04.05.2020 15:24
Für das Covid-19-Virus sind wir alle gleich. Aber sind wir es auch als Bevölkerung?
Das europäische Forschungsnetzwerk Population Europe stellt erste demografische Forschungsergebnisse zur Covid-19-Pandemie vor.
Ältere Menschen sind am stärksten von Covid-19-Infektionen betroffen – aber es macht einen Unterschied, ob wir von den „Jungen Alten“ sprechen, von Menschen mit oder ohne Vorerkrankungen, ob diese in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte leben oder einen Migrationshintergrund haben. Auch die Bildungsvoraussetzungen und die Familienstruktur sowie die Art des Zusammenlebens spielen eine Rolle. Menschen in prekären Verhältnissen und ohne sozialen Anschluss werden die Folgen stärker zu spüren bekommen. Kontaktsperren wirken sich gerade auf diejenigen, die von sozialen Netzwerken und ihren (pflegenden) Familienangehörigen abhängig sind, am stärksten aus. Unsichere Zukunftserwartungen könnten sich auch in niedrigeren Geburtenraten auswirken.
Darauf weist ein „Policy Brief“ des europäischen Forschungsnetzwerks Population Europe zu ersten demografischen Forschungsergebnissen zur Covid-19-Pandemie hin. Daran beteiligten sich Wissenschaftler/innen der Bocconi Universität in Mailand, des Institut national d’études démographiques in Paris, des Netherlands Interdisciplinary Demographic Institute in Den Haag, der Universität Oxford und der Syddansk Universitet in Odense.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die momentane Datenlage erlaubt vorerst nur die Beschreibung eines generellen Trends – bis sich die Informationen aus administrativen und Umfragedaten sowie Big Data konsolidieren. Population Europe plant ein Diskussionsforum, das so bald wie möglich Expert/innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenbringen soll, um über mögliche Schlussfolgerungen aus der derzeitigen Situation zu diskutieren. Denn ein anderes Virus könnte die nächste Pandemie auslösen – und darauf sollten wir, wie die Wissenschaftler/innen von Population Europe warnen, besser vorbereitet sein.
Über den Policy Brief
Die Policy Brief-Reihe von Population Europe fasst neueste Forschungsergebnisse zusammen und gibt Politikempfehlungen: https://population-europe.eu/policy-briefs.
Über Population Europe
Population Europe ist ein Netzwerk von derzeit 35 führenden europäischen Forschungszentren auf dem Gebiet der Bevölkerungswissenschaften. Das Sekretariat in Berlin wird vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung getragen. Ziel ist die Information von Entscheidungsträgern in Politik und Gesellschaft sowie der Öffentlichkeit über aktuelle demografische Forschungsergebnisse, hauptsächlich in Politikdialogveranstaltungen (Diskussionsforen, Expertenworkshops, Webinare), regelmäßig veröffentlichten Informationsmaterialien (Discussion Paper, Policy Briefs, PopDigests) sowie in den Sozialen Medien.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Daniela Vono de Vilhena, Population Europe: Vono@demogr.mpg.de
Weitere Informationen:
https://population-europe.eu/policy-brief/demography-and-coronavirus-pandemic
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch