Muskelschwäche bei Intensivstation-Patienten: Forscher finden potenziellen Therapieansatz

Muskelschwäche bei Intensivstation-Patienten: Forscher finden potenziellen Therapieansatz



Teilen: 

09.09.2020 07:22

Muskelschwäche bei Intensivstation-Patienten: Forscher finden potenziellen Therapieansatz

Durch das Corona-Virus hat sie neue Aktualität gewonnen: die „Critical Illness Myopathy” (CIM) – eine Muskelschwäche, die häufig bei länger intensivmedizinisch behandelten Patienten auftritt. Bei einer schwer verlaufenden Covid19-Infektion, müssen viele Patienten künstlich beatmet werden. Bei bis zu 30 Prozent tritt darauffolgend eine CIM ein. Forscher der WWU, haben jetzt einen potenziellen Ansatz für die Behandlung einer CIM gefunden. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Durch das Corona-Virus hat sie neue Aktualität gewonnen: die „Critical Illness Myopathy” (CIM). So bezeichnen Fachleute eine Muskelschwäche, die häufig bei länger intensivmedizinisch behandelten Patienten auftritt. Bei einer schwer verlaufenden Covid19-Infektion, müssen viele Patienten künstlich beatmet werden. Bei bis zu 30 Prozent tritt darauffolgend eine CIM ein. Ein Forscherteam der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), hat jetzt einen potenziellen Ansatz für die Behandlung einer Critical Illness Myopathy gefunden. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen.

Durch seine Forschungen beschreibt das Team erstmals, was in einem Organismus geschieht, wenn man im Skelettmuskel die Produktion des Muskelproteins Titin unterbindet. Dieses ist das größte Protein in Menschen und Wirbeltieren, gewährleistet im Muskel Stabilität sowie Elastizität und wirkt als Sensor der Muskelkraft. Die Forscher deaktivierten Titin in den Organismen von Mäusen und konnten nachweisen, dass nach drei bis vier Wochen die Muskelkraft der Tiere stark absank. Diese Erkenntnisse können nun in der Forschung zur CIM angewandt werden. Bei beatmeten Patienten führt die teilweise wochenlange und vollständige Ruhigstellung dazu, dass im Muskel kein Anreiz mehr für die Muskelproteinproduktion – und somit für das Muskelwachstum – besteht; die Titinfeder ist defekt. Die Folge: Das Muskelgewebe schwindet.

Die jetzt veröffentlichte Studie legt nahe, dass man einer Critical Illness Myopathy vorbeugen könnte, indem die peripheren Muskeln der Patienten während der Beatmungsphase gedehnt werden. Gerade im Hinblick auf die Corona-Pandemie und damit mehr zu beatmende Menschen stimmen die Ergebnisse der münsterschen Forscher optimistisch.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Wolfgang A. Linke
Institut für Physiologie II, Universität Münster
AG Linke: Kardiovaskuläre Physiologie
Tel: +49 251 83-55328
wlinke@uni-muenster.de


Originalpublikation:

Sandra Swist, Andreas Unger, Yong Li, Anja Vöge, Marion von Frieling-Salewsky, Åsa Skärlén,Nicola Cacciani, Thomas Braun, Lars Larsson & Wolfgang A. Linke (2020): Maintenance of sarcomeric integrity in adultmuscle cells crucially depends on Z-discanchored titin. Nature Communications. Doi: 10.1038/s41467-020-18131-2


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW