04.10.2022 09:57
«Die Herbstwelle hat bereits begonnen»
Wie sieht die Corona-Prognose für die kommenden Wochen aus? Prof. Dr. Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel forscht seit Beginn der Pandemie am Coronavirus Sars-CoV-2. Im Gespräch gibt er Antworten auf ein paar drängende Fragen.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Herr Neher, seit es Corona gibt, haben wir Interviews mit Ihnen immer mit Maske geführt. Heute das erst Mal ohne, bleibt das so?
Richard Neher: Wenn die Fallzahlen wieder ansteigen, ist es sicher sinnvoll in manchen Situationen wieder Masken zu tragen, durchaus auch freiwillig. Dies verhindert nicht nur Ansteckungen mit dem Coronavirus, sondern reduziert auch das Risiko einer Grippe. Dass es jetzt wieder zu einem Anstieg an Infektionen kommt, war zu erwarten.
Wie viele Varianten des Coronavirus kursieren derzeit weltweit? Und wie viele davon verfolgen Sie mit Nextstrain?
Es gibt im Moment sehr viele, oft seltene Varianten des Coronavirus. Und viele werden gar nicht sequenziert. Wie viele es genau sind, wissen wir nicht. Wir verfolgen derzeit einige Dutzend. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf verschiedenen Varianten aus der Omikronfamilie, insbesondere Untervarianten von BA.2 und BA.5.
Warum ausgerechnet diese beiden?
BA.5 war hier im Sommer die dominierende Variante und hat zu einer hohen Anzahl an Infektionen geführt. Sie hat im Frühjahr bei uns die dominierende Variante BA.2 verdrängt. In Südasien gab es hingegen kaum BA.5. Hier zirkulierte vor allem BA.2. Sowohl BA.2 als auch BA.5 haben sich mittlerweile weiterentwickelt und viele Untervarianten gebildet, die zum Teil weniger gut von Antikörpern erkannt werden. Diese alle haben das Potenzial, eine neue Welle auszulösen. Andere Varianten, wie zum Beispiel BA.1 oder Delta, treten nur noch sporadisch auf.
Welche Varianten sind diesen Herbst im Umlauf?
Die Kandidaten, die uns im Hinblick auf den Herbst derzeit am meisten Sorgen machen, sind BA.2.75.2 und BQ.1.1. Erstere Untervariante hat sich sehr weit von der ursprünglichen BA.2-Variante wegentwickelt. Sie weist vor allem Veränderungen an Positionen auf, die für die Antikörperbindung wichtig sind. Neue Daten deuten darauf hin, dass sie die Immunantwort von Menschen, die in den letzten Monaten eine BA.5 Infektion hatten, unterlaufen kann. Auch BQ.1.1, eine Untervariante von BA.5, hat sich in sehr ähnlicher Weise wie BA.2.75.2 entwickelt und wird von Antikörpern weniger gut erkannt. Beide sind Momentan bei uns noch selten, nehmen aber an Häufigkeit zu.
Bedeutet das zurück auf Anfang für uns?
(…)
Das vollständige Interview finden Sie unter:
https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Die-Herbstwelle-hat-bereits-b…
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakt mit Richard Neher bitte via Heike Sacher, Kommunikation Biozentrum, Universität Basel: Tel. +41 61 207 14 49, E-Mail: heike.sacher@unibas.ch
Weitere Informationen:
https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Die-Herbstwelle-hat-bereits-b…
Bilder
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch