Studie belegt: Neue Diabetes-Subtypen haben unterschiedlichen Einfluss auf Erektionsstörungen



Teilen: 

18.02.2022 11:11

Studie belegt: Neue Diabetes-Subtypen haben unterschiedlichen Einfluss auf Erektionsstörungen

Eine Untersuchung des Deutschen Diabetes-Zentrums hat nicht nur festgestellt, dass Diabetes das Risiko für Erektionsstörungen bei Männern erhöht, sondern dass es auch Unterschiede in deren Auftreten zwischen den verschiedenen Diabetes-Subtypen gibt. Was genau sind die Befunde? Lässt dies Rückschlüsse auf zukünftige Therapien zu?

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Mit zunehmendem Alter kann es bei Männern zu erektilen Funktionsstörungen kommen. Eine Diabetes-Erkrankung kann dieses Risiko jedoch zusätzlich erhöhen. Die Tatsache, dass erektile Funktionsstörungen bei Typ-2-Diabetes häufiger auftreten als bei Typ-1-Diabetes, weckte nun das Interesse der Forschenden am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ). Es sollte überprüft werden, wie häufig Erektionsstörungen in den neuen Subtypen des Diabetes sind und welche Rückschlüsse sich daraus für etwaige Therapien ziehen lassen.

Mittlerweile setzt sich in der Wissenschaft immer mehr die Ansicht durch, dass es nicht einfach nur den Typ-1 und Typ-2-Diabetes gibt, sondern fünf Subtypen, die sich z.T. gravierend in ihren Auswirkungen bei Betroffenen unterscheiden können. Diese fünf Subtypen können dabei wie folgt eingeteilt werden:
• Schwerer Autoimmun-Diabetes (SAID); entspricht dem klassischen Typ-1-Diabetes
• Schwerer Insulinmangel-betonter Diabetes (SIDD)
• Schwerer Insulinresistenz-betonter Diabetes (SIRD)
• Moderater Übergewichtsdiabetes (MOD)
• Moderater Altersdiabetes (MARD)

„Menschen mit einem Insulinmangel-betonten Diabetes zeigen beispielsweise häufiger ein gestörtes Schmerzempfinden wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl an Händen und Füßen, während Personen mit schwerem insulinresistenten Diabetes ein höheres Risiko für Leber- und Nierenerkrankungen aufweisen“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand des DDZ und fährt fort. „Ziel unserer neuen Untersuchung war es daher, die Häufigkeit der erektilen Dysfunktion in diesen fünf Subtypen des Diabetes zu charakterisieren.“ Dazu wurden im Rahmen der Deutschen Diabetes-Studie mehr als 350 Männer im Alter von 18 bis 69 Jahren mit neu diagnostiziertem Diabetes untersucht. Als Kontrollgruppe wurden zusätzlich 124 Männer aus der Deutschen Diabetes-Studie ohne Diabetes mitaufgenommen.

Zunächst zeigte sich, dass 23 Prozent aller untersuchten Männer mit Diabetes an erektilen Funktionsstörungen litten – bei Männern ohne Diabetes waren dies hingegen nur 11 Prozent. Verglichen mit den Probanden ohne erektile Funktionsstörungen waren die betroffenen Probanden zudem älter, hatten einen höheren Body-Mass-Index (BMI), höhere Triglyzeridwerte sowie geringere Cholesterinwerte. „Interessant ist allerdings, dass die Häufigkeit der Funktionsstörungen mit 52 Prozent bei Personen mit schwerem Insulinresistenz-betonten Diabetes (SIRD) am höchsten war. Mit 7 Prozent waren sie beim schweren Autoimmun-Diabetes (SAID) hingegen am geringsten“, fasst Dr. Haifa Maalmi, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Inflammation des DDZ, die Ergebnisse zusammen. „Dies lässt den Schluss zu, dass sich das Auftreten von erektilen Funktionsstörungen zwischen den Diabetes-Subtypen des Diabetes unterscheidet.“

Da neben dem SIRD- auch der SIDD-Subtyp ein relativ hohes Risiko für erektile Funktionsstörungen bei Männern aufweist, können als wesentliche Faktoren der Insulinmangel wie auch die Insulinresistenz in Betracht gezogen werden. „Daher sollten im nächsten Schritt vor allem diese beiden Subtypen gezielt auf erektile Funktionsstörungen untersucht werden“, sagt Prof. Dr. Christian Herder, stellvertretender Direktor am Institut für Klinische Diabetologie. „Wenn hier die zugrundeliegenden Mechanismen besser verstanden werden, können Therapien auch zielgerichteter erfolgen.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. phil. nat. Christian Herder
Stellvertretender Direktor am Institut für Klinische Diabetologie
Leiter Arbeitsgruppe Inflammation
Deutsches Diabetes-Zentrum

Email: christian.herder@ddz.de


Originalpublikation:

Maalmi H, Herder C, Bönhof G, Strassburger K, Zaharia OP, Rathmann W, Burkart V, Szendroedi J, Roden M, Ziegler D, GDS-Group: Differences in the prevalence of erectile dysfunction between novel subgroups of recent-onset diabetes. Diabetolo-gia 2022; 65(3):552–562. DOI: 10.1007/s00125-021-05607-z


Weitere Informationen:

https://ddz.de/unterschiede-der-erektilen-dysfunktion-zwischen-den-neuen-subtype…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW