28.04.2020 11:39
Gestörtes Mechanosensing durch Lebersternzellen trägt zu verminderter Leberregeneration im Alter bei
Die Leber verfügt über eine hohe Regenerationsfähigkeit, die allerdings im Alter nachlässt. Die Ursachen hierfür sind weitgehend unklar. Wissenschaftler der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, des Instituts für Molekulare Medizin, des Molecular Proteomics Laboratory im BMFZ der Universität Düsseldorf sowie der Abteilung Biophysikalische Chemie der Universität Heidelberg und der Abteilung Zelluläre Biophysik am Max Planck Institut für Biomedizinische Forschung Heidelberg konnten nun einen Mechanismus entschlüsseln, der für die Leberregeneration essentiell ist.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten zeigen, dass α5/β1-Integrine als wichtige Mechanosensoren (die mechanische Reize wahrnehmen) in Lebersternzellen die Freisetzung eines Wachstumsfaktors für Leberzellen (hepatocyte growth factor, HGF) vermitteln, welcher für die Leberregeneration essentiell ist.
Im Alter kommt es durch eine Verringerung der Leberdurchblutung und die damit verbundene Abnahme mechanischer Reize auf Sternzellen zu einer Herunterregulation von α5-Integrin sowie von Laminin-521 als wichtiges Protein des Bindegewebes mit einer steigernden Wirkung auf die Bildung von HGF durch Sternzellen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine gestörte Wahrnehmung mechanischer Reize (Mechanosensing) über α5/β1-Integrine in Lebersternzellen, die bereits früher in dem Sonderforschungsbereich 974 “Kommunikation und Systemrelevanz bei Leberschädigung und Regeneration” als mesenchymale Stammzellen der Leber identifiziert wurden, zur altersabhängigen Reduktion des Bindegewebes sowie HGF-Freisetzung und damit gestörter Leberregeneration beiträgt. Diese Befunde liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Alterungsvorgängen und wurden kürzlich in der in diesem Bereich führenden Fachzeitschrift „Aging Cell“ veröffentlicht.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dieter Häussinger, haeussin@uni-duesseldorf.de
Originalpublikation:
Rohn, F., Kordes, C., Buschmann, T., Reichert, D., Wammers, M., Poschmann, G., Stühler, K., Benk, A.S., Geiger, F., Spatz, J.P., Häussinger, D. Impaired integrin α5/β1-mediated hepatocyte growth factor release by stellate cells of the aged liver. Aging Cell 2020: https://doi.org/10.1111/acel.13131
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
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