Wie sich Brustkrebszellen mit Fett füttern und dadurch vor dem Zelltod schützen



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24.01.2019 09:38

Wie sich Brustkrebszellen mit Fett füttern und dadurch vor dem Zelltod schützen

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen in Deutschland. Warum Krebszellen so überlebensfähig sind, ist eine wesentliche Frage in der Forschung. IfADo-Forscherin Dr. Cristina Cadenas hat mit ihrem Team einen Mechanismus entdeckt, wie sich Brustkrebszellen selbst mit Nährstoffen versorgen und sich gleichzeitig einen Überlebensvorteil sichern. Je stärker dieser Überlebensmechanismus ausgeprägt ist, desto höher ist das Risiko für einen negativen Krankheitsverlauf. Die Ergebnisse wurden aktuell im „International Journal of Cancer“ veröffentlicht.

Jede Körperzelle benötigt Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette, um ihre Aufgaben auszuführen, sich zu erhalten oder zu teilen. Das Gleiche gilt auch für Krebszellen. Diese können Fettsäuren selbst herstellen, um Zellteilung und Tumorwachstum zu ermöglichen. Unter Stressbedingungen sind Krebszellen dazu deutlich weniger in der Lage und müssen daher auf anderem Wege ihre Fettversorgung sicherstellen, wie Dr. Cristina Cadenas und ihr Team nun am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) feststellten.

Fett als Zellschutz vor freien Radikalen

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Unter Einfluss von Stress setzen einige Brustkrebszellen zur Versorgung mit Fett auf das Enzym Endotheliale Lipase G (LIPG). Dazu stellen die Brustkrebszellen LIPG her, schleusen es an die äußere Zellmembran und können dadurch komplexe Fette aus dem Blutkreislauf abfangen und verstoffwechseln. Auf diese Weise füttert LIPG die Brustkrebszelle mit „mundgerechten“ Fettsäuren. Gleichzeitig schützen sich die Brustkrebszellen mit Hilfe des LIPG gezielt vor schädigenden Einflüssen durch oxidativen Stress. Oxidativer Stress bezeichnet eine ungünstige Stoffwechsellage mit vielen Sauerstoffradikalen, die durch Stoffwechselprozesse oder durch externe Faktoren entstehen, wenn etwa Umweltgifte in den Körper gelangen. Das kann Zellen schädigen oder gar töten. Cadenas und ihr Team konnten den Schutzmechanismus gegen Zelltod belegen, in dem sie das LIPG-Gen deaktivierten, sodass die Brustkrebszellen kein LIPG herstellen konnten. Ohne LIPG starben viele der Zellen unter dem Einfluss von oxidativem Stress.

Je mehr LIPG desto höher das Risiko für weitere Metastasen

Die Forschenden konnten zudem einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem sehr hohen LIPG-Gehalt des Tumors und der metastasenfreien Zeit der Patientinnen nachweisen. „Je mehr fettspaltendes Enzym produziert wird, desto höher ist das Risiko für weitere Metastasen“, erklärt Molekularbiologin Cadenas vom IfADo. Sie vermutet: „Das könnte daran liegen, dass LIPG die Brustkrebszellen vor oxidativem Stress schützt und überlebensfähiger macht“. Dieser Zusammenhang wurde in Daten von Patientinnen beobachtet, bei denen der Primärtumor zunächst chirurgisch behandelt wurde und bei denen keine Metastasen in den Lymphknoten vorhanden waren. Ob eine Deaktivierung von LIPG oder eine Blockierung der Fettversorgung als therapeutische Maßnahme bei Brustkrebs in Frage kommt, muss jedoch noch erforscht werden.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Cristina Cadenas Garcia
Leiterin der Nachwuchsgruppe Interorgan-Toxikologie
Telefon: + 49 231 1084-392
E-Mail: cadenas@ifado.de


Originalpublikation:

Cadenas, C., Vosbeck, S., Edlund, K., Grgas, K., Madjar, K., Hellwig, B., Adawy, A., Glotzbach, A., Stewart, J. D., Lesjak, M. S., Franckenstein, D., Claus, M., Hayen, H., Schriewer, A., Gianmoena, K., Thaler, S., Schmidt, M., Micke, P., Pontén, F., Mardinoglu, A., Zhang, C., Käfferlein, H. U., Watzl, C., Frank, S., Rahnenführer, J., Marchan, R. & Hengstler, J. G. (2019), LIPG‐promoted lipid storage mediates adaptation to oxidative stress in breast cancer. International Journal of Cancer. doi:10.1002/ijc.32138


Weitere Informationen:

http://www.ifado.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW