Cochrane Review: Paxlovid® bei COVID-19



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15.11.2022 10:54

Cochrane Review: Paxlovid® bei COVID-19

Eine Kölner Cochrane-Forschungsgruppe hat die Studienlage für das Arzneimittel Paxlovid® zur Behandlung der Coronavirus-Erkrankung gesichtet. Sie fanden neben acht noch laufenden Studien lediglich eine bereits abgeschlossene Untersuchung. Danach scheint Paxlovid® bei nicht geimpften Hochrisikopatient*innen Todesfälle zu verringern und den Zustand der Patient*innen zu verbessern.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Mit der Kombination aus den Wirkstoffen Nirmatrelvir und Ritonavir (Handelsname: Paxlovid®) ist seit Januar 2022 ein neues Arzneimittel zum Einnehmen zur Behandlung einer Coronavirus-Infektion auf dem Markt. Nirmatrelvir wirkt direkt gegen den Virus, Ritonavir erhöht die Wirksamkeit von Nirmatrelvir, indem es den Abbau von Nirmatrelvir blockiert. Ritonavir kann allerdings mit vielen anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten, was zu unerwünschten Wirkungen führen kann.

Zuletzt wurde in der Presse diskutiert, dass die ersten Chargen Paxlovid® bereits im November 2022 verfallen. Grund hierfür: Das Mittel wurde in einem beschleunigten Verfahren zugelassen, also auf Basis von weniger umfangreichen Studiendaten als sonst üblich. Dadurch fehlten auch Daten zur langfristigen Stabilität der Wirkstoffkombination, die deshalb zunächst nur mit kurzer Haltbarkeitsdauer zugelassen wurde. Inzwischen hat der Hersteller (Pfizer) jedoch neue Stabilitätsdaten vorgelegt und die Haltbarkeitsdauer wurde von der Europäischen Arzneimittelbehörde (European Medicines Agency, EMA) auf 18 Monate verlängert. Viele Packungen sind allerdings noch mit dem alten Aufdruck versehen, nach dem sie in den nächsten Monaten ablaufen.

Cochrane-Autor*innen der Cochrane Infectious Diseases Group an der Uniklinik Köln haben nun die Studienlage zur Wirksamkeit von Paxlovid® gesichtet und in einem „lebenden“, also fortlaufend aktualisierten systematischen Review zusammengefasst. Zum Stichtag 1. Juli 2022 konnten die Cochrane-Autor*innen eine randomisiert kontrollierte Studie mit 2.246 Teilnehmenden einschließen. Beachtlich ist, dass die Cochrane-Autor*innen acht weitere, derzeit laufende Studien identifizierten. Die Evidenzlage wird sich daher vermutlich schon bald ändern. In der vorliegenden Studie wurden nicht geimpfte COVID-19-Patient*innen mit dem Mittel behandelt, die ein erhöhtes Risiko für ein Fortschreiten der Erkankung hatten, bis dahin aber nur zuhause leichte Symptome zeigten. Die Behandlung begann innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der ersten Symptome.

Für diese spezielle Gruppe nicht geimpfter Hochrisikopatient*innen ergibt sich aus der Studie das Folgende: Im untersuchten Zeitraum von 28 Tagen scheint Paxlovid® Todesfälle und Krankenhauseinweisungen im Vergleich zu einer Placebobehandlung zu verringern. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wird von den Cochrane-Autor*innen jedoch als niedrig eingestuft. Grund hierfür ist, dass insgesamt nur wenige Todesfälle und Krankenhauseinweisungen vorkamen und dass die Art und Weise der Ergebnisanalyse zu systematischen Fehlern geführt haben könnte.

Bei der Anwendung des Mittels ist zu beachten, dass es bei Älteren, die häufig noch andere Medikamente einnehmen müssen, zu Arzneimittelwechselwirkungen und in der Folge zu unerwünschten Wirkungen kommen kann. Als behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse traten in der Studie vor allem Geschmacksstörungen und Durchfall auf.


Originalpublikation:

Reis S, Metzendorf M-I, Kuehn R, Popp M, Gagyor I, Kranke P, Meybohm P, Skoetz N, Weibel S. Nirmatrelvir combined with ritonavir for preventing and treating COVID‐19. Cochrane Database of Systematic Reviews 2022, Issue 9. Art. No.: CD015395. DOI: 10.1002/14651858.CD015395.pub2.


Weitere Informationen:

https://www.cochrane.org/de/CD015395/INFECTN_ist-die-kombination-aus-nirmatrelvi…


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW