Evolution der sprach-relevanten Hirnstrukturen aufgedeckt



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18.09.2023 13:45

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Evolution der sprach-relevanten Hirnstrukturen aufgedeckt

Sprache ist ein Aspekt, der uns zu Menschen macht. Die Fähigkeit, eine unendliche Anzahl von Äußerungen auf der Grundlage der Wörter im mentalen Lexikon und einer kleinen Anzahl von syntaktischen Regeln zu erzeugen, ist nur beim Menschen zu beobachten. Andere Tiere können Wörter oder Rufe lernen und kommunizieren, aber die Sprachfähigkeit des Menschen ist einzigartig. Ein Team aus Forschenden um Angela Friederici vom MPI CBS in Leipzig hat nun gemeinsam mit Forschenden der Universitäten in Texas und Washington eine Studie in PLOS Biology veröffentlicht, in der sie die für Sprache zuständige Region im menschlichen Gehirn und im Gehirn von Schimpansen mithilfe von MRT-Daten verglichen haben.

Sprache ist ein Aspekt, der uns zu Menschen macht. Die Fähigkeit, eine unendliche Anzahl von Äußerungen auf der Grundlage der Wörter im mentalen Lexikon und einer kleinen Anzahl von syntaktischen Regeln zu erzeugen, ist nur beim Menschen zu beobachten. Andere Tiere können Wörter oder Rufe lernen und kommunizieren, aber die Sprachfähigkeit des Menschen ist einzigartig. Ein Team aus Forschenden um Angela Friederici vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig hat nun gemeinsam mit Wissenschaftler*innen der Universitäten in Texas und Washington (USA) eine Studie im Fachmagazin PLOS Biology veröffentlicht, in der sie die für Sprache zuständige Region im menschlichen Gehirn und im Gehirn von Schimpansen mithilfe von MRT-Daten direkt verglichen haben. Es zeigte sich, dass genau das Gebiet, welches für syntaktische Prozesse beim Menschen verantwortlich ist, im Vergleich zum Schimpansen erweitert war. Die Ausdehnung dieses bestimmten Hirnareals im Laufe der Evolution könnte die Ursache für die Sprachfähigkeit des Menschen sein.

Die Sprachfähigkeit des Menschen beruht auf der Fähigkeit, syntaktische Regeln anzuwenden. Sie bestimmen die Art und Weise, wie Wörter zur Bildung von Phrasen und Sätzen kombiniert werden. Im menschlichen Gehirn wird der Aufbau syntaktischer Strukturen durch eine Unterregion des sogenannten Broca-Areals im Frontallappen (Inferior frontal cortex) unterstützt. Angela Friederici, Direktorin am MPI CBS, und Guillermo Gallardo aus ihrem Team haben nun zusammen mit Kolleg*innen aus den USA die neuroanatomischen Details der Broca-Region von beiden Spezies mithilfe modernster MRT-Technik aufeinander abgebildet.

Guillermo Gallardo, Erstautor der Studie, beschreibt die Ausgangsmotivation der Forscher*innen: „Angesichts der großen genetischen und neuroanatomischen Ähnlichkeit zwischen unseren nächsten lebenden Verwandten, den Schimpansen und uns, lautete die entscheidende Frage: Was ist die biologische Grundlage für die beobachteten Verhaltensunterschiede bei der menschlichen Sprachfähigkeit? Das für die Syntax zuständige Broca-Areal erschien uns ein guter Kandidat zu sein, um einen tieferen Blick hineinzuwerfen.“

Um dem Geheimnis der Sprachentstehung auf die Spur zu kommen, haben die Forscher*innen die Zusammensetzung des Gewebes von zwei definierten Bereichen, genannt 44 und 45, die die Broca-Region abdecken, in der linken und rechten Hirnhemisphäre analysiert. Angela Friederici erklärt die Ergebnisse: „Es zeigte sich, dass nur das Areal 44 in der linken Hemisphäre beim Menschen im Vergleich zum Schimpansen erweitert war. Interessanterweise ist dies genau das Gebiet, von dem bekannt ist, dass es für syntaktische Prozesse beim Menschen verantwortlich ist. Wir gehen nun davon aus, dass im Laufe der Evolution die Ausdehnung eines bestimmten Teilbereichs der Broca-Region, nämlich des Hirnareals 44, die Ursache für die Sprachfähigkeit des Menschen sein könnte.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Angela Friederici
Direktorin Abteilung Neuropsychologie, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig
friederici@cbs.mpg.de

Dr. Guillermo Gallardo
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig gallardo@cbs.mpg.de


Originalpublikation:

Guillermo Gallardo, Cornelius Eichner, Chet C. Sherwood, William D. Hopkins, Alfred Anwander, Angela D. Friederici
„Morphological evolution of language-relevant brain areas“
in: PLOS Biology
https://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.3002266


Weitere Informationen:

https://www.mpg.de/20845102/0918-nepf-evolution-der-sprach-relevanten-hirnstrukt…


Bilder

Die Forschenden fanden heraus, dass das Areal 44 in der linken Hemisphäre beim Menschen im Vergleich zum Schimpansen erweitert ist.

Die Forschenden fanden heraus, dass das Areal 44 in der linken Hemisphäre beim Menschen im Vergleich

MPI CBS


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW