Post-COVID: Versichertendaten zeigen Assoziation mit Autoimmunerkrankungen



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30.01.2023 14:10

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Post-COVID: Versichertendaten zeigen Assoziation mit Autoimmunerkrankungen

Nach einer überstandenen COVID-19-Infektion leiden Betroffene deutlich häufiger an einer Autoimmunerkrankung als Menschen ohne COVID-19-Diagnose. Das ergeben Analysen von umfangreichen Krankenversicherungsdaten. Bei Menschen mit einer SARS-COV-2-Infektion, nachgewiesen durch einen PCR-Test, kamen 15,05 Diagnosen auf 1.000 Versichertenjahre. Dagegen waren dies bei Menschen ohne SARS-COV-2-Infektion nur 10,55 Diagnosen. Insbesondere Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitiden) wie Morbus Wegner, Morbus Behcet oder Arteriitis temporalis wiesen die größten Assoziationen mit COVID-19 auf.

An der Studie sind mehrere gesetzliche Krankenkassen beteiligt. Die Koordination übernehmen das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der Dresdner Hochschulmedizin und das Robert Koch-Institut.

„Dies ist eine der ersten großen kontrollierten Kohortenstudien zu COVID-19 und Autoimmunerkrankungen. Die umfangreiche Datengrundlage unserer Partner erlaubt uns, Aussagen zu bleibenden Folgen der COVID-19-Pandemie zu treffen. In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf“, sagt Prof. Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Um die Zusammenhänge zwischen COVID-19 und den Erkrankungen zu verstehen, sei weitere Forschung notwendig. „Künftige Analysen sollten einen Fokus auf chronische Erkrankungen legen, die in der Pandemie entstanden sind. Zudem ist es wichtig, die Krankheitslast, die uns womöglich lange erhalten bleibt, zu quantifizieren.“

Unter Post-COVID werden längerfristige, mindestens drei Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion fortbestehende oder neu hinzukommende Krankheitssymptome und gesundheitliche Einschränkungen zusammengefasst. Bislang ist es eine offene Forschungsfrage, welche Symptome Post-COVID umfassen kann und wie viele Menschen davon betroffen sind. Um sich diesen Fragen zu nähern, sind kontrollierte Studien notwendig. Darin müssen Personen nach gesicherter SARS-CoV-2-Infektion ausreichend lange und im Vergleich zu einer gut definierten Kontrollgruppe auf ihren Gesundheitszustand hin nachbeobachtet werden.

Datenbasis der vorliegenden Studie sind Abrechnungsdaten der Jahre 2019 bis Juni 2021 von 38,9 Millionen gesetzlich Versicherten. Diese stammen von der AOK PLUS, der BARMER, der DAK-Gesundheit, der IKK classic, der Techniker Krankenkasse sowie aus der Forschungsdatenbank der InGef, über die ein wesentlicher Teil der Daten von Betriebskrankenkassen einbezogen wurde. In die Analyse gingen Daten von 640.000 Personen mit labormedizinisch nachgewiesener COVID-19-Erkrankung im Jahr 2020 ein, darunter 76.000 mit vorbestehender Autoimmunerkrankung. Für jede infizierte Person schlossen die Forschenden drei nichtinfizierte Versicherte in die Studie ein, die hinsichtlich Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Nachbeobachtungszeit vergleichbar waren. Infizierte und Nicht-Infizierte wurden hinsichtlich 41 vorab festgelegter Erkrankungen verglichen, die drei bis 15 Monate nach Infektions- bzw. Einschlussdatum neu dokumentiert wurden. Davon wiesen 30 eine hinreichend große Inzidenz auf, um Schätzwerte auszuweisen.

Es wird bereits länger spekuliert, dass die durch Virusinfektionen, wie SARS-CoV2, verursachten Autoantikörper bei einem Teil der Infizierten eine Autoimmunerkrankung auslösen können. Diese Ergebnisse beziehen sich hier auf die Nachverfolgung jener Betroffenen mit einer Infektion des Wildtyps des Virus. Erkenntnisse über andere Varianten des Virus bestehen aktuell nicht. „Das Ergebnis der Studie zeigt eindrücklich, welche wichtigen Erkenntnisse wir aus Patientendaten gewinnen können. Die Hochschulmedizin Dresden ist sehr froh, starke Partner an ihrer Seite zu wissen, die uns bei dieser Arbeit unterstützen. Ergebnisse aus solchen Studien helfen nicht nur der Medizin, sondern kommen vor allem den Patientinnen und Patienten in der Diagnostik und Therapie zugute“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Dresden.

Die Studie ist Teil des vom Robert Koch Institut geleiteten und vom Bundesgesundheitsministeriums geförderten Projektes „Postakute gesundheitliche Folgen von COVID-19“ https://rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Long-COVID/Projekt-Post….

Sie schließt an eine vor kurzem bei PLOS Medicine veröffentlichen Studie an, welche sich mit einer Vielzahl von mit COVID-19 assoziierten Symptomen beschäftigte.

https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1004122#s….

Bisher ist nur eine andere Kohortenstudie aus England als Preprint veröffentlich worden. Diese weist für eine kürzere Beobachtungszeit der Personen und 11 ausgewählte Erkrankungen ein Überschussrisiko für eine neue Autoimmunerkrankung von 0,72 auf 1000 Personenjahre, statt 4,50 wie in dieser Studie, auf.

https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.10.06.22280775v1.full

Die Ergebnisse wurden als Preprint veröffentlicht („Incident autoimmune diseases in association with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study “,
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.01.25.23285014v1

Kontakt für Medienschaffende
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Pressestelle
Annechristin Bonß
Tel.: 0351 458 14162
E-Mail: pressestelle@uniklinikum-dresden.de


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
Prof. Dr. Jochen Schmitt und Falko Tesch, Autoren der Studie
Tel.: 0351 458 89211
E-Mail: correspondence.zegv@ukdd.de


Originalpublikation:

Die Ergebnisse wurden als Preprint veröffentlicht („Incident autoimmune diseases in association with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study “,
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.01.25.23285014v


Weitere Informationen:

https://rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Long-COVID/Projekt-Post…
https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1004122#s…
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.10.06.22280775v1.ful


Bilder

Prof. Dr. Jochen Schmitt (links) und Falko Tesch sind die Autoren der Studie „Incident autoimmune diseases in association with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study“

Prof. Dr. Jochen Schmitt (links) und Falko Tesch sind die Autoren der Studie „Incident autoimmune d
Marc Eisele
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


 

Quelle: IDW