Herzinsuffizienz bei Diabetes vermutlich oft übersehen



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29.04.2019 20:19

Herzinsuffizienz bei Diabetes vermutlich oft übersehen

Obwohl durch Herzinsuffizienz für Menschen mit Diabetes das Risiko steigt, früher als andere zu versterben und häufiger im Krankenhaus zu landen, scheint die verminderte Herzleistung nicht immer erkannt zu werden. Darauf deuten zumindest aktuelle Daten hin, die den Behandlungsalltag in Deutschland und Österreich widerspiegeln.

Während internationale Studien belegen, dass Diabetes bei Herzinsuffizienz (HF: Heart Failure)-Patienten in 25 bis 40 Prozent auftritt und das Risiko für HF bei Diabetes mellitus zweifach erhöht ist, liegt die Prävalenz in einer kürzlich publizierten Auswertung des Registers DPV (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) bei 5,1 Prozent. Untersucht wurde der Datenpool von fast 290.000 in DPV registrierten Patienten mit Typ-2-Diabetes im Behandlungszeitraum 2010 bis 2015. Ziel der Auswertung war die Erfassung der HF-Prävalenz mittels ICD (International Classification of Diseases)-Codierung und die Analyse der Behandlungssituation auf der Basis der standardisierten Dokumentation mit multizentrischer Beteiligung. Über 400 Behandlungseinrichtungen, vorwiegend aus Deutschland und Österreich, dokumentieren im DPV-Register diabetesrelevante Patientendaten.

„Dass die Häufigkeit der Herzinsuffizienz in der DPV-Analyse mit knapp über 5 Prozent deutlich geringer war als erwartet, könnte in der reinen Erfassung über ICD-Code begründet sein“, meint Studien-Koautor Professor Diethelm Tschöpe, Vorsitzender der Stiftung DHD. Man könne nicht sicher davon ausgehen, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes im Zeitraum von 2010 bis 2015 gezielt auf HF untersucht worden sind. Wahrscheinlicher sei, dass eine aktive Diagnostik vielfach gefehlt habe, „zumal die Herzinsuffizienz als prognostisch bedeutsame Komplikation bei Diabetes erst in den letzten drei Jahren breit akzeptiert in den Fokus gerückt ist“. Die klinische Erfahrung würde derzeit noch zeigen, dass die Herzinsuffizienz und vor allem die Frühstadien der HF bei Patienten mit Diabetes oft unentdeckt und unbehandelt bleiben.

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In der DPV-Auswertung stieg der Anteil von Diabetes-Patienten mit HF erwartungsgemäß mit dem Lebensalter an, wobei mehr Frauen betroffen waren als Männer. Herzinsuffiziente Diabetes-Patienten wiesen zudem eine längere Erkrankungsdauer mit gestörtem Glukosestoffwechsel auf. Sie wurden häufiger als Patienten ohne HF mit Insulin behandelt, ihr HbA1c-Wert lag niedriger und der BMI (Body Mass Index) war höher. Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen wurden bei herzinsuffizienten Patienten mit Diabetes intensiver therapiert.

Original-Publikation

Stoyanova D, Stratmann B, Schwandt A, Heise N, Mühldorfer S, Ziegelasch HJ, Zimmermann A, Tschoepe D, Holl RW; DPV Initiative. Heart failure among people Type 2 diabetes mellitus: real world data of 289 954 people from a diabetes database. Diabet Med (2019) https://doi.org/10.1111/dme.13915

Ergänzende Literatur

Kristensen SL, Preiss D, Jhund PS, Squire I, Cardoso JS, Merkely B, Martinez F, Starling RC, Desai AS, Lefkowitz MP, Rizkala AR, Rouleau JL, Shi VC, Solomon SD, Swedberg K, Zile MR, McMurray JJ, Packer M; PARADIGM-HF Investigators and Committees. Risk related to pre-diabetes mellitus and diabetes mellitus in heart failure with reduced ejection fraction: insights from prospective comparison of ARNI with ACEI to determine impact on global mortality and morbidity in heart failure trial. Circ Heart Fail (2016) https://doi.org/10.1161/CIRCHEARTFAILURE.115.002560

McAllister DA, Read SH, Kerssens J, Livingstone S, McGurnaghan S, Jhund P, Petrie J, Sattar N, Fischbacher C, Kristensen SL, McMurray J, Colhoun HM, Wild SH. Incidence of Hospitalization for Heart Failure and Case-Fatality Among 3.25 Million People With and Without Diabetes Mellitus. Circulation (2018) https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.118.034986


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

PD Dr. rer. nat. Bernd Stratmann
Telefon: 05731-973768
E-Mail: bernd.stratmann@rub.de

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe
Telefon: 05731-972292
E-Mail: info@stiftung-dhd.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW