27.06.2019 12:38
Pflegende Angehörige: Hoch belastet und das Gefühl allein gelassen zu sein
Pflegende Angehörige sind stark durch die Pflege belastet und stellen häufig ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Das sind die ersten Erkenntnisse der Studie.
Im Zeitraum zwischen November 2018 und März 2019 haben 1.429 pflegende Angehörige an der Erhebung mit dem Titel „Was pflegende Angehörige wirklich brauchen“ teilgenommen. Es handelt sich um eine der größten Befragungen zu dieser Thematik im deutschen Sprachraum.
Zwei Drittel der Befragten berichten von einer hohen Gesamtbelastung durch die Angehörigenpflege. Etwa die Hälfte leidet darunter körperlich, mehr als 70% der Befragten sind stark bis sehr stark emotional belastet. „Einige Menschen haben nicht nur den Fragebogen ausgefüllt, sondern uns auch angerufen und erzählt, wie allein gelassen sie sich mit ihren Sorgen und Anliegen fühlen“ berichtet die Studienleiterin Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Pflegende Angehörige wünschen sich mehr Unterstützung zur Bewältigung der Pflegesituation im engeren Sinne, haben aber auch eigene Bedürfnisse. So wünschen sie sich Informationen und Beratung auch zum Erhalt ihrer eigenen Gesundheit, zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, zur finanziellen Absicherung sowie zum Austausch mit anderen informell Pflegenden und zu Möglichkeiten einer Auszeit von der Pflege.
Erste Ergebnisse zeigen, dass Informations- und Beratungsangebote sowohl zur Pflegesituation wie auch zu eigenen Bedürfnissen nur teilweise bekannt sind. „Besonders wenig bekannt und vermutlich deswegen auch kaum genutzt sind Informations- und Beratungsangebote zu den eigenen Bedürfnissen der pflegenden Angehörigen“ ordnet Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko die Ergebnisse ein, „hier sehen wir Handlungsbedarf.“
In einem nächsten Analyseschritt werden die Forscherinnen unterschiedliche Gruppen (Segmente) pflegender Angehöriger mittels Clusteranalyse identifizieren und beschreiben. Auf dieser Basis können Ansätze für die bedarfsgerechte Unterstützung der einzelnen Zielgruppen entwickelt und Handlungsempfehlungen insbesondere für Kreise und Kommunen erarbeitet werden. Die Ergebnisse werden am 13. Dezember 2019 auf einer Tagung an der Universität Witten/Herdecke präsentiert.
Das Projekt „Zielgruppenspezifische Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige“ (ZipA) wird vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und den Pflegekassen gefördert. Befragt wurden volljährige Personen, die einen Familienangehörigen, Freund oder Nachbarn regelmäßig pflegen oder betreuen.
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko, 02302 / 926-592, Sabine.Bohnet-Joschko@uni-wh.de
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.600 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
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