Kognitives Altern und Persönlichkeit: Kann Offenheit für neue Erfahrungen das Gedächtnis schützen?



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26.10.2023 19:13

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Kognitives Altern und Persönlichkeit: Kann Offenheit für neue Erfahrungen das Gedächtnis schützen?

Der altersbedingte Abbau der Gedächtnisleistung ist ein bekanntes Phänomen, das in zahlreichen Studien bereits bestätigt wurde. Neue Erkenntnisse aus der Forschung am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) Magdeburg zu individuellen Unterschieden im kognitiven Altern zeigen nun: Die Persönlichkeitseigenschaft “Offenheit für Erfahrungen” könnte eine positive Verbindung zur Gedächtnisleistung bei Älteren aufweisen.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat Dr. Anni Richter mit ihrem Team die Persönlichkeitseigenschaft „Offenheit für Erfahrungen“ im Zusammenhang mit der Hirnleistung untersucht. „Die neuralen Mechanismen dieses Zusammenhangs waren bisher jedoch weitgehend unklar“, erklärt die Psychologin. “Offenheit für Erfahrungen” bezeichnet die Persönlichkeitseigenschaft, einfallsreich, neugierig und offen für Neues zu sein. Menschen, mit einer hohen Ausprägung dieser Eigenschaft erleben gern vielfältige kulturelle Erfahrungen, probieren neue Dinge aus, sind phantasievoll und haben Interesse an künstlerischen und intellektuell anspruchsvollen Themen.

In der aktuellen Studie wurden 352 Teilnehmende im Alter von 18 bis 80 Jahren, darunter 143 ältere Erwachsene (50-80 Jahre) und 209 junge Erwachsene (18-35 Jahre) untersucht. Während die Teilnehmenden eine visuelle Gedächtnisaufgabe bearbeitet haben, wurden ihre Gehirnaktivitäten mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) erfasst. Die Integrität des Gedächtnisnetzwerks wurde anhand der sogenannten “SAME-Scores” gemessen. Diese Scores spiegeln die Ähnlichkeit der Gehirnaktivitäten eines Teilnehmenden mit den typischen fMRT-Mustern junger Erwachsener wider. Die Persönlichkeitseigenschaft “Offenheit für Erfahrungen” wurde mit einem Fragebogen erfasst.

Die Ergebnisse der Studie bestätigten zunächst, dass Ältere im Vergleich zu jungen Erwachsenen eine geringere Gedächtnisleistung aufwiesen und eine stärkere Abweichung in den fMRT-Mustern zeigten, was sich in niedrigeren SAME-Scores niederschlug. „Interessanterweise ergab die Untersuchung, dass ältere Erwachsene mit einer höheren “Offenheit für Erfahrungen” eine bessere Gedächtnisleistung aufwiesen und dass dieser Zusammenhang durch höhere SAME-Scores in der Hirnaktivierung vermittelt wurde“, so Richter.

Christopher Stolz, Erstautor der Studie, schlussfolgert: „Die untersuchte Persönlichkeitseigenschaft könnte ein psychologischer Schutzfaktor im kognitiven Altern darstellen, indem sie zu einer besseren Erhaltung des Gedächtnisnetzwerks im Gehirn beiträgt“. Die Forschungsergebnisse können dazu beitragen, persönlichkeitsspezifische Mechanismen zu identifizieren, die kognitiv gesundes Altern begünstigen. Erkenntnisse über diese Mechanismen könnten in einem nächsten Schritt auch zur individuellen Förderung der kognitiven Vitalität im Alter nutzbar gemacht werden.
Die vollständigen Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift „Social Cognitive and Affective Neuroscience“ veröffentlicht und sind unter folgendem Link online verfügbar: https://doi.org/10.1093/scan/nsad041

Das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) in Magdeburg ist ein Zentrum für Lern- und Gedächtnisforschung.


Originalpublikation:

Stolz C, Bulla A, Soch J, Schott BH, Richter A. Openness to Experience is associated with neural and performance measures of memory in older adults. Soc Cogn Affect Neurosci. 2023 Sep 27;18(1):nsad041. doi: 10.1093/scan/nsad041. PMID: 37632761; PMCID: PMC10533339.https://doi.org/10.1093/scan/nsad041


Bilder

Erstautor C. Stolz und Letztautorin A. Richter der Publikation "Openness to Experience is associated with neural and performance measures of memory in older adults "

Erstautor C. Stolz und Letztautorin A. Richter der Publikation “Openness to Experience is associated
R. Ritter


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW