08.10.2019 10:51
Neue Daten für Taten zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts
Jedes sechste Kind wird innerhalb eines Jahres wegen einer Unfallverletzung ärztlich behandelt. Knapp 20 % der Kinder und Jugendlichen zeigen Symptome einer Essstörung. Die motorische Leistungsfähigkeit stagniert auf niedrigem Niveau. 36 % der 3- bis 17-Jährigen haben in den letzten sieben Tagen mindestens ein Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. Die Adipositasraten sind nicht gestiegen. Kinder und Jugendliche mit beidseitigem Migrationshintergrund haben seltener Neurodermitis (3,5% vs. 6,9%) und ADHS (2,0% vs. 5,4%) als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Heranwachsende aus der niedrigen Einkommensgruppe sind im Vergleich zur mittleren und hohen Gruppe sportlich häufiger inaktiv (28,2 % gegenüber 18,4% bzw. 11,1%).
Das Themenspektrum der in Deutschland einzigartigen „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS) ist breit. Im Bundesgesundheitsblatt, Ausgabe Oktober 2019, sind in elf Beiträgen neue Ergebnissen aus der zweiten Welle der KiGGS-Studie veröffentlicht. „Der KiGGS-Studie ist es in bester Weise gelungen, unserem Anspruch Daten für Taten zu entsprechen“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die KiGGS-Basiserhebung von 2003 bis 2006 lieferte erstmalig belastbare Aussagen über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in allen Altersgruppen, nicht nur aus Befragungen, sondern auch aus körperlichen Untersuchungen. Danach gab es vielfältige Reaktionen im politischen und gesellschaftlichen Raum. Aktivitäten gegen Adipositas, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung findet seither auf sehr vielen Ebenen mit ganz unterschiedlichen Akteuren statt. Das Gesundheitsziel „Gesund aufwachsen“ steckt den Rahmen dafür ab.
Public Health ist die Öffentliche Sorge für die Gesundheit aller. „KiGGS liefert die Basis für Public-Health-Aktivitäten für die Gesundheit aller Kinder und Jugendlichen“, unterstreicht Wieler. Durch die regelmäßige Wiederholung des Surveys und entsprechende Trendanalysen kann der Erfolg gesundheitspolitischer Aktivitäten auf Bevölkerungsebene überprüft werden.
Sechs der elf Beiträge im Bundesgesundheitsblatt gehen auf die körperliche und psychische Gesundheit ein: seltenere Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen wie Epilepsie oder Herzerkrankungen (die aufgrund der großen Stichprobe der KiGGS-Studie gut abgebildet werden können), Unfallverletzungen, außerdem Schmerzen, Essstörungssymptome und die Lebensqualität bei Heranwachsenden mit chronischen Erkrankungen (Asthma bronchiale, Neurodermitis, Adipositas und ADHS). Die in KiGGS erhobenen Daten zum Anwendungsverhalten für Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel einschließlich der Selbstmedikation sind eine wertvolle Ergänzung zu Verordnungsdaten.
Die Beiträge zu Gesundheitsrisiken und Gesundheitsverhalten befassen sich mit dem Body-Mass-Index von Kindern und Jugendlichen und mit der motorischen Leistungsfähigkeit. Den Abschluss des Schwerpunktheftes bilden zwei Beiträge zum Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Lage, einem ganz entscheidenden Einflussfaktor für ein gesundes Aufwachsen.
Weitere Informationen: www.rki.de/kiggs
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch