Multiple Sklerose: Einnahme des Wirkstoffs Glatirameracetat mit dem Stillen vereinbar



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11.05.2022 09:40

Multiple Sklerose: Einnahme des Wirkstoffs Glatirameracetat mit dem Stillen vereinbar

Mutter zu werden ist für Patientinnen mit Multipler Sklerose (MS) mit schwierigen Fragen verbunden: Ist es vertretbar, die Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit weiter einzunehmen, um die Krankheit in Schach zu halten oder droht dem Kind dadurch Gefahr? Für den Wirkstoff Glatirameracetat kann eine Studie der Neurologie des Klinikums der Ruhr-Universität Bochum (RUB) im St. Josef Hospital Müttern diese Sorge für die Stillzeit nehmen. Ein Vergleich zwischen Kindern, deren Mütter in der Stillzeit den Wirkstoff eingenommen hatten, und solchen, die ihn nicht eingenommen hatten, ergab keine wesentlichen Unterschiede in den ersten 18 Lebensmonaten der Kinder.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Die Fachinformation für das Medikament, das unter dem Namen Copaxone auf dem Markt ist, wurde entsprechend angepasst. Die Forschenden berichten in der Zeitschrift Multiple Sclerosis Journal vom 1. April 2022.

Häufigkeit der Schübe verringern

Multiple Sklerose betrifft zwei- bis dreimal häufiger Frauen als Männer, und die Betroffenen erkranken überwiegend in einem Alter, in dem sie auch Kinder bekommen können. Die überwiegende Zahl der Patientinnen und Patienten leidet an schubförmiger MS, bei der sich Episoden mit stärkeren Symptomen und solche ohne Beschwerden abwechseln. Im Laufe der Zeit nimmt das Nervensystem durch die wiederholten Krankheitsschübe jedoch Schaden. Die Folge sind häufig bleibende Beeinträchtigungen. Medikamente können die Häufigkeit der Schübe reduzieren, die Zeit dazwischen verlängern und damit die bleibende Schädigung des Nervensystems verlangsamen. Zu diesen Wirkstoffen gehört Glatirameracetat.

Keine negativen Auswirkungen beobachtet

„In der Studie haben wir die Entwicklung von insgesamt 120 Kindern verglichen, deren an MS erkrankte Mütter zur Hälfte Glatirameracetat während der Stillzeit eingenommen hatten“, erklärt Dr. Andrea Ciplea aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Kerstin Hellwig am RUB-Klinikum. Beobachtet wurden in den ersten anderthalb Lebensjahren der Kinder das Körperwachstum, Entwicklungsverzögerungen sowie Antibiotikabehandlungen und stationäre Krankenhausaufenthalte. „Wir konnten keine negativen Auswirkungen durch die Einnahme des MS-Medikaments beobachten“, erläutert Ciplea. Daraufhin wurde die Fachinformation von Copaxone geändert, sodass Patientinnen jetzt regulär während der Stillzeit mit dem Medikament behandelt werden dürfen.

Förderung

Die Arbeiten wurden unterstützt von Teva Pharmaceuticals Europe B.V.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Kerstin Hellwig
Klinik für Neurologie
Katholisches Klinikum St. Josef-Hospital
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 509 0
E-Mail: k.hellwig@klinikum-bochum.de


Originalpublikation:

Andrea Ines Ciplea, Anna Kurzeja, Sandra Thiel, Sabrina Haben, Jessica Alexander, Evelyn Adamus and Kerstin Hellwig: Eighteen-month safety analysis of offspring breastfed by mothers receiving glatiramer acetate therapy for relapsing multiple sclerosis – COBRA study, in: Multiple Sclerosis Journal, 2022. DOI: 10.1177/13524585221083982, https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/13524585221083982


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW