WiZen-Projekt: Bessere Überlebenschance bei Krebsbehandlung in zertifizierten Zentren



Teilen: 

26.04.2022 10:00

WiZen-Projekt: Bessere Überlebenschance bei Krebsbehandlung in zertifizierten Zentren

Arbeit der Deutschen Krebsgesellschaft wird bestätigt: WiZen-Projekt zeigt bessere Überlebenschance bei Krebsbehandlung in zertifizierten Zentren.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

In einer groß angelegten Studie wurden in den vergangenen drei Jahren Patient*innendaten untersucht: Wissenschaftlich konnte jetzt die Hypothese gestützt werden, dass die Behandlung in zertifizierten onkologischen Zentren die Überlebenschance von Krebspatient*innen erhöht. „Damit wird die Arbeit der Deutschen Krebsgesellschaft bestätigt“, sagt PD Dr. Simone Wesselmann, DKG-Bereichsleitung Zertifizierung. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) erstellt die Anforderungen für die Zertifizierung von onkologischen Zentren, in denen alle für die jeweilige Tumorerkrankung relevanten Fachdisziplinen zusammenarbeiten, berufs- und sektorenübergreifend. Im Rahmen der Zertifizierung müssen alle Partner eines Zentrums jährlich nachweisen, dass sie quantitative und qualitative Mindestvorgaben bzw. Qualitätsindikatoren erfüllen.

Vorgestellt werden die Ergebnisse am 26. April in Berlin vom Innovationsfond-Projekt „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) – gemeinsam durchgeführt vom AOK-Bundesverband, von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren und dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung der TU Dresden. „Damit zeigt sich: Zentren mit unserem Gütesiegel ermöglichen eine bessere Behandlung. Das bietet Sicherheit für Patient*innen, Behandler*innen und politische Entscheidungsträger*innen“, erklärt Simone Wesselmann. Das Risiko für Patient*innen „zu versterben wurde um bis zu 26 Prozent gesenkt, wenn sie in einem zertifizierten Zentrum betreut wurden“, betont Simone Wesselmann.

Untersucht wurde in dem vom Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Projekt WiZen die Wirksamkeit der Gesundheitsversorgung bei folgenden Krebserkrankungen in den Jahren 2009 bis 2017: Kolon-, Rektum-, Pankreas-, Mamma-, Zervix-, Endometrium-, Ovarial-, Bronchial- und Prostatakarzinom sowie Kopf-Hals- und neuroonkologische Tumore. Analysiert wurde insbesondere das Überleben der Krebspatient*innen nach Behandlungen in Krankenhäusern mit und ohne Zertifikat. Grundlage für die Bewertung waren routinemäßig erhobene Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), bereitgestellt über das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) sowie Daten der vier klinischen Krebsregister (KKR) Regensburg, Dresden, Erfurt und Berlin-Brandenburg.

„Bei allen betrachteten Krebsarten wiesen die risikoadjustierten Modellierungen auf Überlebensvorteile von Patient*innen in DKG-zertifizierten Zentren sowohl anhand der GKV als auch der KKR-Daten hin“, heißt es im Ergebnisbericht. „Der Überlebensvorteil für Patient*innen mit Behandlungen in zertifizierten Zentren fiel für die verschiedenen Krebsarten unterschiedlich aus. Statistisch signifikant in beiden Datenquellen waren die Überlebensvorteile für das Kolon-, das Mamma-, das Zervix- und das Prostatakarzinom sowie neuroonkologische Tumoren“. Und weiter: „In den Krebsregisterkollektiven war bei den meisten Krebsarten der Überlebensvorteil durch Zentrumsbehandlung unter den Patienten mit lokal begrenzten und lokal fortgeschrittenen Stadien (I-III) deutlicher als unter den Patienten mit fortgeschrittenem Stadium IV.“

„Die WiZen-Ergebnisse mit den deutlichen Überlebensvorteilen bei Behandlung in zertifizierten Zentren, sprechen dafür, die multidisziplinäre Versorgung von Krebspatien*tinnen künftig auf die behandelnden Einrichtungen zu konzentrieren, die die Zertifizierungsvorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft erfüllen“, sagt Wesselmann. „Das Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft kann dabei als bürokratiesparender Nachweis für die Erfüllung der Voraussetzungen genutzt werden.“

Die Bildung von zertifizierten onkologischen Behandlungszentren auf Basis von einheitlichen Qualitätsstandards ist im Nationalen Krebsplan der Bundesregierung vorgesehen. Mit Stand 31.03.2022 gab es 1.778 zertifizierte Zentren, davon 148 Zentren im Ausland. Die Zentren sind an etwa 430 Krankenhäusern in Deutschland vertreten (Stand 31.12.2021) und im Jahr 2019 wurden 56% der neuerkrankten Patient*innen in einem zertifizierten Zentrum behandelt.

Die Details des WiZen-Projekts und weitere Informationen sind im Internet zu finden unter: www.aok-bv.de.

Die Deutsche Krebsgesellschaft

Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. Die rund 8.100 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 16 Landeskrebsgesellschaften und 35 Fördermitglieder sind in der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen tätig. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. www.krebsgesellschaft.de

Pressekontakt Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Ralf Mader
Kuno-Fischer-Straße 8
14057 Berlin
Tel: 030 3229329-60
presse@krebsgesellschaft.de


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Ralf Mader


Weitere Informationen:

http://www.krebsgesellschaft.de
http://www.aok-bv.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW