Eingangspforte für Coronaviren



Teilen: 

13.06.2023 09:28

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Eingangspforte für Coronaviren

Coronaviren nutzen monomere ACE2-Moleküle als Eintrittsrezeptoren in Wirtszellen
Seit über drei Jahren hält uns SARS-CoV-2, der Erreger der als COVID-19 oder einfach als „Corona“ bezeichneten pandemischen Atemwegserkrankung, durch seine hohe Infektiosität und die oft schweren, teils tödlichen Verläufe nun schon auf Trab. Wie verläuft der Infektionsmechanismus auf molekularer Ebene? Ein Würzburger Forschungsteam stellt in der Zeitschrift Angewandte Chemie neue Erkenntnisse vor.

SARS-CoV-2-Viren tragen etwa 24 bis 40 von ihrer Oberfläche abstehende Spikes, die als Trimere aus drei gleichen Proteinen aufgebaut sind. Nach mehr als zwei Jahren Forschung ist es inzwischen unbestritten, dass der entscheidende erste Schritt bei einer Infektion die Bindung dieser Spikes an das Angiotensin konvertierende Enzym 2 (Angiotensin-Converting Enzyme 2, ACE2) ist. ACE2 kommt fast überall im Körper vor und ist an diversen physiologischen Funktionen beteiligt, z.B. der Regulation von Blutdruck und Kreislauf. Für die Viren fungiert ACE2 als Eintrittsrezeptor: Nach der Bindung wird das Viruspartikel von der Wirtszelle aufgenommen. Die bislang unbeantworteten Fragen: Binden die Spikes, die ja aus drei Untereinheiten bestehen, gleichzeitig an mehrere ACE2-Rezeptoren? Und wenn ja, liegt ACE2 bereits in Form von Dimeren oder Oligomeren in der Membran vor? Oder aggregieren mehrere ACE2 durch die Bindung der Spikes? Weder noch, sagt jetzt das Team um Gerti Beliu und Markus Sauer.

Das Team von der Universität Würzburg markierte die ACE2-Rezeptoren verschiedener Zelllinien, die als Infektionsmodelle für Corona gelten, durch unterschiedliche Methoden mit Fluoreszenzfarbstoffen und untersuchte sie mithilfe von dSTORM (stochastische optische Rekonstruktions-Mikroskopie). Dabei handelt es sich um ein Fluoreszenz-Bildgebungsverfahren mit extrem hoher Auflösung jenseits der Beugungsgrenze klassischer Verfahren. Auf diese Weise gelang es, die Menge und Verteilung der ACE2-Rezeptoren in der Plasmamembran zu ermitteln. Wie sich zeigte, liegen diese gleichmäßig verteilt in einer im Vergleich zu den meisten anderen Membranrezeptoren sehr geringen Dichte von etwa ein bis zwei ACE2-Molekülen pro Quadratmikrometer vor – als Monomere. Die Untersuchungen nach Zugabe der trimeren viralen Spikes zeigten eindeutig, dass die Bindung keine Bildung von ACE2-Oligomeren induziert.

Infektionsstudien unter Verwendung eines anderen Virustyps (Vesikulärer Stomatitis Virus, VSV), der ebenfalls Spikes trägt, unterstützen die Schlussfolgerung, dass eine einzelne Interaktion zwischen einem einzigen Spike-Protein pro Viruspartikel mit einem einzigen monomeren ACE2-Rezeptor für eine Infektion ausreicht – wohl mit ein Grund für die hohe Infektiosität von SARS-CoV-2.

Die neuen quantitativen molekularen Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen zwischen Spike-Proteinen und ACE2 auf der Zellmembran könnten neue Perspektiven für die Entwicklung von verbesserten Wirkstoffen für die Behandlung von Corona-Infektionen eröffnen.

Angewandte Chemie: Presseinfo 16/2023

Autor/-in: Markus Sauer, Universität Würzburg (Germany), https://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/super-resolution/publications/markus-sau…

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.
Die “Angewandte Chemie” ist eine Publikation der GDCh.


Originalpublikation:

https://doi.org/10.1002/ange.202300821


Weitere Informationen:

http://presse.angewandte.de


Bilder

Eingangspforte für Coronaviren

Eingangspforte für Coronaviren

(c) Wiley-VCH


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Medizin, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW