Immunzellen helfen Herzinfarkt zu heilen



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09.04.2019 15:17

Immunzellen helfen Herzinfarkt zu heilen

MHH-Kardiologen aktivieren Abwehrzellen, um Herzinfarkte besser zu behandeln / Ergebnisse in „Circulation“ veröffentlicht

Ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein Blutgerinnsel Gefäße im Herzen verstopft. Die dadurch entstehende Entzündung und Narbenbildung kann zu bleibender Herzschwäche führen. Forscherinnen und Forscher haben in der Vergangenheit beobachtet, dass bestimmte Medikamente die Narbenbildung nach Herzinfarkt verringern: die CXCR4-Inhibitoren. Sie blockieren den CXCR4-Rezeptor, der Stammzellen im Knochenmark verankert. In der Klinik werden diese Inhibitoren bereits genutzt, um Stammzellen, zum Beispiel für eine Stammzellspende, ins Blut freizusetzen.

Professor Dr. Kai Wollert ist Leiter des Bereichs Molekulare und Translationale Kardiologie in der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Er vermutete, dass die CXCR4-Inhibitoren über einen anderen Mechanismus die Heilung nach Herzinfarkt begünstigen. Um die Wirkweise im Detail zu ergründen, behandelten Professor Wollert und sein Team Mäuse, in denen sie einen Herzinfarkt nachstellten, mit den Inhibitoren. „Wir beobachteten, dass der CXCR4-Inhibitor eine Vielzahl verschiedener Immunzellen ins Blut mobilisierte und die Wundheilung verbesserte“, sagt der Kardiologe. „Die für die Heilung wichtigen Zellen kamen dabei aus der Milz und nicht aus dem Knochenmark.“

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Tim Sparwasser vom Twincore (inzwischen gewechselt an die Universität Mainz) identifizierten die Kardiologen regulatorische T-Zellen als entscheidend für die Wundheilung. Diese Immunzellen verhindern überschießende Entzündungsreaktionen im Körper. „Wir konnten zeigen, dass unter CXCR4-Blockade nicht nur mehr regulatorische T-Zellen aus der Milz ins Blut mobilisiert wurden, sondern dass diese Zellen auch besser in das Infarktgewebe einwandern konnten um die Entzündung zu hemmen“, erklärt Professor Wollert.
Die MHH-Kardiologen beschreiben somit eine neue Methode, regulatorische T-Zellen mit Medikamenten gezielt zu stimulieren um Gewebsheilung zu fördern. Ihre Ergebnisse veröffentlichte jetzt „Circulation“, das Fachjournal der „American Heart Association“. „Interessanterweise funktioniert unser Ansatz auch bei Schweinen“, sagt Professor Wollert. „Es besteht somit die Hoffnung, dass wir eine Therapie für Infarktpatienten entwickeln können, um eine Herzmuskelschwäche zu verhindern.“

Ein Foto ist angefügt. Es zeigt Professor Dr. Kai Wollert (links) und Dr. Yong Wang, die eine neue Therapie für Herzinfarktpatienten entwickeln wollen. Im Zusammenhang mit dieser Presseinformationen können Sie das Fotokostenfrei nutzen, wenn Sie als Quelle „MHH / Karin Kaiser“ angeben.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Kai Wollert. Wollert.kai@mh-hannover.de, telefon (0511) 532-4055.


Originalpublikation:

Die Publikation finden Sie hier: https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.118.036053


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW