16.12.2019 14:39
Jenaer Wissenschaftler geehrt
Den in Deutschland höchst dotierten Wissenschaftspreis “Peter-Abel-Wissenschaftspreis für Optometrie und Sehwissenschaften” erhielt eine internationale Forschungsgruppe von neun Augenexperten aus Kanada, den USA und Deutschland um Prof. Wolfgang Sickenberger von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena
Anlässlich der beiden Fachtagungen “Sicht.Kontakte 2019“ in Hannover und der American Academy of Optometrie in Orlando (USA) wurde der anerkannte Preis an die Forschergruppe für ihre Arbeit mit dem Titel “Impact of Meibomian Gland Atrophy on Contact Lens Comfort: a Pilot Study” verliehen.
Die Studie beschäftigte sich mit dem Beschwerdebild und den Ursachen des so genannten „Trockenen Auges“, das inzwischen in Deutschland als Volkskrankheit bezeichnet wird. Im Mittel wird nach aktueller Literatur eine Prävalenz des Trockenen Auges von 13 % genannt. Danach wären allein in Deutschland über 10 Millionen Menschen davon betroffen, mit steigender Tendenz!
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
In den zurückliegenden Jahren hat sich das Verständnis des Trockenen Auges erheblich gewandelt. Der bisher häufig benutzte, gut verständliche Begriff des Trockenen Auges wird dem eigentlichen Krankheitsbild nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr gerecht. Ging man früher davon aus, dass es sich um einen reinen Volumenmangel der Tränen handelt, so weiß man heute, dass weit mehr Faktoren dieses Krankheitsbild auslösen. Die Tränenfilmqualität, also die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit, spielt eine entscheidende Rolle. Umfeldfaktoren wie trockene, klimatisierte Räume, Lüftungen und Computerarbeit können das Beschwerdebild verstärken.
Das Trockene Auge ist somit eine multifaktorielle Erkrankung, welche Beschwerden wie z.B. Augenbrennen, Schmerzen oder rote Augen hervorruft. Aber auch die Sehleistung kann sich durch Tränenfilmstörungen verringern, z.B. durch unscharfes, schwankendes Sehen. Häufig sind diese Symptome auch bei gesunden Augen, z.B. nach langer Bildschirmarbeit, bemerkbar.
Die Forschergruppe (Augenexperten der CLASS Study Group/Contact Lens Assessment of Symptomatic Subjects: Dr. Andrew Pucker, Dr. Lisa Jones-Jordan, Dr. Carolina Kunnen, Sebastian Marx, Dr. Daniel Powell, Dr. Justin Kwan, Dr. Sruthi Srinivasan, Prof. Dr. Lyndon Jones und Prof. Wolfgang Sickenberger der Universitäten Berkeley, USA; University of Alabama, USA; Ohio State University, USA; University of Houston, USA; University of Waterloo, Kanada; Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Deutschland) konnte über Pilotstudien erstmals die Fragestellung beantworten, inwieweit die für die Tränenfilmqualität hauptverantwortlichen Meibomdrüsen dieses Beschwerdebild beeinflussen.
Eine Fehlfunktion dieser Drüsen (Meibomdrüsendysfunktion) war in der Vergangenheit diagnostisch schwer zu beurteilen und zu klassifizieren. Den Wissenschaftlern gelang es, über prospektive multizentrische Matchstudien (Fall-Kontroll-Studien) dieser Fragestellung unter anderem bei aktiven Kontaktlinsenträgern im Vergleich zu ehemaligen Kontaktlinsenträgern, die ihre Linsen nicht mehr vertragen hatten, nachzugehen.
Informationen und Kontakt:
Professor Wolfgang Sickenberger
wolfgang.sickenberger@eah-jena.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Professor Wolfgang Sickenberger
wolfgang.sickenberger@eah-jena.de
Weitere Informationen:
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch