Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie verleiht Hans Georg Borst-Preis für besondere Forsc



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11.02.2023 18:03

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie verleiht Hans Georg Borst-Preis für besondere Forsc

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie verlieh im Rahmen der 52. Jahrestagung 2023 in Hamburg den Hans Georg Borst-Preis, dotiert mit 1.000 Euro, an Dr. med. Nora Göbel (41), Oberärztin in der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie am Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, für ihre Arbeit „Partial versus complete sternotomy for surgical aortic valve replacement – results of a multicentre study“.

Alljährlich würdigt die DGTHG die besonderen Leistungen von Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen mit renommierten medizinischen Forschungspreisen, die im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahrestagung durch den DGTHG-Sekretär Prof. Dr. Andreas Markewitz übergeben werden. In diesem Jahr fanden die Würdigungen und Preisübergaben erstmals nach der Pandemie in Präsenz im CongressCenter Hamburg statt.

Der minimalinvasive Aortenklappenersatz über eine partielle statt komplette Sternotomie ist bisher lediglich an spezialisierten Zentren etabliert. Die Datenlage zu Risiken und Vorteilen ist unklar. Anhand der Daten von insgesamt 2.929 Patient*innen, die zwischen 2016 und 2020 an neun deutschen nicht-universitären Herzzentren einen operativen Ersatz ihrer Aortenklappe erhalten haben, wurden die Ergebnisse in Abhängigkeit des Zugangsweges, minimalinvasiv versus mediane Sternotomie, verglichen. Der kombinierte primäre Endpunkt aus Myokardinfarkt, Schlaganfall und Tod trat in der minimalinvasiv operierten Gruppe sowohl nach 30 Tagen (3.5% versus 5.3%, p=0.02) als auch im 5-Jahres-Follow-up (12.7% versus 16.7%, p=0.01) deutlich seltener auf. Diese Unterschiede waren jedoch nach dem Propensity-Score-Matching nicht mehr signifikant: nach 30 Tagen 3.9% vs. 5.4% (p=0.14), im 5-Jahres-Follow-up 9.9% vs. 11.3% (p=0.36). Bei den sekundären Endpunkten zeigte sich in der minimalinvasiven Gruppe ein häufigeres Auftreten eines akuten Nierenversagens (17.3% vs. 12.4%, p=0.005); der durchschnittliche Aufenthalt auf der Intensivstation war jedoch kürzer (2.0 vs. 2.4 Tage, p=0.03), ein Dressler-Syndrom trat seltener auf (2.2% versus 4.6%, p=0.006) und die Rate an Rehospitalisationen war deutlich geringer (16.2% versus 26.4%, p<0.001); keine Unterschiede gab es bei der Anzahl der Transfusionen, der Krankenhausaufenthaltsdauer und der Rate an Wundheilungsstörungen. Die Konversionsrate betrug 3.8%. Somit ist der operative Aortenklappenersatz über eine partielle Sternotomie in dieser großen deutschen multizentrischen Studienkohorte genauso sicher wie im Standardverfahren, erzielt vergleichbare, potentiell vorteilhafte Ergebnisse und sollte daher weitere Verbreitung finden.

(Laienverständliche Erklärung)
Obwohl minimalinvasive Operations-Verfahren bereits lange existieren und an spezialisierten Zentren zur Routine gehören, finden sie nur zögerlich Verbreitung und treffen auf Vorbehalte, auch weil die potentiellen Risiken und Vorteile bisher nicht überzeugend belegt sind. In der vorliegenden Studie werden die Ergebnisse des operativen Ersatzes der Aortenklappe über ein minimalinvasives Verfahren mit der konventionellen offenen Operation über eine komplette Brustbeindurchtrennung verglichen. Hierzu wurden die Daten von knapp 3.000 Patient:innen ausgewertet, welche zwischen 2016 und 2020 an einem der neun teilnehmenden nicht-universitären Herzzentren in Deutschland einen solchen Eingriff erhalten haben. Sowohl nach 30 Tagen als auch im 5-Jahres-Nachbeobachtungszeitraum war das Risiko zu versterben, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden in beiden Gruppen vergleichbar. Eine akute Nierenschädigung trat zwar nach minimalinvasiver Operation etwas häufiger auf; die Liegedauer auf der Intensivstation war jedoch kürzer, eine Herzbeutelentzündung als Reaktion auf die Operation (sog. Dressler-Syndrom) trat deutlich seltener auf und die Notwendigkeit für einen erneuten Krankenhausaufenthalt war signifikant reduziert. In der Rate an Bluttransfusionen und Wundheilungsstörungen gab es keine Unterschiede. Die Konversionsrate war mit 3.8% gering. Insgesamt konnte gezeigt werden, daß das minimalinvasive Verfahren zum operativen Ersatz der Aortenklappe genauso sicher ist wie die konventionelle Operation, Vorteile bietet und daher mehr Patient:innen angeboten werden sollte.

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Weitere Informationen:

https://www.dgthg.de/de/pressemeldungen


Bilder

Dr. med. Nora Göbel, Oberärztin in der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie am Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart

Dr. med. Nora Göbel, Oberärztin in der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie am Robert-Bosch-Kranke

Nora Göbel


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Sportwissenschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW