Neueste Erkenntnisse zur Beatmung von COVID-19-Patienten

Neueste Erkenntnisse zur Beatmung von COVID-19-Patienten


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24.04.2020 21:31

Neueste Erkenntnisse zur Beatmung von COVID-19-Patienten

International anerkannter Experte für schwere Lungenerkrankungen an der Universitätsmedizin Göttingen, Prof. Dr. Luciano Gattinoni, mit „Clinical Update“ in renommierter amerikanischer Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ (JAMA)

(umg) Der aktuelle Stand zur Wirksamkeit und Auswirkung von Beatmung bei COVID-19-Patienten ist Thema eines Beitrags im „Journal of the American Medi-cal Association“ (JAMA). JAMA zählt zu den weltweit führenden Wissenschaftsjournalen. In der neuesten JAMA-Ausgabe von Freitag, 24. April 2020, stellen Prof. Dr. Luciano Gattinoni, Universitätsmedizin Göttingen (UMG). und Prof. John J. Marini, Universität Minnesota/USA, in einem „Clinical Update“ bisher vorliegende weltweite Erfahrungen und Daten zusammen. Die Wissenschaftler gehören zu den bekanntesten Experten für Intensivtherapie, Lungenphysiologie und -pathophysiologie und mechanische Beatmung. Prof. Dr. Luciano Gattinoni leitet aktuell als Gastprofessor die Arbeitsgruppe „Akutes Lungenversagen“ an der Klinik für Anästhesiologie der UMG.

PUBLIKATION: JAMA Insights | Clinical Update: Management of COVID-19 Re-spiratory Distress; John J. Marini, MD; Luciano Gattinoni, MD. Published Online: April 24, 2020.JAMA.2020. doi:10.1001/jama.2020.6825
https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2765302

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Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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In ihrem „Clinical Update“ in der jüngsten Ausgabe von JAMA beleuchten die beiden Wissenschaftler einige Besonderheiten des durch COVID-19 verursachten Lungenschadens. Unter anderem sind sie der Frage nachgegangen, warum sich der Gesundheitszustand bei manchen der beatmeten COVID-19-Patienten eher verschlechterte statt verbesserte. Sie fanden Hinweise auf den zugrundeliegenden Mechanismus, durch den die Lunge geschädigt wird. Jüngsten Daten aus italienischen Kliniken zufolge ist die Lunge bei COVID-19-Patienten in der Initialphase nicht so stark in ihrer Mechanik beeinträchtigt wie bei anderen Formen einer schweren, akuten Lungenentzündung. Da sich in der ersten Krankheitsphase deutlich weniger Flüssigkeit in der Lunge ansammelt, als dies bei einer „klassischen“ Lungenentzündung der Fall ist, bleibt sie ungewöhnlich lange gut dehnbar und elastisch, so die Autoren. Von einer Standardtherapie mit frühzeitiger Intubation und Intensivbeatmung, wie sie sonst bei einer schweren Lungenent-zündung angewandt wird, raten die Wissenschaftler daher in dieser Phase ab. Bei bedrohlicher Atemnot von COVID-19-Patienten empfehlen sie, zunächst durch eine angemessene Unterstützung des Gasautauschs und der Atmung, angepasst an die verschiedenen Stadien der Krankheit, dafür zu sorgen, dass die Lunge Zeit erhält, zu heilen und sich zu erholen.

Prof. Dr. Luciano Gattinoni zählt zu den international anerkannten Experten für schwere Lungenerkrankungen. Der Forschungsschwerpunkt des emeritierten Professors der Universität Mailand liegt auf der Behandlung des akuten Lungenversagens, ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome). Nach seiner Emeritierung ist Prof. Gattinoni weiter engagiert in der ARDS-Forschung. Aktuell leitet er als Gastprofessor eine Arbeitsgruppe „Akutes Lungenversagen“ an der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Anästhesiologie
Prof. Dr. Luciano Gattinoni
Leiter der AG „Akutes Lungenversagen“

Prof. Dr. Konrad Meissner
Direktor der Klinik für Anästhesiologie
Telefon 0551 / 39-67700
konrad.meissner@med.uni-goettingen.de


Originalpublikation:

JAMA Insights | Clinical Update: Management of COVID-19 Re-spiratory Distress; John J. Marini, MD; Luciano Gattinoni, MD. Published Online: April 24, 2020.JAMA.2020. doi:10.1001/jama.2020.6825; https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2765302


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW