27.10.2022 16:46
Herzklappen-OPs mit großen Qualitätsunterschieden zwischen den Kliniken
Eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt große Qualitätsunterschiede zwischen Kliniken bei Herzklappen-Operationen. Die Qualitätsergebnisse der Kliniken auf Basis des Verfahrens zur „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR) sind im Online-Portal AOK-Gesundheitsnavigator abrufbar. Die Daten zeigen deutliche Unterschiede bei der Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen und ungeplanten Folge-OPs nach dem Eingriff sowie bei der Sterblichkeit der behandelten Patientinnen und Patienten.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Das WIdO hat knapp 23.000 kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI) bei AOK-Versicherten ausgewertet, die bundesweit in 79 Kliniken in den Jahren 2018 bis 2020 durchgeführt worden sind. Laut der Analyse ist im Viertel der Kliniken mit den besten Ergebnissen bei den transvaskulären Eingriffen eine Gesamt-Komplikationsrate von 5,1 Prozent zu verzeichnen, im Viertel der Kliniken, die am schlechtesten abschneiden, liegt dieser Wert dagegen bei 7,1 Prozent. Die Auswertung ergibt eine durchschnittliche Sterblichkeitsrate der behandelten Patientinnen und Patienten von 2,8 Prozent. Im Viertel der Kliniken mit den besten Ergebnissen ist die Sterblichkeit nach TAVIs mit 2,1 Prozent deutlich niedriger als im Viertel der schlechtesten Kliniken (3,8 Prozent).
Große Spanne bei Herzinfarkten und Schlaganfällen nach TAVIs
Große Spannen zeigen sich auch bei der Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff: So erleiden im Viertel der Kliniken mit den besten Ergebnissen 1,8 Prozent der TAVI-Patienten innerhalb von 30 Tagen einen Schlaganfall, während es im schlechtesten Viertel 3,9 Prozent sind. Insgesamt 0,7 Prozent der Patientinnen und Patienten müssen sich innerhalb eines Jahres einer erneuten Klappenersatz-OP unterziehen. Die Rate dieser ungeplanten Folge-OPs liegt im Viertel der Kliniken, die am schlechtesten abschneiden, mit 1,0 Prozent etwas höher.
Verengung der Herzklappe beeinträchtigt Funktion des Herzens
Die Implantation einer neuen Aortenklappe kann erforderlich werden, wenn eine Verengung der Herzklappe die Herztätigkeit schwer beeinträchtigt. Schwächegefühl, Herzschmerzen, Atemnot und Husten oder auch Ödeme sind mögliche Anzeichen einer Aortenklappen-Verengung. Je nach Ausmaß der Erkrankung muss die defekte Herzklappe dann durch eine Prothese ersetzt werden.
Neben den neuen Qualitätsinformationen zu den TAVIs bietet der Gesundheitsnavigator der AOK seit heute auch erstmals klinikbezogene QSR-Ergebnisse zu Mandelentfernungen. Zudem wurden die Ergebnisse zu den bereits im Navigator verfügbaren QSR-Indikationen aktualisiert.
Analyse der Behandlungsergebnisse über den Klinikaufenthalt hinaus
Im Verfahren zur „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ wertet das WIdO Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten aus der stationären und aus der ambulanten Versorgung aus. Das ermöglicht eine Analyse der Behandlungsergebnisse der Patientinnen und Patienten auch über den eigentlichen Klinik-Aufenthalt hinaus. Dadurch können Komplikationen nach der OP oder Folgeereignisse wie ungeplante Revisions-OPs mit in die Bewertung einbezogen werden. Unterschiede bezüglich Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen der Patientinnen und Patienten werden in der Auswertung berücksichtigt, sodass ein fairer Vergleich zwischen den einzelnen Kliniken gewährleistet ist.
Informationen zur Behandlungsqualität aus dem QSR-Verfahren gibt es neben den neuen Indikationen TAVI und Mandelentfernung aktuell zu elf weiteren Eingriffen: Knieprothesenwechsel, Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenkes bei Arthrose, Operation nach hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, Gallenblasenentfernung bei Gallensteinen, Blinddarmentfernung, Leistenbruch-OP, Operation bei gutartiger Prostatavergrößerung und zur Prostataentfernung bei Prostatakrebs sowie therapeutischer Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt. Die Ergebnisse der Auswertungen werden automatisch angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer des AOK-Navigators nach Informationen zu einer der genannten Behandlungen suchen.
Informationen zum QSR-Verfahren:
https://www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de
Zur Krankenhaussuche im Gesundheitsnavigator der AOK:
https://www.aok.de/pk/cl/uni/medizin-versorgung/krankenhaussuche/
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
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