Coronakrise – Ein Wettlauf gegen die Zeit



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27.03.2020 11:10

Coronakrise – Ein Wettlauf gegen die Zeit

Virologe Gerd Sutter entwickelt einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus – mit einem vielversprechenden Ansatz, der gegen das MERS-Coronavirus schon am Menschen getestet wird.

Seit die ersten Genomdaten des Erregers verfügbar waren, arbeitet LMU-Virologe Gerd Sutter zusammen mit Experten aus Hamburg und Marburg an einem Impfstoff gegen das neue Coronavirus. „Mit den gentechnischen Arbeiten sind wir praktisch fertig“, sagt der Münchner Coronaviren-Experte im LMU-Interview. Jetzt stehen die ersten – präklinischen – Tests an. Doch wann wird es einen Impfstoff geben können? Diese Frage wird immer drängender angesichts der weltweit dramatisch steigenden Zahl von Covid-19-Fällen.

„12 oder gar 18 Monate wird es dauern, bis ein Impfstoff in größerer Breite eingesetzt werden kann, darunter wird es nicht gehen“, stellt Sutter klar. „Ich weiß, das ist angesichts der Notsituation schwer zu kommunizieren. Aber auch jetzt sollten wir alle Risiken ausschließen.“ Sorgfältige präklinische und klinische Untersuchungen seien wichtig, um sicherzustellen, „dass wir nicht nur ein verträgliches, sondern auch ein verlässlich wirkendes Arzneimittel haben“.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Schon länger arbeiten die Corona-Experten gemeinsam an einem Impfstoff zur Vorbeugung vor der gefährlichen Lungenkrankheit MERS. Erste Tests am Menschen laufen. Beteiligt sind neben den Münchner Forschern die Teams um Professor Marylyn Addo, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Professor Stephan Becker, Universität Marburg, sowie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).

Die Arbeiten könnten dazu beitragen, dass sich die Zeit verkürzt, bis ein Impfstoff gegen das neue Coronavirus bereitsteht. Denn bei dem MERS-Erreger handelt es sich nicht nur ebenfalls um ein Coronavirus. Auch die Impfstrategie, auf die Sutter und seine Kolleginnen und Kollegen bauen, ist in beiden Fällen dieselbe: In ein gut etabliertes Impfvirus bauen sie gentechnisch die Erbinformation für das sogenannte Spike-Protein der Virushülle ein. Solch charakteristische Stacheln tragen alle Coronaviren an ihrer Oberfläche, gegen sie richtet sich die Immunantwort, die ein Impfstoff auslösen soll. Alle bislang gesammelten Daten „sprechen dafür, dass wir einen vergleichbaren Impfstoff auch gegen das neue Coronavirus CoV-2 entwickeln können“, sagt Sutter.

Hier können Sie das vollständige Interview lesen. Sehen Sie Gerd Sutter außerdem im Video.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kontakt:
Prof. Dr. Gerd Sutter
Lehrstuhl für Virologie,
LMU, Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen
Tel.: 0049 / (0)89 / 2180-2514
E-Mail: gerd.sutter@lmu.de


Weitere Informationen:

https://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2020/sutter_impfstoffe.html Vollständiges Interview
https://www.youtube.com/watch?v=AN9uMz619Cw&feature=youtu.be


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW