30.03.2020 14:10
Corona-Epidemie in Deutschland womöglich noch weit vor dem Höhepunkt und erst im September vorüber
Wissenschaftler der Universitäten Mainz und Hamburg modellieren Verlauf der Krankheitswelle mit und ohne weitere Kontaktverbote
Würden die bestehenden Maßnahmen zur Reduzierung sozialer Kontakte in Deutschland nach Ostern aufgehoben, könnte die Corona-Epidemie hier Anfang Juni ihren Höhepunkt erreichen. Rund 1,3 Millionen Menschen könnten dann gleichzeitig an Covid-19 erkrankt sein. Danach würden die Fallzahlen sinken und im August gegen Null gehen. Durch eine Verlängerung der Kontaktverbote bis Mitte Juni würden sowohl der Höhepunkt der Epidemie als auch ihr Ende um etwa einen Monat verschoben. Anfang Juli wären dann mit knapp 1,2 Millionen am meisten Menschen in Deutschland gleichzeitig erkrankt. Zu diesen Ergebnissen ist ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Universität Hamburg nach Anwendung eines in der Epidemiologie und Arbeitsmarktforschung verbreiteten mathematischen Modells gekommen. Als Grundlage ihrer Berechnungen verwendeten die Forscher die Zahlen des Robert Koch-Instituts zu den Covid-19-Erkrankungen in Deutschland. Außerdem gingen sie davon aus, dass am Ende der aktuellen Epidemie sechs Prozent der Bevölkerung in Deutschland, also rund fünf Millionen Menschen, als Erkrankte gemeldet sein werden. „Zugegebenermaßen ist diese Annahme mit großer Unsicherheit verbunden“, sagt Prof. Dr. Klaus Wälde, Volkswirt an der JGU und einer der leitenden Wissenschaftler der Modellierungen. „Es gab aber bisher keine vergleichbare Epidemie, sodass wir keinen sicheren Wert für die langfristige Infektionsrate haben.“
Deshalb haben die Forscher ein weiteres Modell des Verlaufs der Epidemie in Deutschland berechnet. Diesem legten sie die laut Wälde ebenfalls mit starker Unsicherheit behafteten Fallzahlen aus der chinesischen Provinz Hubei zugrunde. Dort war die Krankheit zuerst ausgebrochen und dort ist die Epidemie womöglich vorüber. Nach diesem Modell, nach dem insgesamt nur 0,6 Prozent der Bevölkerung als Erkrankte gemeldet werden, wird der Höhepunkt der Epidemie in Deutschland sowohl bei einer Aufhebung als auch einer Verlängerung der Kontaktverbote mit rund 200.000 beziehungsweise 120.000 gleichzeitig Erkrankten im Mai erreicht werden. „Auch das Zutreffen dieses optimistischen Szenarios würde unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellen“, sagt Wälde. „Grundsätzlich muss man sagen, dass wir uns noch am Anfang der Epidemie befinden und dass wir hoffen müssen, dass sich der positive Trend bei den Zuwachsraten der Erkrankten fortsetzt. Dadurch könnten sich die Szenarien verbessern.“ Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Wälde mit Kollegen der Universität Regensburg über eine starke Abnahme der Zuwachsraten der Covid-19-Erkrankungen in Deutschland aufgrund der umfangreichen Maßnahmen von Bund und Ländern zur Reduzierung sozialer Kontakte berichtet (siehe https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/11120_DEU_HTML.php). Weiter bleibt laut Wälde zu hoffen, dass die Immunisierung in der Bevölkerung schneller voranschreitet als bei vergangenen Grippe-Epidemien.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaus Wälde
Professur für Volkswirtschaftslehre
Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-20143
E-Mail: waelde@uni-mainz.de
https://www.macro.economics.uni-mainz.de/
Weitere Informationen:
https://www.macro.economics.uni-mainz.de/corona-blog/ – Corona-Blog von Prof. Dr. Klaus Wälde
https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/11120_DEU_HTML.php – Pressemitteilung „Zuwachsrate der Covid-19-Erkrankungen in Deutschland seit vergangenem Freitag fast halbiert“ (26.03.2020)
Anhang
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Mathematik, Medizin, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch