Aktuelle Zi-Studie zur Inzidenz von atopischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen 2013-2020 veröffentlicht



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15.09.2022 12:46

Aktuelle Zi-Studie zur Inzidenz von atopischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen 2013-2020 veröffentlicht

Zahl der Neuerkrankungen von Asthma 2013-2019 um 28 Prozent gesunken // Kinder in Ostdeutschland mit erhöhtem Erkrankungsrisiko für Neurodermitis und Heuschnupfen

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Berlin, 15. September 2022 – Die Inzidenz der chronischen, entzündlichen Atemwegserkrankung Asthma bronchiale ist zwischen 2013 und 2019 bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland um 28 Prozent zurückgegangen. Im Folgejahr 2020, dem ersten Jahr der COVID-19-Pandemie, zeigte sich ein weiterer, aber deutlich stärkerer Rückgang als in den Vorjahren. Konkret ging die jährliche Anzahl an Neuerkrankungen pro 1.000 gesetzlich versicherter Kinder und Jugendlicher von 11,7 im Jahr 2013 auf 8,4 im Jahr 2019 zurück. Zwischen 2019 auf 2020 wurde eine stark überproportionale Abnahme (2020: 5,9 Neuerkrankungen je 1.000 Versicherte) beobachtet.

Die Neuerkrankungszahlen der beiden weiteren atopischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, des atopischen Ekzems (Neurodermitis) und des Heuschnupfens, tendierten zwischen 2013 und 2019 uneinheitlich. Während die Inzidenz des atopischen Ekzems einen weitgehend stagnierenden Verlauf zeigte (2013: 13,6 Neuerkrankungen je 1.000 Versicherte, 2020: 14,3), variierte die Heuschnupfen-Inzidenz im zeitlichen Verlauf und wies zwischen 2013 (8,4 Neuerkrankungen pro 1.000 Versicherte) und 2017 (6,4) die stärkste Abnahme (−23 Prozent) auf. Die deutlichste Zunahme konnte zwischen 2019 (6,7) und 2020 (7,8) beobachtet werden. Im Gegensatz zu Beobachtungen in den ersten Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung weisen die Ergebnisse auf ein mittlerweile erhöhtes Risiko für Heuschnupfen bei ost- gegenüber westdeutschen Kindern hin.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Versorgungsatlas-Studie über „Aktuelle Trends der Inzidenz diagnostizierter atopischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland“, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) heute veröffentlicht hat. „Zu möglichen Einflussfaktoren der Asthma-Erkrankung zählen eine abnehmende Exposition werdender Mütter und Kinder durch Zigarettenrauch, ein substanzieller Rückgang des Antibiotikagebrauchs bei jungen Kindern sowie eine stark reduzierte Zirkulation von Respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) und Rhinoviren im Jahr 2020. Letztere könnte mit den Kontaktbeschränkungen sowie anderen Präventions- und Kontrollmaßnahmen, die mit dem Ziel der Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Deutschland ergriffen worden waren, in Zusammenhang stehen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Als Atopie bezeichnet man bestimmte allergische Erkrankungen mit einer Überempfindlichkeit auf ansonsten harmlose natürliche und künstliche Umweltstoffe. Im Kindes- und Jugendalter zählen atopische Erkrankungen wie das atopische Ekzem (Neurodermitis), Heuschnupfen (Pollinosis) und Asthma bronchiale zu den am häufigsten auftretenden gesundheitlichen Beschwerden. Neben Heuschnupfen bzw. saisonaler allergischer Rhinitis, weisen auch das atopische Ekzem und Asthma bronchiale unterschiedliche saisonale Muster gehäuften Auftretens in der Bevölkerung auf.
Grundlage für die statistische Analyse sind die bundesweiten pseudonymisierten, krankenkassenübergreifenden vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V der Jahre 2010 bis 2021 von Kindern und Jugendlichen im Altersbereich 0 bis 17 Jahre. Die Erfassung der Inzidenz der allergischen Erkrankungen atopisches Ekzem, Heuschnupfen und Asthma bronchiale erfolgte pro Jahr im Zeitraum 2013 bis 2020 und pro Quartal im Zeitraum 1/2013 bis 3/2021. Die jährliche Bezugspopulation bildeten Kinder und Jugendliche, die in den drei Vorjahren keine einschlägige Diagnose erhalten hatten. Das Neuauftreten einer atopischen Erkrankungen wurde angenommen, wenn eine „gesicherte“ Diagnose erstmalig in einem Quartal des Berichtsjahres und wiederholt zumindest einmalig in den folgenden vier Quartalen verschlüsselt wurde.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Jörg Bätzing
Fachbereichsleiter Regionalisierte Versorgungsanalysen & Versorgungsatlas
Tel: 030 4005 2419
jbaetzing@zi.de


Originalpublikation:

Holstiege J, Kohring C, Dammertz L, Heuer J, Akmatov MK, Bätzing J. Aktuelle Trends der Inzidenz diagnostizierter atopischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 22/08. Berlin 2022. > https://doi.org/10.20364/VA-22.08


Weitere Informationen:

https://www.versorgungsatlas.de – Der Versorgungsatlas ist ein Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi). Der Versorgungsatlas stellt Informationen aus der medizinischen Versorgungsforschung bereit. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Untersuchung und kartografischen Darstellung regionaler Unterschiede. Dadurch sollen Verbesserungen der Gesundheitsversorgung in den Regionen angeregt und gefördert werden.


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW