27.11.2019 13:48
Studie zur Legalisierung von Cannabis
Prof. Dr. Thomas Fankhänel, Studiengangsleiter Gesundheitspsychologie (B. Sc.), Nils Kusenberg, Alumnus des Masterstudiengangs Psychische Gesundheit und Psychotherapie (M. Sc.), sowie Anna-Maria Huhn, Studierende im Bachelorstudiengang Gesundheitspsychologie, haben gemeinsam an einer Querschnittsstudie gearbeitet. Ziel war es, die Einstellung der Probanden gegenüber einer möglichen Legalisierung unter psychologischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Diese Studie wird nun vorgestellt.
Die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen rund um das Thema der Legalisierung von Cannabis reißen nicht ab. Die Pro- und Contraargumente wurden gar vom Bundesverfassungsgericht abgewogen und es blieb bei einem Verbot. Dennoch wurde Cannabis etwa für die Behandlung von SchmerzpatientInnen 2017 freigegeben. Laut WHO konsumieren weltweit 181,8 Millionen Menschen Cannabis aus nicht-medizinischen Zwecken. Darunter befinden sich rund 2 Millionen deutsche Konsumenten. Neben einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen, wie Abhängigkeit, affektive Störungen oder Psychosen, sind die Konsumenten u.a. auch mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko konfrontiert.
Prof. Dr. Thomas Fankhänel, Studiengangsleiter Gesundheitspsychologie (B. Sc.), Nils Kusenberg, Alumnus des Masterstudiengangs Psychische Gesundheit und Psychotherapie (M. Sc.), sowie Anna-Maria Huhn, Studierende im Bachelorstudiengang Gesundheitspsychologie, haben gemeinsam an einer Querschnittsstudie gearbeitet. Ziel war es, die Einstellung der Probanden gegenüber einer möglichen Legalisierung unter psychologischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Die Rekrutierung der Probanden erfolgte durch Aufruf in sozialen Netzwerken. Neben demografischen Daten wurden die bisherigen Konsumerfahrungen erfragt. Insgesamt beantworteten 158 Personen den Fragebogen. Jeweils 5 Fragen zur persönlichen Einstellung zu Cannabis und zu eigenen Konsumerfahrungen sollten dabei aufzeigen, inwiefern charakterliche Ängstlichkeit (Trait-Angst) und Konservatismus als Prädiktoren für eine mögliche Legalisierung angesehen werden können.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Es konnte gezeigt werden, dass Personen ohne Konsumerfahrungen eine negativere Einstellung zur Legalisierung angaben als Personen mit Konsumerfahrungen. Weiterhin wiesen Frauen dabei eine negativere Einstellung gegenüber der Legalisierung von Cannabis auf als Männer. Ferner wurde betrachtet, ob es hinsichtlich des Alters einen Einfluss auf die Einstellung zur Legalisierung von Cannabis gibt. In der Gesamtstichprobe zeigte sich jedoch kein Zusammenhang zwischen Alter und Einstellung zur Legalisierung.
Kein Zusammenhang wurde dagegen zwischen Konservatismus und der Einstellung zur Legalisierung von Cannabis gefunden. Außerdem konnten keine Geschlechtsunterschiede im Hinblick auf das Ausmaß der Trait-Angst gefunden werden.
Hinsichtlich der Einstellung zur Legalisierung lagen die Ergebnisse der Gesamtstichprobe im mittleren Bereich. Es scheint so, als gäbe es insgesamt keine Tendenz zu einer erhöhten oder verminderten Absicht Cannabis legalisieren zu wollen. Dieses Ergebnis lässt sich durch eine Untersuchung von Kunert, Schlinkert, und Heinrich (2018) bestätigen. Die vorliegenden Ergebnisse scheinen auch die allgemein vorherrschende Uneinigkeit in der Legalisierungsdebatte hinsichtlich Cannabis zu bestätigen. Die Befürworter einer Legalisierung sind eher durch Merkmale wie bisherige Konsumerfahrungen und eher geringe Ausprägungen bzgl. Trait-Angst und Konservativismus gekennzeichnet. Psychische Merkmale von Befürwortern wie Gegnern sollten deshalb in der Diskussion um die Legalisierung von Cannabis mehr Berücksichtigung finden.
Die Studie wird am 27. November 2019 auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde im Rahmen einer Posterpräsentation von Nils Kusenberg vorgestellt. Auf dem Kongress wird Prof. Dr. Thomas Fankhänel zudem einen Vortrag mit dem Titel “Evaluation einer Intervention zur Steigerung des ambulanten Nachsorge-Nutzungsverhaltens von Patientinnen und Patienten mit psychischen und Verhaltensstörungen” halten. Benjamin Panic‘, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der SRH Hochschule für Gesundheit, wird auf dem Kongress ebenso ein wissenschaftlices Poster zu den Pro- und Contraargumenten von Cannabis-Konsum halten.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Fankhänel
Originalpublikation:
Posterpräsentation: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
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