COVID-19 Langzeitstudie: Schwer Erkrankte profitieren von langfristiger und interdisziplinärer Nachsorge

COVID-19 Langzeitstudie: Schwer Erkrankte profitieren von langfristiger und interdisziplinärer Nachsorge



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07.09.2020 09:15

COVID-19 Langzeitstudie: Schwer Erkrankte profitieren von langfristiger und interdisziplinärer Nachsorge

Ein Team der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin II (Direktor: Günter Weiss) hat in einer prospektiven Studie erstmals die Langzeitfolgen von COVID-19 an stationär versorgten PatientInnen untersucht. Sechs Wochen nach Entlassung reichen die Beobachtungen von leichten bis mittelgradigen Atemwegs-Symptomen bis hin zu anhaltenden Auffälligkeiten des Lungengewebes. Die StudienleiterInnen betonen die Notwendigkeit einer strukturierten Nachsorge bei schwer Erkrankten.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Innsbruck, am 07.09.2020: Mit einer an der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführten prospektiven Beobachtungsstudie zum Verlauf einer COVID-19 Infektion bei hospitalisierten PatientInnen liegen nun erstmals Erkenntnisse zu möglichen Langzeitfolgen vor. Die entscheidenden Ergebnisse werden heute als „late breaking news“ beim Kongress der European Respiratory Society (ERS) präsentiert.

Systematische Datenerhebung

In die Studie eingeschlossen waren 86 PatientInnen – 70 Prozent Männer – zwischen 50 und 70 Jahren, die aufgrund ihrer Infektion mit SARS-CoV-2 an der Uniklinik Innsbruck, im Krankenhaus Zams und im Reha-Zentrum Münster in klinisch-therapeutischer Behandlung waren. Die ProbandInnen waren im Schnitt übergewichtig bis adipös, 44 Prozent waren vormals RaucherInnen, und – wie international bereits beobachtet – ein wesentlicher Teil der StudienteilnehmerInnen hatte kardiovaskuläre Vorerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes oder Hypercholesterinämie. Anhand einer COVID-19 spezifischen strukturierten Datenerhebung mittels detaillierter Anamnese, Laboruntersuchung, Lungenfunktionstests, Echokardiographie und bildgebender Untersuchungen der Lunge mittels Computertomographie (CT) war es mit dieser Studie unter der Federführung der LungenspezialistInnen Judith Löffler-Ragg, Thomas Sonnweber und Ivan Tancevski möglich, eine erste valide Beschreibung von Langzeitfolgen durch das neue Corona-Virus zu erzielen.

Langanhaltende Symptome

„55 Prozent der hospitalisierten COVID-19-PatientInnen zeigten auch sechs Wochen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus anhaltende körperliche Beeinträchtigungen“, beschreibt Löffler-Ragg ein zentrales Ergebnis der Studie. An erster Stelle liegt mit knapp 50 Prozent die Kurzatmigkeit bei Belastung, 15 Prozent der Betroffenen klagten über andauernden Husten. Grundsätzlich beschreiben die untersuchten PatientInnen eine überdurchschnittlich lange Genesungsphase, aber erfreulicherweise bessert sich die Intensität der Beschwerden im Verlauf deutlich.
In Zusammenarbeit mit dem Team um den Radiologen Gerlig Widmann, zeigten sich in den CT-Untersuchungen sechs Wochen nach Krankhausentlassung bei 88 Prozent der PatientInnen anhaltende leicht- bis mittelgradige strukturelle Veränderungen der Lunge, Diese bildeten sich allerdings im Zeitverlauf bei den meisten PatientInnen deutlich zurück. Es gibt derzeit keine Hinweise auf fortschreitende Lungenschäden, wie etwa zunehmende Vernarbungen. Ob die Veränderungen in der Lunge und die damit verbundene Einschränkung der Lungenfunktion vollständig abklingen werden, ist aktuell noch nicht zur Gänze zu beantworten und wird in weiteren Untersuchungen analysiert werden.

Bedarf an intensiver und spezifischer Therapie

Die engmaschige Anbindung des Studienzentrums an das Reha-Zentrum Münster, wo IntensivpatientInnen nachbetreut werden, macht auch den Mehrwert einer strukturierten, langandauernden Rehabilitation sichtbar. „Wir konnten in unserer Langzeitstudie sehen, dass sich Patientinnen und Patienten nur langsam erholen. Erste Erfahrungen zeigen, dass die bei der Entlassung aus der Klinik diagnostizierten Beeinträchtigungen der Lungenfunktion durch eine langfristige und spezifische Rehabilitationstherapie deutlich verbessert werden können. Entsprechend dürfte es sich bei einem Großteil der Lungenveränderungen um reversible Prozesse handeln“, schließt Sabina Sahanic aus dem Studienteam, die die Ergebnisse beim ERS-Kongress vorstellt.

Den weiteren Genesungsverlauf werden die Innsbrucker MedizinerInnen nach sechs und nach zwölf Monaten durch Nachfolgeuntersuchungen analysieren.


Originalpublikation:

Forschungsprojekt:
The Development of Interstitial Lung Disease (ILD) in Patients With Severe SARS-CoV-2 Infection (CovILD Studie)
https://inneremed2.tirol-kliniken.at/page.cfm?vpath=forschung/covild-studie


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW