könnten.

Die Wirkung der beiden Medikamente auf die Herzschwäche wurde nun in zwei großen Studien untersucht: Kurz nacheinander wurden die Ergebnisse der DAPA-HF- und der EMPEROR-Studie publiziert. Es handelte sich um große multizentrische Studien mit zusammen mehr als 8.000 Patienten, die doppelblind und randomisiert behandelt wurden.

Interessanterweise wurden herzinsuffiziente Patienten mit einer eingeschränkten Ventrikelfunktion mit und ohne Diabetes eingeschlossen. Alle Studienteilnehmer wurden weiterhin mit einer optimalen Standardtherapie der Herzschwäche versorgt. Beide Studien zeigten übereinstimmend eine Abnahme des Risikos für kardiovaskuläre Todesfälle und Herzinsuffizienz-Krankenhausaufnahmen um etwa 25 %. Die Effekte waren in beiden Studien unabhängig von einer modernen Begleittherapie und bei Patienten mit und ohne Diabetes mellitus vergleichbar.

Aus Diabetes-Medikamenten werden Herzinsuffizienz-Medikamente

„Beeindruckend ist die konsistente Abnahme von Herzinsuffizienzkomplikationen bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern in den Studien.“, berichtet Prof. Dr. Michael Böhm, Pressesprecher der DGK und Wissenschaftlicher Leiter beider Studien für Deutschland. „ Das zeigt, dass sich aus einem Diabetesmedikament ein effizientes Herzinsuffizienzmedikament ausweislich der Wirkung bei Nicht-Diabetikern entwickeln kann. Prof. Dr. Andreas Zeiher, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, ergänzt: „Diese Studienergebnisse sind eine wirklich gute Nachricht für alle Patienten mit Herzschwäche. Bisher zeigte kein anderes Medikament derart überzeugende Ergebnisse, ins-besondere auch weil gleichzeitig die Nierenfunktion deutlich gebessert wird.“

Böhms Fazit ist, dass dieSGLT2-Hemmerin die Europäischen Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz, die im Jahr 2021 erscheinen werden, höchstwahrscheinlich mit einer starken Empfehlung aufgenommen werden. Die neue Leitlinie zur Herzinsuffizienz, die im Jahr 2021 er-scheinen wird, ist zurzeit von einem internationalen Expertengremium in Vorbereitung.

Literatur:
Mehr zur DAPA-HF-Studie im New England Journal of Medicine
Mehr zur EMPEROR-Studie im New England Journal of Medicine

Medienkontakt:

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Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar)
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13
presse@dgk.org

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org


Weitere Informationen:

http://www.dgk.org/presse
https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMc1917241
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2022190


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW