Teilen:
21.02.2023 13:12
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Neue Handlungsempfehlungen für bessere Überlebenschancen von Schwerverletzten erschienen
Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat ihre S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung gemeinsam mit 25 Fachgesellschaften und Berufsverbänden überarbeitet und neu herausgegeben. Es ist damit die 4. Auflage nach der Erstveröffentlichung im Jahr 2002. Die Leitlinie bietet Medizinern Empfehlungen zur Behandlung Schwerverletzter am Unfallort, im Schockraum und im Operationssaal. In dem 483-seitigen Dokument mit insgesamt über 330 Empfehlungen sind 69 neu und 70 auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickelt worden. Neu hinzugekommen sind beispielsweise Empfehlungen zur prähospitalen Blutstillung.
„Die Polytrauma-Leitlinie ermöglicht schnelles und sorgfältiges Handeln in zeitkritischen Notfallsituationen. Wir verfolgen damit die bestmöglichen Überlebenschancen für unsere Patienten und das Ziel, sie möglichst vollständig zu heilen“, sagt DGU-Präsident Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH.
Jedes Jahr gibt es in Deutschland schätzungsweise knapp zehn Millionen Unfallverletzte. Die meisten leichteren Unfälle geschehen im Haushalt und in der Freizeit. Über 30.000 Menschen verletzen sich allerdings so schwer, meist bei einem Verkehrsunfall oder Sturz, dass sie in Lebensgefahr schweben. Mit ihrer Rettung und Versorgung beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Da muss jeder Handgriff und jede Entscheidung sitzen. Genau hier hilft die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung: Sie stellt sicher, dass die Behandlung in der akuten Situation systematisch und fachlich fundiert ablaufen kann. Für die Versorgung Schwerverletzter am Unfallort gibt es knapp 100 Empfehlungen. In dieser Phase geht es vor allem darum, die Blutung zu stoppen, den Atemweg zu sichern und den Kreislauf beispielsweise durch Infusionen zu stabilisieren. Nach der Rettung geht die Behandlung im Krankenhaus-Schockraum weiter. Dafür und für die erste operative Phase gibt es knapp 250 weitere Empfehlungen. Ärztinnen und Ärzte erhalten klare Hinweise für Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma und für Verletzungen an Wirbelsäule, Bauch, Becken, Armen, Beinen oder dem Urogenitaltrakt. „Die Erstversorgung vom Unfallort bis in den OP ist von zentraler Bedeutung im Hinblick auf das Überleben der schwerverletzten Patienten und die Wiederherstellung aller Körperfunktionen. Daher haben wir Art und Zeitpunkt der Versorgung von verletzten Organen und des Bewegungsapparates so detailliert wie möglich beschrieben und unterstützen damit die Entscheidungsfindung in heiklen Situationen“, sagt Koordinator und Mitautor PD Dr. Dan Bieler, Leiter der DGU-Sektion Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS).
Die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung ist Handlungsgrundlage für Mediziner in über 600 TraumaZentren der Initiative TraumaNetzwerk DGU®. Dort nämlich werden Schwerverletzte in der Regel behandelt. Diese Kliniken sind speziell ausgestattet und zertifiziert, so dass sie den Unfallopfern die bestmöglichen Überlebenschancen bieten. Die TraumaZentren sind verpflichtet, die Behandlungsdaten in das TraumaRegister DGU® einzupflegen. Diese Daten ermöglichen neben der Qualitätssicherung auch wichtige Forschungsmöglichkeiten. Ergebnisse, die einen Überlebensvorteil oder eine bessere Lebensqualität bieten, fließen in die Versorgungsleitlinien der DGU ein, so auch in die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung. „Durch die enge Verzahnung zwischen Wissenschaft und Versorgung können wir Schwerverletze nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen behandeln“, sagt DGU-Vizepräsident und Leitlinien-Delegierter Prof. Dr. Benedikt Friemert.
Die 4. Auflage ist gültig bis zum 30.12.2027. Sie steht ab sofort im Leitlinien-Register auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) unter der Registernummer 187-023 zum Download bereit.
Auch weltweit gibt es ein großes Interesse an dem von deutschen Experten aufbereitetem Thema Polytrauma. Daher wird die Leitlinie demnächst in Englisch verfügbar sein.
Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -00
E-Mail: presse@dgou.de
www.dgu-online.de
Originalpublikation:
Download: S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung:
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/187-023
Weitere Informationen:
http://Verletzten-Monitor der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie:
https://www.dgu-online.de/ePaper/verletztenmonitor/epaper/ausgabe.pdf
Bilder
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch