07.02.2022 14:26
Psyche beeinflusst Herzinsuffizienz
Die Entstehung und der Verlauf einer Herzinsuffizienz werden durch psychosoziale Faktoren, allen voran eine Depression und soziale Isolation, negativ beeinflusst, wie die Analyse einer Vielzahl klinischer Studien zeigen konnte.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Herzerkrankungen, ob Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz, belasten die betroffenen Menschen stark. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass die betroffenen Patientinnen und Patienten neben der Behandlung der Grunderkrankung deshalb auch psychologische Unterstützung benötigen. Zugleich stellt sich die Frage nach der Wechselwirkung zwischen Herzerkrankung und Psyche.
Um den wissenschaftlichen Stand zu dieser Frage am Beispiel der Herzinsuffizienz in einem Positionspapier zusammenzutragen, hat die «European Association of Preventive Cardiology (EAPC)» eine Taskforce mit zwölf europäischen Experten eingesetzt, darunter Prof. Dr. Roland von Känel, Direktor der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik am USZ.
Psychosoziale Stressfaktoren verschlechtern den Zustand
Anhand der Analyse einer Vielzahl prospektiver klinischer Studien konnten sie aufzeigen, dass vor allem eine Depression und soziale Isolation den klinischen Zustand der Patientinnen und Patienten verschlechtert. Dabei zeigte sich eine Wechselwirkung: Die Krankheit selbst führt zu Gefühlen der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Zugleich fördert dieser erhöhte Stresslevel entzündliche und neuro-endokrine Prozesse, die den Körper zusätzlich belasten und zu einer weiteren Verschlechterung der Herzinsuffizienz führen können.
Krankheit als Trauma
Der medizinische Verlauf einer Herzinsuffizienz ist oft unvorhersehbar. Der Zustand kann sich rasch verschlechtern bis hin zum Tod. Diese Situation und die Ohnmacht ihr gegenüber können für die Betroffenen einem Trauma gleichkommen. Manche Patienten begegnen dem mit einer kompletten Verleugnung der Realität. «Diese Menschen verdrängen die Krankheit, was die Behandlung erheblich erschweren kann», erklärt Roland von Känel. «Umso wichtiger sind in diesem Fall eine psychologische Betreuung mit den entsprechenden Gesprächstechniken». Angesichts der grossen psychischen Belastung der Betroffenen, sei eine psychologische Begleitung von Patienten mit einer Herzinsuffizienz aber letztlich in jedem Fall angezeigt. «Das konnten wir mit unserer Analyse klar aufzeigen».
Originalpublikation:
Karl-Heinz Ladwig, Thomas C Baghai, Frank Doyle, Mark Hamer, Christoph Herrmann-Lingen, Evelyn Kunschitz, Cédric Lemogne, Margarita Beresnevaite, Angelo Compare, Roland von Känel, Hendrik B Sager, Willem Johan Kop, Mental Health-Related Risk Factors and Interventions in Patients with Heart Failure. A Position Paper endorsed by the European Association of Preventive Cardiology (EAPC), European Journal of Preventive Cardiology, 2022;, zwac006, https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwac006
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
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