Therapie mit Tieren verbessert das Sozialverhalten von Patienten mit Hirnverletzungen



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09.04.2019 11:00

Therapie mit Tieren verbessert das Sozialverhalten von Patienten mit Hirnverletzungen

Eine tiergestützte Therapie kann die soziale Kompetenz von Patienten mit Hirnverletzungen fördern und ihre emotionale Beteiligung an der Therapie erhöhen. Das zeigt eine Wirksamkeitsstudie von Psychologinnen und Psychologen der Universität Basel im Fachblatt «Scientific Reports».

Nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma zeigen sich bei den Patientinnen und Patienten oft Störungen im Sozialverhalten: So beziehen sie etwa ihre Gesprächspartner seltener in Konversationen ein, zeigen eine verminderte emotionale Empathie und haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu äussern.

Neugier und Motivation angeregt

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
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In der Rehabilitation kommt immer häufiger eine tiergestützte Therapie zum Einsatz, um Defizite bei der sozialen Kompetenz der Patienten zu verbessern. Der Kontakt mit einem Therapietier regt beispielsweise die Neugier und die Motivation der Patienten an. Wie wirksam diese Therapie bei stationären Patienten ist, haben Forschende der Fakultät für Psychologie der Universität Basel in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie REHAB Basel und dem Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut nun erstmals systematisch untersucht.

Dazu erhielten 19 erwachsene Probanden eine tiergestützte Therapie sowie parallel dazu konventionelle Therapie. Ihr Sozialverhalten in den über 200 tiergestützten und konventionellen Therapiesitzungen wurde dabei aufgezeichnet und anschliessend ausgewertet. Zudem erfasste die Studie auch die Stimmung, die Zufriedenheit der Patienten sowie ihre Therapiemotivation – ein wichtiges Kriterium für den Behandlungserfolg.

Mehr positive Emotionen

Das Ergebnis: In Anwesenheit eines Tiers – darunter Meerschweinchen, Minipigs, Kaninchen und Schafe – zeigten die Patienten ein aktiveres soziales Verhalten als während der konventionellen Therapiesitzungen. Sie äusserten beinahe doppelt so viele positive Emotionen und kommunizierten häufiger verbal wie auch nonverbal. Keinen Effekt hatte die tiergestützte Therapie auf negative Emotionen wie Wut oder Ärger. War während der Therapie ein Tier dabei, schätzten sich die Patienten auch als zufriedener und ihre Motivation als höher ein, sich aktiv an der Therapie zu beteiligen; dies deckte sich mit den Einschätzungen der Therapeuten.

«Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine tiergestützte Therapie das Sozialverhalten bei Hirnverletzen fördern kann», bewertet Studienleiterin Dr. Karin Hediger von Universität Basel die Resultate der Studie.

«Tiere können zu relevanten Therapiepartnern für Patienten werden, die diese dazu motivieren, sich um sie zu kümmern. Zugleich regen die Tiere die Patienten dazu an, sich aktiv an therapeutischen Aktivitäten zu beteiligen.» Deshalb bilde die tiergestützte Therapie eine erfolgversprechende Ergänzung zu herkömmlichen Therapien in der Neurorehabilitation, so die Psychologin.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Karin Hediger, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Tel. +41 79 519 78 85, E-Mail: karin.hediger@unibas.ch

Prof. Dr. Jens Gaab, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Tel. +41 61 207 07 48, E-Mail: jens.gaab@unibas.ch


Originalpublikation:

Karin Hediger, Stefan Thommen, Cora Wagner, Jens Gaab, Margret Hund-Georgiadis
Effects of animal-assisted therapy on social behaviour in patients with acquired brain injury: a randomised controlled trial
Scientific Reports (2019), doi: 10.1038/s41598-019-42280-0
https://www.nature.com/articles/s41598-019-42280-0


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW