01.07.2022 10:40
UKE-Wissenschaftler:innen weisen Belastung von Oberflächen mit Affenpockenvirus nach
Oberflächen, die an Affenpocken erkrankte Patient:innen berührt haben, können hochgradig mit dem Virus belastet sein. Das ergab eine Untersuchung von Forschenden aus dem Arbeitsbereich Krankenhaushygiene, dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene und der Sektion Infektiologie der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Zugleich geben die Forschenden Entwarnung: Es ist mit der Studie noch nicht bewiesen, dass sich andere Menschen durch den Kontakt der kontaminierten Oberflächen anstecken können. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin Eurosurveillance veröffentlicht.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
„Wir gehen davon aus, dass Oberflächen sehr stark belastet sein müssten, um sich durch den Kontakt mit dieser Oberfläche anstecken zu können. Dies betrifft wahrscheinlich vor allem in der Versorgung betroffener Patient:innen tätige Menschen sowie Personen, die mit einem Erkrankten zusammenleben. Von öffentlich zugänglichen Handkontaktflächen wie Türklinken oder Aufzugknöpfen geht nach den bisherigen Erkenntnissen keine Gefährdung aus“, erklärt Prof. Dr. Johannes Knobloch, Leiter der Studie und des Arbeitsbereichs Krankenhaushygiene des UKE.
Auf Oberflächen, die direkt mit der Haut der erkrankten Patient:innen in Berührung gekommen sind oder die erkrankte Patient:innen mit den Händen berührt haben, konnten die Forschenden bis zu eine Million Virusbestandteile nachweisen, in kontaminierter Wäsche sogar bis zu zehn Millionen. Kleinste Virusspuren konnten die Forschenden auch noch außerhalb der mit Patient:innen belegten Räume finden.
Den Wissenschaftler:innen ist es zudem gelungen, erstmals Affenpocken-Viren von Oberflächen anzuzüchten – allerdings nur von den am stärksten belasteten Oberflächen. Diese Daten weisen darauf hin, dass es sich bei den Nachweisen mittels PCR nicht nur um inaktivierte Virusbestandteile handelt, sondern zumindest ein Anteil der gemessenen Belastung intakte Viren enthält. Die Anzucht der Viren von unbelebten Oberflächen ist ein wichtiger Baustein im Verständnis der Übertragungswege des Affenpockenvirus.
„Unsere Ergebnisse passen zu den bisherigen Beobachtungen, dass sich Personen in den meisten Fällen nur bei einem sehr engen Kontakt zu einem Erkrankten anstecken können. Zugleich zeigen unsere Ergebnisse, dass sich das medizinische Personal bei der Versorgung betroffener Patient:innen strikt an die empfohlenen Schutzmaßnahmen halten sollte“, sagt Prof. Knobloch.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Johannes Knobloch
Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-51720
j.knobloch@uke.de
Originalpublikation:
D. Nörz, S. Pfefferle et al. Evidence of extensive surface contamination in hospital rooms occupied by patients infected with monkeypox. Eurosurveillance. 2022. https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.ES.2022.27.26.2200477
DOI: https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2022.27.26.2200477
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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