Autologe Chondrozytenimplantation am Knie: M-ACI zeigt vergleichbaren Nutzen zu Therapiealternativen



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20.11.2020 22:27

Autologe Chondrozytenimplantation am Knie: M-ACI zeigt vergleichbaren Nutzen zu Therapiealternativen

Autologe Chondrozytenimplantation am Knie: M-ACI zeigt vergleichbaren Nutzen zu Therapiealternativen
Nur die Matrixassoziierte ACI (#M-ACI) zeigt einen Nutzen, der mit dem von Therapiealternativen mindestens vergleichbar ist. Für andere ACI-Verfahren war dies nicht erkennbar.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Vorteilhafte Effekte für Gelenkfunktion und Lebensqualität erkennbar / Nutzen mindestens vergleichbar mit dem von Therapiealternativen / Kein Nutzen für andere ACI-Verfahren ersichtlich

Bei Erwachsenen mit tiefgehenden Knorpeldefekten kommt seit über 30 Jahren eine autologe Chondrozytenimplantation (ACI) zum Einsatz, die im Laufe der Zeit weiterentwickelt und modifiziert wurde. Für das jüngste Verfahren, die matrixassoziierte ACI zeigen sich vorteilhafte Effekte, die auf einen mit den Therapiealternativen mindestens vergleichbaren Nutzen schließen lassen. Für die beiden anderen älteren Verfahren, kollagengedeckte ACI und periostgedeckte ACI, sind keine Vorteile erkennbar.

So lautet das Fazit des Abschlussberichts, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) jetzt vorgelegt hat. Zu untersuchen war der patientenrelevante Nutzen aller drei Generationen der Chondrozytenimplantation (ACI) – periostgedeckt (ACI-P), kollagengedeckt (ACI-C) oder matrixassoziiert (M-ACI).

Matrixassoziierte ACI bietet technische Vorteile

Zur Behandlung von Knorpeldefekten bei Erwachsenen, die mehr als 50 Prozent der Knorpeltiefe betreffen oder die bis in den darunterliegenden Knochen reichen, ist die autologe Chondrozytenimplantation (ACI) in Deutschland ein langjährig eingesetztes Therapieverfahren. Heute ist die matrixassoziierte ACI (M-ACI) die meist verwendete Technik, und die beiden älteren Verfahren, ACI-C und ACI-P, haben gemäß mehreren Stellungnahmen zum Vorbericht keine praktische Relevanz mehr.

Bei dem zweistufigen Eingriff wird zunächst Knorpel entnommen, im Labor kultiviert und im zweiten Schritt wieder in den Defekt eingebracht. Bei der M-ACI werden die kultivierten Knorpelzellen direkt in einer Trägermatrix fixiert und in die Knorpeldefektzone appliziert. Dieser technische Fortschritt erspart das aufwändigere Fixieren und den wasserdichten Verschluss einer Zellsuspension im Knorpeldefekt, der bei den älteren Verfahren – bei ACI-P mittels Knochenhaut (Periost) oder bei der ACI-C mit einer Kollagenmembran – notwendig ist. Insgesamt wird dadurch der operative Eingriff deutlich erleichtert.

Vorteilhafte Effekte nur bei M-ACI

Aufgrund einer Metaanalyse der Studiendaten aus sieben RCTs ist davon auszugehen, dass das M-ACI-Verfahren einen mit demjenigen der Therapiealternativen wie der Mikrofrakturierung oder Mosaikplastik mindestens vergleichbaren Nutzen hat: Es zeigten sich statistisch signifikante Effekte zugunsten der M-ACI für die Kniefunktion und die gesundheitsbezogene Lebensqualität, allerdings nicht in klinisch relevanter Größenordnung. Die Ergebnisse zu weiteren Endpunkten deuten ebenfalls fast ohne Ausnahme in Richtung eines Vorteils der M-ACI, sodass sich insgesamt für M-ACI ein mit den Therapiealternativen mindestens vergleichbarer Nutzen feststellen lässt.

Die beiden älteren Verfahren ACI-P und ACI-C liefern bei der Einzelbetrachtung durchweg schlechtere Ergebnisse: Auf Basis von teils inkonsistenten Ergebnissen aus je zwei RCTs ist weder ein Nutzen von ACI-C und ACI-P erkennbar noch lässt sich ein vergleichbarer Nutzen zu Therapiealternativen feststellen.

Zum Ablauf der Berichterstellung

Die vorläufigen Ergebnisse, den Vorbericht, hatte das IQWiG im Juni 2020 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach Abschluss des Stellungnahmeverfahrens hat das Projektteam den Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht im November an den Auftraggeber, den G-BA, versandt. Der Abschlussbericht enthält Änderungen, die sich aus dem Stellungnahmeverfahren ergeben haben. Die eingegangenen schriftlichen Stellungnahmen werden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert.


Originalpublikation:

https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/nichtmedikamentoese-verfahr…


Weitere Informationen:

https://www.iqwig.de/de/presse/pressemitteilungen/2020/autologe-chondrozytenimpl…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW