Neue Studie: Verengte untere Hohlvene schwächt das Herz



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09.04.2021 09:16

Neue Studie: Verengte untere Hohlvene schwächt das Herz

Bisher herrschte die Auffassung, dass Verengungen der Vena Cava vom Körper kompensiert würden durch das Bilden natürlicher Umgehungsgefässe. Eine Studie unter der Leitung von Prof. Nils Kucher, Direktor der Klinik für Angiologie am USZ, konnte nun zeigen, dass auch eine Verengung der unteren Hohlvene bei körperlicher Belastung eine Art Herzschwäche auslösen kann. Die Ursache lässt sich jedoch minimalinvasiv behandeln.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Verengungen der unteren Hohlvene (Vena cava) sind relativ häufig. Grund dafür sind zumeist Blutgerinnsel, sogenannte Thrombosen. Andere Ursachen können eine Kompression der Vene aufgrund von Erkrankungen im Bauchraum sein oder in seltenen Fällen eine angeborene Fehlbildung der unteren Hohlvene. Therapiert wurden solche Verengungen bisher primär bei Beschwerden in den Beinen wie Schmerzen, Schwellungen oder Hautveränderungen.

Leistungsfähig stark eingeschränkt
In einer Pilot-Studie der Klinik für Angiologie am USZ wurden 17 vermeintlich herzgesunde Patienten mit einer Verengung der Vena cava einem speziellen Leistungstest unterzogen, bei dem die Sauerstoffaufnahme im Blut gezielt gemessen wurde. Bei einer gesunden Person steigt diese unter körperlicher Belastung proportional zur Herzleistung an. Bei drei Vierteln der untersuchten Patienten war die Sauerstoffaufnahme jedoch ungenügend: Im Durchschnitt wurde nur gerade 62% des Sollwertes erreicht. Entsprechend schlechter war die Leistungsfähigkeit der Probanden.

Minimalinvasive Aufweitung zeigt deutliche Verbesserung
Bei allen 17 Patienten wurde anschliessend die Verengung der Vena cava mittels Ballonkatheter aufgeweitet und durch Einlage eines Stents behoben. Danach wurden die Funktionstests wiederholt. Mit klarem Resultat: Die Belastbarkeit der Patienten hatte sich deutlich verbessert, die Sauerstoffaufnahme unter voller Belastung lag um 29% höher. Entgegen der verbreiteten Meinung konnte die Studie damit zeigen, dass eine Verengung der unteren Hohlvene zu einer Art Herzschwäche mit verminderter Leistungsfähigkeit führt. Dies bestätigte zugleich die subjektiven Berichte von Patienten, die nach einer wegen Beinschmerzen erfolgten Cava-Rekonstruktion über deutlich bessere Belastbarkeit und leichtere Atmung berichtet hatten. Die Studie zeigt: Die minimalinvasive Intervention bietet eine ebenso schonende wie effektive Methode, um diese Art der Herzschwäche zumindest teilweise zu beheben.

Vena cava, eines der grössten Gefässe im menschlichen Körper
Ungefähr die Hälfte des zirkulierenden Blutes wird über die untere Hohlvene, die Vena cava inferior, zum Herzen geführt. Bei körperlicher Anstrengung kann dieser Anteil sogar auf zwei Drittel ansteigen. Mit gut 2 cm Durchmesser ist die Vena cava eines der grössten Gefässe des Menschen. Bisher herrschte die Auffassung, dass Verengungen der Vena Cava vom Körper kompensiert würden durch das Bilden natürlicher Umgehungsgefässe.


Originalpublikation:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0049384821001298?dgcid=author


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW